Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
Zeilen eine kleine Seitenstraße im Westen von London entlangschlendern sehen. Vor einem Haus blieb er stehen und musterte misstrauisch die Vorderfront des Gebäudes. Er wollte eben schon umkehren, als er einen vagen Geruch von Knoblauch wahrnahm und sich umdrehte. Ein unscheinbarer Mann mit einer Maulwurfsfellweste wollte eben in das Haus hinein. "Verzeihung, Sir", sagte er, denn Hayward versperrte den Eingang.
"Sagen Sie", fragte Hayward ihn, "wohnt hier ein Mr. Weathers?"
"Das bin ich", erwiderte der Mann, warf einen Blick über seine Schulter zurück und blickte angelegentlich die Straße hinauf und hinab. "Wollen Sie meine Dienste in Anspruch nehmen?"
"Das kommt drauf an", erwiderte Hayward vorsichtig.
"Dann kommen Sie doch mit in mein Büro", meinte Mr. Weathers freundlich. "Ich darf vorausgehen?"
Er führte Hayward durch den Hausflur und über einen Hof in den ersten Stock des Hintergebäudes. Das Büro erwies sich als ein Raum mit einem großen Schreibtisch vor dem Fenster und einem ebenso großen Bild mit einer Jagdszene an der Wand, das etwas schief hing, so dass Hayward sich der Vorstellung, dahinter sei ein Wandtresor verborgen, nicht entziehen konnte. Mr. Weathers verjagte eine Katze von einem Sessel, trug das Möbelstück vor den Schreibtisch und entfernte den fleckigen Schonbezug, bevor er Hayward diesen Platz mit einer einladenden Geste anbot.
Hayward setzte sich, nicht ohne unauffällig nachgeprüft zu haben, ob das Sitzpolster trocken war.
"Womit kann ich Ihnen dienen?", fragte Mr. Weathers.
"Sie haben Lord Fortescue einen wertvollen Dienst erwiesen ...", begann Hayward zögernd, weil er sich kaum vorstellen konnte, dass dieser unauffällige, etwas dümmlich dreinblickende Mann tatsächlich die ihm geschilderten erstaunlichen Taten vollbracht haben sollte.
"Wenn Sie es sagen", lächelte Weathers diskret.
"Ermitteln Sie auch im Ausland?"
"Das kommt drauf an, in welchem Land."
"Italien."
"Ja, das ist möglich."
"Könnten Sie mir eine ungefähre Vorstellung davon geben, was es kostet, Ihre ... Dienste in Anspruch zu nehmen?"
"Mein Tagessatz ist eine Guinee am Tag, dazu kommen Spesen für Übernachtung und Verpflegung, in der Regel nicht mehr als 5 Schilling am Tag, und natürlich die Reisekosten: Postkutsche nach Dover, Fähre rüber zum Kontinent, Postkutsche quer durch Frankreich nach Italien und zurück. Die Wechselkurse stehen im Moment günstig. Geht es nach Norditalien oder in den Süden?"
Hayward, dem es gelungen war, ohne mit der Wimper zu zucken zur Kenntnis zu nehmen, dass Mr. Weathers sich in Guineen, nicht in Schilling bezahlen ließ, sagte: "Nach Florenz."
"Sehr gut, das erspart mindestens eine ganze Tagesreise. – Wenn Sie mir andeuten könnten, worum es sich handelt? Falls Sie noch nicht sicher sind, ob Sie mir wirklich den Auftrag geben möchten, brauchen Sie selbstverständlich keine Einzelheiten zu nennen."
"Die Sache ist nicht so delikat, dass ich solche Vorsicht walten lassen müsste", entgegnete Hayward. "Ich möchte, dass Sie in Florenz die Fechtschule von Emilio die Lago aufsuchen und mir eine Liste seiner Schüler beschaffen."
Mr. Weathers hob die Augenbraue. "Verzeihung, Sir, würde nicht ein einfacher Brief an Signore di Lago meine zweifellos teureren Dienste erübrigen?"
"Ich fürchte nein. Emilio di Lago ist seit acht Jahren tot, und es ist ungewiss, ob irgendjemand in der Schule eine solche briefliche Anfrage tatsächlich bearbeiten würde. Emilio di Lago hatte außerdem Privatschüler, die in Schulverzeichnissen (sofern solche überhaupt existieren) nicht auftauchen. Außerdem reicht die Liste nicht aus, ich suche einen bestimmten Mann und das einzige, das ich von ihm weiß, ist, dass er in seiner Jugend Schüler bei Emilio die Lago gewesen ist."
Mr. Weathers lächelte. "Ah, da kommen wir der Sache schon näher. Können Sie mir noch genauere Angaben von dem Gesuchten machen?"
"Leider nein, ich sagte doch eben ..."
"Sie wissen mehr, als Sie glauben", unterbrach ihn Mr. Weathers. "Welche Nationalität hat der Mann beispielsweise?"
"Er ist vermutlich Engländer."
"Sie erwähnten, er sei in seiner Jugend bei Emilio di Lago Schüler gewesen ist – wie lange ist das ungefähr her?"
"Ich weiß es nicht. Wenn er die übliche Kavalierstour gemacht hat, war er damals wohl zwischen 15 oder 20, vielleicht auch 25, jetzt muss er vierzig sein oder eher etwas älter, um die fünfzig. Er hat eine Ausländerin geheiratet, sie gibt sich als Französin aus, aber
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