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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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forderte deren Zerstörung. Das Erschaffen war ihr Recht, nicht seines. In Wahrheit war sie beunruhigt, dass der König eine solche Perfektion erlangt hatte. Er behauptete, er habe sie als Geschenk für sie gemacht; das schmeichelte ihr, insbesondere, da er ihr seit Ewigkeiten keinen Tribut mehr gezahlt hatte.
    Der König überließ ihr jedoch nur einige der Spiegel. Die anderen hielt er vor ihr versteckt – für seine Konkubine. Er brachte sie an einen Ort, an dem er üppige Gärten anlegen und ein großes schneeweißes Haus auf einem Hügel erbauen ließ. Das Haus hatte mehrere hundert Fenster und Tausende Zimmer. Als seine sterbliche Geliebte rastlos wurde, stellte er ein Amulett für sie her, mit dessen Hilfe sie die Realität nach ihren Wünschen verändern konnte. Als sie über Einsamkeit klagte, schenkte er ihr die Schatulle.«
    Â»Was macht die Schatulle?«
    Â»Das weiß ich nicht. Sie wurde seither nicht gesehen.«
    Â»Heißt das, er hat auch das Buch für seine Konkubine verfasst? Warum?«
    Â»Geduld, Mensch. Ich erzähle diese Geschichte.Der König setzte seine Experimente fort. Äonen vergingen. Er erschuf mehr … missgestaltete Wesen. Im Laufe der Zeit, die uns glücklicherweise im Überfluss zur Verfügung steht, wurden sie immer vollkommener, bis einige von ihnen so schön waren wie die Seelie. Die königlichen Unseelie waren geboren, Prinzen und Prinzessinnen. Die dunklen Gegenstücke zu den lichten. Und wie ihre Pendants wollten sie das, was ihnen rechtmäßig zustand: Macht, Freiheit und die Herrschaft über die niederen Wesen. Der König verweigerte ihnen diese Vorzüge. Geheimhaltung war für seinen Plan nötig.«
    Â»Aber einer sprach doch bei der Königin vor«, mutmaßte ich. »Einer der Unseelie.«
    Â»Ja. Und als sie vom Betrug des Königs hörte, versuchte sie, ihm die Macht zu nehmen, inzwischen war er allerdings sehr stark geworden und hatte zu viel gelernt. Nicht das Lied, dafür aber eine andere Melodie. Eine dunklere. Sie fochten einen erbitterten Kampf aus und schickten ihre Armeen ins Feld. Tausende Feen ließen ihr Leben. Zu dieser Zeit besaßen wir noch viele Waffen. Die Feenwesen vergingen und wurden schwarz, der Himmel nahm die Farbe unseres Lebensblutes an, der Planet, auf dem wir lebten, weinte über unsere Schande und bekam einen Riss von einem Ende zum anderen. Und immer noch kämpften sie, bis der König das Schwert und die Königin den Speer nahmen. Der König tötete die Feenkönigin.«
    Ich sog scharf die Luft ein. »Die Königin ist tot?«
    Â»Und mit ihr starb das Lied. Sie verlor ihr Leben, ehe sie ihre Nachfolgerin bestimmen und ihre wesentliche Substanz weitergeben konnte. Als sie starb, verschwanden der König und alle Unseelie. Vor ihrem Tod gelang es ihr noch, die Gefängnismauern fertigzustellen,und mit ihrem letzten Atemzug sprach sie den Zauber, der die Unseelie in diesen Kerker verbannte. All jene, die sich der Reichweite des Zaubers entziehen konnten, wurden von den Seelie gejagt und getötet.«
    Â»Und wie kommt das Buch ins Spiel?«
    Â»Das Buch sollte nie das werden, was es jetzt ist. Es war als eine Art Wiedergutmachung gedacht.«
    Â»Wiedergutmachung?«, echote ich. »Du meinst für den Mord an der Königin?«
    Â»Nein. Der König wollte bei seiner Konkubine Wiedergutmachung leisten. Sie ist ihm durch einen Spiegel entschlüpft und führte ihr eigenes Leben. Sie verabscheute das, was aus dem König geworden war, und verließ ihn auf die einzige Art, die ihr geblieben war.«
    Ich schauderte – was für eine gruselige Geschichte!
    Â»Man sagt, der König sei verrückt geworden und habe, nachdem der Wahnsinn nachgelassen hatte, eine wahre Schreckensherrschaft über das Dunkle Königreich, das er selbst geschaffen hatte, ausgeübt. Er schwor auf den Namen seiner Geliebten, dass er ein vorbildlicher Anführer seines Volkes sein würde. Aber er wusste zu viel. Wissen ist Macht. Ungeheuerliches Wissen ist ungeheuerliche Macht. Sein Volk traute einem derart mächtigen Mann nicht. Da er wusste, dass sie ihm niemals Zugang zum Kelch des Vergessens gewähren oder, falls es ihm doch gelingen sollte, daraus zu trinken, noch in derselben Sekunde vernichten würden. Deshalb hat er ein mystisches Buch verfasst, in dem er all sein Wissen verewigte. Er wollte es

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