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Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Titel: Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Luna Aarden
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nichts anderes übrig."
    Das sah Hazel allerdings ein und die nächsten Minuten verbrachte sie mit dem Versuch, trotz des Ruckelns und Schaukelns ihre derangierte Toilette wieder zu richten, was angesichts eines winzigen Spiegelchens, das sich in ihrem Retikül fand, nicht ganz einfach war.
    Frisch gepudert, mit einem zarten Hauch Rouge auf den Wangen und neuem Lippenrot war Hazel gezwungen, ihre Tränen zurückhalten zu müssen.
    Sie richtete, um sich abzulenken, ihre Aufmerksamkeit auf die Landschaft draußen. Die Sonne stand schon tief am Horizont.
    Irgendwann erreichten sie eine Poststation.
    Der Kutscher hielt an, um die Pferde zu tränken. Hazel wollte sich die Beine vertreten und kletterte aus der Kutsche. In den letzten roten Strahlen der Abendsonne sah man in einiger Entfernung den grotesken Umriss einer seltsamen Gestalt, die auf dem Weg stand. Hazel erschrak, aber einer der Wachmänner raunte: "Keine Sorge! Das ist nur der verrückte George. Er lebt als Einsiedler in einer halb verfallenen Hütte hier in der Gegend."
    Hazel konnte einen verlotterten, alten Mann mit zerzaustem, langen Bart erkennen.
    "Gib mir ein paar Pennies", flüsterte Hazel Jeremy zu, "ich hab kein Kleingeld bei mir."
    "Ich hab nur einen Schilling."
    "Dann gib mir den!"
    Jeremy kramte nach der Münze und reichte sie Hazel, welche sie dem Alten, der inzwischen an die Kutsche herangetreten war, in die schmutzige Hand drückte. Der Alte starrte bewegt auf diesen unverhofften Reichtum und murmelte einen Segensspruch, bevor er weitergrummelnd hinter der nächsten Wegbiegung verschwand.
    Der Kutscher kam mit der Nachricht, die Pferde seien versorgt, man könne weiterfahren. Der Wachmann bemerkte: "Der Wirt in der Poststation sagt, auf der Straße nach Winslow läge ein Baum quer, da werden wir nicht durchkommen. Wir müssen die nächste Abzweigung links nehmen und später wieder auf die Hauptstraße zurück."
    Der Kutscher nickte. "Ich kenn die Strecke", behauptete er und schwang sich auf den Kutschbock. Hazel stieg ein, der Wachmann hinten auf und die Kutsche rollte an.
    Sie überholten den alten George an der Abzweigung. "Ho!", rief er ihnen nach, als sie auf den Nebenweg abbogen, und winkte heftig mit den Armen. "Halt! Ho!"
    Hazel war froh, dass der Kutscher sich nicht um die Rufe des Alten scherte, sondern zügig das Tempo erhöhte.
    Der neue Weg war nicht gepflastert, was zwar den Vorteil hatte, dass das Fahrgeräusch weniger laut war, allerdings war der Boden uneben und man musste sehr bald die Fahrt wegen etlicher grober Erdschollen verlangsamen. Außerdem wurde es ziemlich rasch dunkel, zumal man die ersten Bäume eines ausgedehnten Waldes erreichte. Schließlich hielt der Kutscher an, um die Laternen anzuzünden. Aber das war eigentlich eine unnötige Maßnahme, denn es kam ihnen niemand entgegen und die Lampen warfen ihr Licht kaum eine Pferdelänge voraus. Während sich die Dunkelheit weiter über sie senkte, waren sie die einzigen, die auf diesem Weg durch den Wald unterwegs waren.
    Hazel wusste, dass sie eine lebhafte Fantasie besaß, und sie versuchte, ihre unruhigen Gedanken zu verdrängen, doch es gelang ihr kaum, denn der Wald war furchterregend dunkel. Die Vögel waren längst verstummt, und auch, nachdem sie das Fenster heruntergeklappt hatte, war nichts außer dem Trappeln der Pferdehufe und dem Knarren der Kutsche zu hören.
    Doch halt! Was war das da vorne? War das nicht ein Licht?
    Doch! Ein Licht, das hin- und hergeschwenkt wurde. "He-ho!", rief eine dunkle Gestalt.
    Der Kutscher zügelte die Pferde und hielt an. "Was gibt’s?", brüllte er ins Dunkel.
    Im nächsten Moment ertönte ein Schuss, dem ein ächzendes Aufstöhnen und ein dumpfer Fall folgten. Die Pferde wieherten, das eine ging hoch. Die Kutsche ruckte.
    Noch bevor sie richtig begriffen, was geschehen war, wurde der Schlag aufgerissen und sie blickten in die breite Mündung einer Pistole.
    "Aussteigen!", verlangte eine barsche Stimme.
    Hazel starrte ängstlich in das Gesicht des Banditen, der sich ein schwarzes Tuch vor Nase und Kinn gebunden hatte. Sie zitterte, denn sie hatte die vage Ahnung, diese Stimme schon einmal gehört zu haben. Die gedrungene Gestalt, die sich unter einem dunklen Umhang abzeichnete, verriet, dass es jedenfalls nicht Hayward war, oh Gott, nie hätte sie geglaubt, dass sie sich jemals wünschen würde, dass er es wäre!
    "Nun los schon! Wird’s bald?", knurrte er.
    "Tu, was er sagt!", flüsterte Hazel. "Ich gebe ihnen meinen

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