Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
Münzen daneben und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das würde ich mir an Ihrer Stelle gut überlegen", gab er ruppig zurück, "ich fahre nämlich jetzt gleich."
Hazel zog den Inhalt ihrer Nase hoch. "Macht mir nichts aus", entgegnete sie knapp.
"Fahren wir", erwiderte Hayward.
Als sie nach draußen in die kühle Nachtluft traten, atmete Hazel auf.
"Gott, Hayward, ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so froh sein würde, Sie zu sehen", gab sie aufrichtig zu.
"Bescheuerte Idee von Ihnen, mit Kirby allein durch die Gegend zu ziehen", knurrte er.
"Erst waren wir ja nicht allein", stellte sie richtig, "aber die anderen sind uns unterwegs irgendwie abhanden gekommen. Und die erste Station unserer Tour war durchaus anständig."
Hayward warf ihr einen vielsagenden Seitenblick zu, schwieg aber.
Stafford, Haywards Kutscher, lenkte eben den Wagen um das Haus herum und hielt an.Hayward öffnete den Schlag und ließ Hazel einsteigen, ging um die Kutsche herum und stieg, indem er es Hazel überließ, die Tür auf ihrer Seite zu schließen, selbst ein.
Hayward machte dem Kutscher ein Zeichen, woraufhin er die Pferde anziehen ließ.
"Ich habe mir früher nie eine Vorstellung davon gemacht, womit Männer sich die Zeit vertreiben", stellte Hazel fest. "Aber ich muss sagen, die Einblicke, die ich inzwischen gewonnen habe, tragen nicht unbedingt dazu bei, dass ich eine hohe Meinung von diesen Beschäftigungen gewinne."
Hayward zuckte mit den Achseln. "Was Kirby Ihnen vorführt, ist nicht unbedingt der Durchschnitt", meinte er gleichgültig.
"Ich hätte übrigens nicht gedacht, dass Sie so eine Art der Unterhaltung bevorzugen würden."
"Ich habe nie behauptet, dass ich diese Art der Unterhaltung bevorzuge."
"Aber Sie waren doch auch da", wandte sie ein, "und im Cimarron habe ich Sie auch gesehen, wenn Sie sich auch offensichtlich Mühe gaben, ungesehen zu bleiben."
"Und ich war auch im Harper’s und im Windroof und im Sailor’s End ", fügte Hayward hinzu.
Hazel blickte ihn verdutzt an. "Soll das heißen, Sie sind mir den ganzen Abend über gefolgt?", fragte sie ungläubig. "Warum?"
"Weil ich in dem Moment, in dem Sie Lady Burchingtons Abendgesellschaft verließen, den vagen Verdacht hatte, wie und wo das enden könnte."
Hazel wollte spontan gegen diese Unterstellung protestieren, die implizierte, der Marquis habe es von Anfang an darauf abgesehen, Matthew Hawthorne von den anderen zu trennen, um ihn dann spät nachts allein nach Hause fahren zu können. Schließlich hatte ja nicht Kirby, sondern Mary stets die Vorschläge gemacht, wohin es als nächstes ginge, und von den Freundinnen im Sailor’s End konnte er ja auch nichts geahnt haben. Aber plötzlich kam ihr der unangenehme Gedanke, dass es für Kirby auch gar nicht nötig gewesen war, einzugreifen, er hatte einfach nur abwarten müssen, wann sich eine gute Gelegenheit bot. Hazel biss sich auf die Lippe und schwieg.
"Haben Sie es eigentlich irgendjemandem verraten, dass ich ein Mädchen bin?", fragte sie schließlich.
"Nein. Warum?"
"Ich fühlte mich bislang als Junge einigermaßen sicher, ich war der Überzeugung, dass niemand gemerkt hätte, dass ich ein Mädchen bin, aber heute Abend – meine Zeit, ich habe selten so viele Avancen erhalten, wie vorhin – und selten auf diese direkte Weise."
Hayward räusperte sich. "Hawthorne", begann er, "und ich bitte Sie, diese Anrede zu beachten, denn das, was ich Ihnen jetzt sagen werde, ist nichts für Violas Ohren – Hawthorne, diese Herren machen Ihnen Avancen, weil sie glauben, dass Sie ein Junge sind."
Hazel brauchte einen Moment, bis sie begriff. "Oh", sagte sie und konnte nicht verhindern, dass sie errötete. "Ich bin ziemlich naiv, oder?", fügte sie schuldbewusst hinzu.
"Ja", knurrte Hayward, "was übrigens der Hauptgrund ist, warum Sie für Kirby und Konsorten interessant sind."
Hazel überlegte. "Wenn Sie ,Kirby und Konsorten‘ sagen, meinen Sie dann, dass Kirby, was seine Neigung angeht, einer von dieser Sorte ist?", fragte sie vorsichtig. "Denn ich hatte den Eindruck, dass er heftig mit den Damen flirtet, und bilde mir ein, dass irgendeine Mrs. Sowieso erwähnt hat, der Marquis habe sich in seiner ersten Ehe stets nebenher eine Geliebte gehalten."
"Kirby ist wohl eher von der Sorte, die nichts unausprobiert lässt", erwiderte Hayward nüchtern. "Was im Klartext heißen soll, dass er sich je nach Laune eine Geliebte oder einen Lustknaben hält."
Da Haywards Kutscher ein ziemlich
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