Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
entgegen. Der Raum hatte sich weiter geleert, vermutlich weil im großen Saal eben irgendeine Lustbarkeit zum Vergnügen der Gäste begonnen hatte. Aufgeregtes Murmeln und Kichern klang gedämpft zu ihnen herüber und ein allgemeines, bewunderndes "Aaah!" aus vielen Kehlen brachte auch die letzten Anwesenden dazu, neugierig den Raum zu verlassen. Noch bevor Lady Burchingtonihr Glas halb ausgetrunken hatte, waren sie allein.
Kein Stuhl weit und breit, nur ein kleiner, gepolsterter Fußschemel stand in der Nähe. Da Hazel zögerte, neben Lady Burchington Platz zu nehmen (die unabwendbare Nähe könnte zu weiteren Missverständnissen führen), es aber auch unhöflich fand, neben dem Sofa stehen zu bleiben, weil Lady Burchington dann gezwungen war, ihren Hals zu verrenken, um zu Hazel aufzuschauen, setzte sich Hazel, einem Impuls folgend, auf den kleinen Schemel zu Lady Burchingtons Füßen.
Überrascht von dieser Geste konnte Lady Burchington nicht umhin, sich zu erinnern, dass Mr. Hawthorne sie eine Göttin genannt hatte, und empfand ein eigenartig anregendes Gefühl dabei, obschon sie nicht ohne Amüsement zur Kenntnis nahm, mit welch schlichten Mitteln es Mr. Hawthorne gelungen war, sie neuerlich in diesen Stand zu erheben.
Hazel hingegen hatte nicht bedacht, welchen Blickwinkel man auf diesem niedrigen Niveau haben würde, sie hatte direkte Sicht auf Lady Burchingtons Füße, die jene mit damenhafter Eleganz unter dem Rocksaum hervorschauen ließ. Hazel, die nicht nur über eine überdurchschnittliche Körpergröße, sondern zu ihrem Leidwesen auch über große Füße verfügte (was so weit ging, dass Jeremy und sie dieselben Schuhe tragen konnten), betrachtete wenig neidvoll, sondern eher mit Bewunderung Lady Burchingtons zierlich gebauten Fuß, der in den schicken Pantoletten, die einen schmalen, gebogenen Absatz hatten, noch kleiner wirkte.
"Was haben Sie für kleine Füße!", sagte Hazel impulsiv.
Lady Burchington lachte ihr helles Mädchenlachen.
Im nächsten Moment verwünschte Hazel ihr Mundwerk, denn zweifelsohne lag es nahe, eine Verbindung zwischen diesem entzückten Ausruf und ihrem tollpatschigen ersten Satz herzustellen. Doch nicht genug damit: es war Sommer, es war heiß, die Mode mit ihren Miedern und Röcken eher schweißtreibend, so dass Lady Burchington auf Strümpfe verzichtet, stattdessen ihre Fußnägel jedoch zart rosa lackiert hatte.
Ihre Füße waren tatsächlich nackt.
Hazel zögerte.
Warum versuchte sie ständig, neuen Missverständnissen auszuweichen? In einigen Tagen würde sich Matthew Hawthorne in Luft auflösen und nichts hinterlassen, als eine verblassende Erinnerung ...
"Lassen Sie uns etwas ganz Unanständiges tun!", wisperte sie.
Ein kleiner Laut entrang sich Lady Burchington, nicht viel mehr als ein winziges Aufkeuchen. "Wenn uns jemand sieht ...", stieß Lady Burchington bebend hervor.
"Geben Sie mir Ihren Schuh!", verlangte Hazel leise.
"Mr. Hawthorne ...!", flüsterte sie.
Ihre Blicke begegneten sich.
Zögernd hielt sie ihm ihren beschuhten Fuß hin.
Ein verwegenes Glitzern funkelte in Hazels Augen. "Nicht den ganzen Fuß", forderte sie, "erst den Schuh!"
Ihre Hand wartete eine Spanne weit unterhalb des Fußes.
"Was wollen Sie damit?", wisperte Lady Burchington unruhig. Ihr Atem ging rasch. Im nächsten Moment klappte das Pantöffelchen von der Ferse herunter, baumelte unentschlossen auf dem vorderen Rist, rutschte, da sie ihren Fuß zögernd senkte, sanft hinab auf die Zehen, schaukelte zaudernd hin und her, glitt schließlich auch von dort herunter, fiel und landete in Hazels Hand.
Lady Burchington war eine Frau mit Fantasie. Diese kleine winzige Bewegung, dieses sanfte Streichen der Pantolette über ihre bloße Haut reichte aus, um Lady Burchington in eine ungeahnte Erregung zu versetzen.
"Schließen Sie die Augen!", verlangte Hazel leise. Lady Burchington tat es. Hazel legte das Pantöffelchen lautlos unter ihrem Schemel ab. Sie fuhr vorsichtig mit den Fingern über die zarte Haut des Fußrückens, streichelte über die Zehen und ließ ihren Finger in den Zwischenraum gleiten, den der große Zeh mit dem sich anschließenden kleinen bildete.
Lady Burchingtons Fuß zuckte, während ein kleines zitterndes Aufkeuchen anzeigte, dass das eigenartige Gefühl, das diese klitzekleinen Berührungen verursachten, sie durchaus entflammt hatte.
Pantoletten mit so hohem Absatz waren ziemlich unbequem, das wusste Hazel aus eigener leidvoller Erfahrung. Deshalb
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