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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Diewilde Mac hatte Hunger, nahm ein Messer, spießte eine Erdbeere damit auf und steckte sie in den Mund. Ich hätte auch meinen Speer benützt, aber wie immer war er in dem Moment verschwunden, in dem V’lane seinen Auftritt hatte. Ich fühlte mich nackt ohne ihn – nackter als auf der Massageliege, und wenn ich die Wahl hätte zwischen Nacktheit und Speer oder angezogen und unbewaffnet, wäre ich so, wie Gott mich geschaffen hatte, durch das Hotel gelaufen.
    In den letzten Tagen war V’lane immer in seiner menschlichsten Gestalt und mit sehr verminderter erotischen Ausstrahlung erschienen. Auch er versuchte, an meine Dankbarkeit zu appellieren. Ironischerweise weckten Barrons und er, je mehr sie sich um mich bemühten, mein Misstrauen immer mehr. Die Leute drehten die Köpfe nach dem Feenprinzen um, wenn er sich in der Öffentlichkeit mit mir zeigte. Und die Frauen verschlangen ihn mit Blicken, obwohl er die Erotik gedämpft hatte.
    Ich bediente mich an den Köstlichkeiten, häufte Erdbeeren, Ananas, Hummer, Krabbencracker und Kaviar auf meinen Teller. Zu lange hatte ich nur von Popcorn, Energie-Riegeln und Instantnudeln gelebt. »Was genau ist das Sinsar Dubh, V’lane, und wieso wollen es alle haben?«
    V’lane hatte die Augen halb geöffnet und wandte den Blick ab. Es war ein menschliches Verhalten – heimlichtuerisch, nachdenklich, als müsste er Unmengen von Informationen sortieren und sich überlegen, was er, wenn überhaupt etwas, preisgeben wollte. »Was weißt du darüber, MacKayla?«
    Â»Praktisch nichts«, antwortete ich. »Was … steht drin, worauf sind alle so erpicht?« Es war schwer, es sich
    als Buch vorzustellen, in dem etwas geschrieben stand; ich hatte immer die Bestie vor Augen, keine Seiten.
    Â»Wie sah es aus, als du ihm zum letzten Mal begegnet bist? Wie ein Buch? Uralt und sehr dick mit Ledereinband und Schlössern?«
    Ich nickte.
    Â»Hast du gesehen, in welche Kreatur es sich verwandelt?« Er musterte forschend mein Gesicht. »Ich sehe es dir an. Das hast du mir bisher verschwiegen.«
    Â»Ich hielt es nicht für wichtig.«
    Â»Alles, was das Sinsar Dubh betrifft, ist wichtig. Welche Legenden erzählen sich die Menschen über seine Ursprünge, Sidhe-Seherin?«
    Wenn er mich so und nicht mit Namen ansprach, war das ein sicheres Zeichen, dass er unzufrieden mit mir war. Ich erzählte ihm das Wenige, das ich im Buch der Invasionen darüber gelesen hatte.
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist die neuere Geschichte. Sehr ungenau. Uns hat es schon viel früher gegeben. Kennst du die Geschichte des Unseelie-Königs?«
    Â»Nein.«
    Â»Demnach weißt du auch nicht, wer er ist.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sollte ich?«
    Â»Der Unseelie-König war einst König des Lichts, der Gefährte der Königin – ein Seelie. Am Anfang gab es nur Seelie.«
    Jetzt hatte er meine Aufmerksamkeit. Ich hörte aufmerksam zu. Dies war die wahre Legende aus dem Munde eines Feenwesens. Diese Geschichte würde ich vermutlich nicht einmal in den Sidhe -Seherinnen-Archiven finden. »Was ist passiert?«
    Â»Was ist in eurem Paradies passiert?«, spöttelte er. »Das, was immer geschieht. Einer wollte mehr.«
    Â»Der König?«, riet ich.
    Â»Das königliche Geschlecht ist matriarchalisch. Der König hat vergleichsweise wenig Macht. Nur die Königin kennt das Schöpfungslied.«
    Â»Was ist das Schöpfungslied?« Barrons hat davon gesprochen, und in manchen Büchern wurde darauf verwiesen, aber ich wusste immer noch nicht, was es war.
    Â»Das kann ich unmöglich so erklären, dass es ein kleiner menschlicher Verstand versteht.«
    Â»Versuch’s«, forderte ich ihn ungerührt auf.
    Er zuckte affektiert mit den Schultern. »Es ist Leben. Von dort kommen wir. Es ist die ultimative Macht des Erschaffens und der Zerstörung – je nachdem, wie man es einsetzt. Es singt in sein … in die Veränderung.«
    Â»Im Gegensatz zur Stagnation, zum Stillstand.«
    Â»Genau«, bestätigte er. Dann wurden seine Augen schmal. »Du verhöhnst mich.«
    Â»Nur ein bisschen. Gibt es für Feenwesen wirklich nur diese beiden Zustände?«
    Ein eisiger Windstoß fegte über die Terrasse, und winzige Eiskristalle landeten auf meinem Teller. »Unsere Wahrnehmung ist keineswegs begrenzt, Sidhe

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