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Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Titel: Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Luna Aarden
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beißen Sie hinein!", raunte er. Aber als Hazel dem Folge leisten wollte, entzog er ihr mehrmals neckisch die Frucht, so dass ihre Zähne kaum das Fruchtfleisch ritzten und ihre Lippen von der glatten Schneidefläche abrutschten. Er lachte leise über ihre vergeblichen Versuche, den Pfirsich zu erhaschen, überließ ihr jedoch plötzlich die Frucht und Hazel biss hinein und erwischte ein Stückchen von der samtigen Haut und etwas von dem darunter liegenden zarten Fruchtfleisch. Es schmeckte köstlich.
    "Noch mehr?", fragte er und tippte mit dem Pfirsich mehrmals scherzhaft an ihren Mund, bis Hazel ihn öffnete. "Beißen Sie tief hinein!", verlangte er.
    Hazel tat es und sogleich rann ihr der Saft der reifen Frucht das Kinn hinab. Rasch wischte sie sich mit der Hand trocken, bevor ihr die Tropfen den Hals hinab in den Kragen rinnen konnten.
    Sogleich quiekten und kicherten einige der unsichtbaren Anwesenden und eine freche Stimme rief: "Das gilt nicht! Hände auf den Rücken!"
    Hazel, die selbst hatte lachen müssen, biss genüsslich in das zarte Fruchtfleisch.
    "Und nun", flüsterte Kirby, "bleibt nicht mehr viel; nur das letzte Geheimnis des Pfirsichs müssen Sie noch erkunden ..."
    Hazel hörte ein leises knirschendes Geräusch, konnte aber nicht erraten, was Kirby getan hatte. "Öffnen Sie den Mund weit!", befahl er.
    Hazel, die wusste, wie albern man dabei aussehen würde, zögerte eben noch, es zu tun, als sie spürte, wie etwas Hartes sich gegen ihren Mund drängte und sich unnachgiebig zwischen ihre Lippen zwängte, bis sie nachgab und den Mund öffnete und Kirby ihr den harten Kern vollständig in den Mund schob. Er war so groß, dass man ihn kaum im Mund bewegen konnte. Hazel fühlte, wie eine Spitze ihr von innen gegen die eine Wangenseite stach, die Oberfläche des Kerns war teils noch von anhängendem Fruchtfleisch bedeckt und glitschig, an anderer Stelle aber kahl und gefurcht und verursachte ein lautes Geräusch, wenn ihre Zähne darüberkratzten.
    Die anderen lachten. Hazel nahm grinsend den Kern aus dem Mund. Sie fühlte eine Hand nach dem Knoten ihrer Augenbinde tasten.
    "Und jetzt schauen Sie!", sagte Kirby. "Schauen Sie sich die wundervollen Farben dieser köstlichen Frucht an!"
    Er zog ihr rasch den Seidenschal von den Augen. Hazel blinzelte einen Moment in die Helle – das Tuch war etwas stramm gebunden gewesen – und so tauchten die rote und die gelbe Farbe rund vor ihr auf und ergaben erst kurz drauf die Ansicht eines reifen Pfirsichs mit gelbem, fast weißem Fruchtfleisch, in das hinein sich von der Schale aus rote Sprenkel ergossen. Hazel sah auf – und blickte direkt in Kirbys Gesicht, das unvermutet nah vor ihr war. Kirby kniete auf einem Bein vor ihr, beinahe zwischen ihren Schenkeln, und schaute ihr auf beunruhigende Weise direkt in die Augen.
    Als sie seinem Blick auswich und an ihm vorbeischaute, sah sie in dem hohen Spiegel hinter ihm eine hastige Bewegung und erkannte eben noch Lady Burchington, die wohl, von allen unbemerkt, auf der Schwelle der halb geöffneten Tür gestanden hatte und sich soeben mit einem kaum hörbaren Rascheln ihres Seidenkleids entfernte.
    Mit klopfendem Herzen sah Hazel sich ihrem eigenen Spiegelbild gegenüber. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen glänzten, ihre Lippen glühten in einem intensiven Korallenrot, eine Färbung, die unmöglich von dem blassen Fruchtsaft stammen konnte, sondern eine ganz andere Ursache haben musste. Und Hazel nahm mit Befremden wahr, dass ihre Adern von raschem Blut durchpulst wurden,ja dass ihr ganzer Körper erregt war und sich nach Berührung sehnte.
    Hazel erschrak.
    Und sie erschrak um so mehr, als sie erkannte, dass Kirby sehr wohl beobachtet hatte, was in ihr vorging, dass Kirby dieses frivole Spiel, so harmlos es nach außen wirken mochte, berechnend eingesetzt hatte, weniger um ihre Sinne als vielmehr ihre Sinnlichkeit zu wecken ... und sie begriff, dass sie soeben von ihm vor aller Augen verführt worden war – und dass das Kichern der Zuschauer nur die atemlose Stille abgelöst hatte, die geherrscht hatte, als alle ihr beim Essen zugesehen hatten.

    Sie griff nach den beiden zusammengesetzten Pfirsichhälften, die er ihr hinhielt, so dass dort, wo der Schnitz fehlte, eine schmale Spalte klaffte und auf der anderen Seite deutlich ihr länglicher Biss im feucht glänzenden Fruchtfleisch zu sehen war – (bei ihrer überreizten Fantasie weckte sogar dieser Anblick aufdringliche Assoziationen) – und erhob sich.

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