Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
Sie eintreten möchten", und führte Hayward in den Salon. Sie wartete angespannt, bis Jefferson die Treppe hinaufkam und ihr leise mitteilte, dass Lord John eingetroffen sei. "Also dann!", sagte sie zu sich selbst, holte tief Luft, um etwas Mut zu schöpfen, und schritt die Treppe hinunter zum Salon.
Nicht ohne Verlegenheit trat sie ein.
Hayward stand in Betrachtung des kleinen Portraits von "Mr. Hawthorne" versunken, das sie mit einem schwarzen Trauerflor versehen auf dem Kamin stehen hatten, und wandte sich nun um.
Zweifellos war er überrascht. Mit einem Blick umfasste er ihre ganze Gestalt, die hochtoupierte gepuderte Frisur, ihr blass geschminktes Gesicht mit dem zarten Rouge auf den Wangen und das tief dekolletierte Kleid mit der schmalen Taille und der winzigen Schleppe, wobei sein Blick eine Spur länger an ihrem Ausschnitt hängen blieb, der durch einen Hauch feiner Spitze hindurch einen Einblick auf sehr weiblich wirkende Formen gewährte, und hätte er nicht durch eigene Anschauung gewusst, dass Hazel an dieser Stelle etwas dürftig ausgestattet war, so wäre er niemals auf den Gedanken gekommen, dass die hübsche Trägerin dieses Kostüms auf raffinierte Weise der Natur ein bisschen nachgeholfen hatte.
Ein kleines Lächeln trat auf sein Gesicht. Er schritt auf sie zu, ergriff ihre Hand und beugte sich galant darüber. "Sie glauben gar nicht, wie erleichtert ich darüber bin, Sie vollständig angezogen vorzufinden", meinte er und fügte spöttisch hinzu: "Das heißt, soweit man bei einem solchen Dekolleté von vollständig angezogen reden kann. – Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so ... weiblich aussehen würden", meinte er. "Sie sind verdammt hübsch heute Abend."
Hazel errötete ungewollt und zog eine Grimasse.
Er grinste. "Und wer wird Sie begleiten?"
Hazel blickte ihm fest ins Auge. "Mein Bruder Jeremy", erwiderte sie ohne die Miene zu verziehen. Und auf dieses Stichwort hin trat Jeremy, der schon vor der Tür gewartet hatte, in korrektem Gesellschaftsanzug ein und konnte sich nicht enthalten, Hayward frech anzugrinsen. Er machte die knappe Andeutung einer Verneigung. "Guten Abend, Mylord", sagte er mit tiefer Stimme und drückte ihm die Hand mit festem Griff.
Hayward starrte ihn verblüfft an. Die Wattierung von Jeremys Anzug ließ seine Schultern nicht anders als männlich wirken. Seine Augenbrauen hatte er gegen den Strich gebürstet, um sie breiter wirken zu lassen, und seine wilden und etwas struppigen blonden Haare, die mit einem schwarzen Haarband im Nacken zusammengehalten waren, gaben keinerlei Hinweis mehr auf die Locken, zu denen sie bei ihrer letzten Begegnung noch gedreht waren.
"Das ist mal eine Überraschung!", stellte Hayward amüsiert fest. "Gehen wir!"
Das herzogliche Palais breitete sich im vornehmen Teil von London auf einem großen gepflegten Grundstück aus und wirkte, obwohl in den letzten Jahrzehnten die Häuser rechts und links aufdringlich nahe gerückt und in die Höhe geklettert waren, ausgesprochen imposant.
Hazel ließ sich von Hayward aus dem Wagen helfen und schritt aufrecht und beherrscht vor ihm die Stufen der weiten geschwungenen Treppe hinauf in den Ballsaal im oberen Stockwerk.
Eine ausgesprochen vornehme und exquisit gekleidete Dame mit liebenswürdigem Lächeln und Aufsehen erregender Frisur empfing die Gäste am Eingang des Saals. Sie hatte dieselben asymmetrischen Augenbrauen wie Hayward, obwohl die ihren zu schmalen Linien gezupft waren.
Hazel blieb zaudernd stehen, ihren Mund zu einem höflichen Lächeln eingefroren.
Hayward trat neben sie.
"Mutter, das sind Mr. und Miss Hawthorne", und zu Hazel und ihrem Bruder gewandt: "Lady Constance, Herzogin von Richmond."
Jeremy neigte sich über die Hand, die Lady Constance ihm hinhielt. Hazel war sich unsicher, wie tief sie ihren Knicks zu machen hatte, und wählte etwas in der Mitte zwischen Mädchenknicks und Hofknicks. Lady Constance musterte sie wohlwollend.
"Ich habe schon gehört , dass John neuerdings einen Mr. Hawthorne unter seine Fittiche genommen hat. – Und Sie sind also seine hübsche Schwester", stellte sie freundlich fest.
"Oh nein", erwiderte Hazel ernsthaft, "wenn von seiner hübschen Schwester die Rede ist, ist immer Cecily gemeint."
Hayward warf ihr einen seltsamen Blick zu.
"Warum hast du sie nicht auch eingeladen?", fragte Lady Constance ihren Sohn vorwurfsvoll.
"Das habe ich ja. Aber Cecily konnte leider nicht kommen", beeilte Hayward sich zu versichern. "Und das
Weitere Kostenlose Bücher