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Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Titel: Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Luna Aarden
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massierte sie, bevor das Kitzeln womöglich unerträglich wurde, mit ihrem Daumen sanft Lady Burchingtons Fußsohle, während sie aufschaute und an ihrem Gesicht ablas, welcher Druck und welche Stelle ihr den angenehmsten Genuss verschaffte.
    Hazel wusste, dass das Risiko, von jemandem beobachtet zu werden, mit jeder Sekunde größer wurde. Sie tastete daher nach der Pantolette unter ihrem Schemel. Weil sie sie nicht gleich fand, ging sie auf ein Knie und griff von der anderen Seite darunter, erwischte diesmal das Pantöffelchen, fasste mit der anderen Hand zart Lady Burchingtons Ferse und schob ihr behutsam den Schuh an den Fuß.
    Lady Burchington öffnete ihre Lider. Ihre Augen hatten einen glasig verschwommenen Ausdruck, der sich langsam verlor, während sie Mr. Hawthorne in die Augen schaute. Hazel, die noch immer vor ihr kniete, dicht, zu dicht, wollte aufstehen, aber Lady Burchington hinderte sie daran, indem sie rasch ihre Hand auf Hazels Arm legte. Ein tiefer Blick in ihre Augen, sie umfasste mit ihren schlanken Fingern Mr. Hawthornes Nacken, zog seinen Kopf zu sich und küsste Mr. Hawthorne mit zärtlichem Verlangen auf den Mund.
    Erschrocken wagte Hazel nicht, sich zu rühren.
    Gleich merkte Lady Burchington, dass ihr Kuss nicht erwidert wurde, gleich sah sie, dass Mr. Hawthorne sie bestürzt anstarrte, gleich wusste sie, dass sie zu weit gegangen war. Da sie Mr. Hawthornes Entsetzen jedoch seiner unerfahrenen Jugend und dem Moment der Überraschung zuschrieb, wagte sie einen zweiten Kuss, diesmal vorsichtiger, sanfter, um Mr. Hawthorne Zeit zu geben, sich von seinem ersten Schrecken zu erholen, und während ihr Mund mit zarten Bewegungen Matthews Lippen berührte, spürte sie, wie Mr. Hawthornes Starre sich löste, wie sein Nacken und sein Mund nachgiebiger wurden, bis er schließlich ihren Kuss erwiderte.
    Völlig außer Atem gab sie ihn endlich frei.
    Hazel war zutiefst verstört, nicht nur deshalb, weil sie beide endgültig Opfer eines Missverständnisses geworden waren, sondern ebenso deshalb, weil Lady Burchingtons Kuss sie weitaus mehr erregte, als er es hätte tun sollen.
    Wie diese verfahrene Situation noch retten?
    "Das dürfen wir nicht!", flüsterte Mr. Hawthorne. "Sie wissen genau, dass wir das nicht dürfen! Sie sind eine verheiratete Frau ..."
    Da: man hörte Schritte auf der Treppe! Hazel sprang auf und trat rasch ein paar Schritte zur Seite. Als sie sich umdrehte, war Lady Burchington verschwunden.

    Es war Lady Arabell, die verwitwete Countess of Cucumber, die in diesem Moment an der Tür vorbei die Stufen hinaufschritt und den Tanzsaal betrat. Etliche Augen wandten sich sofort zu ihr um. Sie war solches Aufsehen gewohnt und hatte es auch diesmal erwartet, zumal sie selbst mehrere Stunden zuvor damit verbracht hatte, ein solches Aufsehen erregendes Ergebnis zu erreichen. Zudem hatte sie schon als Mädchen aus dem Märchen "Aschenputtel", das ihre Großmutter ihr erzählt hatte, die Quintessenz herausgelesen, nämlich dass man in einer Menge von aufgeputzten Frauenzimmern nur dann auffällt, wenn man später als die übrigen kommt. Außerdem schadete zu viel abendliches Essen ihrer schlanken Figur, und so kam sie, wie üblich, zu spät und umgeben von dem Nimbus, vorher schon auf einer anderen, aber langweiligeren Gesellschaft gewesen zu sein.

    Nur eine eingeweihte Freundin hätte über diese Winkelzüge Bescheid gewusst; da Lady Arabell aber keine eingeweihte Freundin besaß, ahnte niemand, dass die schöne und noch junge Frau seit dem Tod ihres Gatten zunehmend seltener eingeladen wurde, vor allem bei Hofe. Eine Tendenz, die ihr geheime Sorgen bereitete, denn ihr Status als Countess war nicht unangefochten: die Existenz eines dreijährigen Sohnes hielt Lady Arabell noch auf ihrem Thron, aber ein ungeeigneter Verwalter hatte eine Misere heraufbeschworen und die Verwandtschaft ihres Mannes begann, unangenehme Fragen zu stellen. Sie fand es lästig, sich ständig behaupten zu müssen, und hielt daher seit geraumer Zeit Ausschau nach einem Ehemann, der ihr die unangenehmen Pflichten abnehmen und womöglich ihre desolate Finanzlage ein wenig aufbessern könnte. Sie hatte den Marquis of Wainwright in die engere Wahl gezogen, in die sehr enge Wahl, wenn man genau sein wollte, denn sein blendendes Aussehen, seine freundschaftlichen Kontakte zum Königshaus und seine finanziellen Möglichkeiten machten ihn zu einem umschwärmten und begehrten Kandidaten. Leider fanden das auch etliche andere

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