Im Schatten dunkler Mächte
in einen anderen Bereich verbannen, wo es niemals gefunden werden und keinen Schaden anrichten konnte. AnschlieÃend plante er, zu seinem Seelie-Volk zurückzukehren, es um Vergebung zu bitten und in ein neues Zeitalter zu führen.Das Feenvolk sollte zu einem Patriarchat werden. Die Unseelie wären selbstverständlich in ihrem Gefängnis geblieben.«
»Das ist also dieses Buch«, rief ich aus, »ein Teil des Dunklen Königs! Der böseste Teil.«
»Ãber die Jahrtausende hat es sich verändert, wie es alle Feenobjekte tun, und wurde zu einem lebendigen Ding, das sich beträchtlich von dem unterscheidet, was der König kreiert hatte.«
»Und warum hat der König es nicht zerstört?«
»Er hatte seinen â wie sagt ihr dazu? â, seinen Doppelgänger geschaffen. Das Buch war ihm ebenbürtig, und er konnte es nicht vernichten. Er fürchtete viel mehr, dass es ihn eines Tages besiegen würde. Er verbannte es, und für lange Zeit war es verschwunden.«
Ich fragte mich, wie es in den Besitz der Sidhe -Seherinnen gekommen sein mochte, brachte es aber nicht zur Sprache. Falls Vâlane nicht wusste, dass es jemals in der Abtei gewesen war, wollte ich nicht diejenige sein, von der er es erfuhr. Er verachtete Rowena und würde sie vielleicht bestrafen, und die anderen Sidhe-Seherinnen hätten darunter zu leiden. »Wieso will die Königin es haben? Moment mal ⦠wenn die Königin tot ist, wer ist dann Aoibheal?«
»Eine von vielen Nachfolgerinnen, die versuchten, unser Volk zu regieren. Sie möchte das Buch haben, weil man sich erzählt, dass es den Schlüssel zum wahren Schöpfungslied enthält, das meinem Volk vor über siebenhunderttausend Jahren verlorengegangen ist. Der König war ihm sehr, sehr nahe gekommen. Nur mit den lebenden Strängen des Liedes können die Unseelie wieder eingekerkert werden.«
»Und Darroc? Warum will er es?«
»Er bildet sich irrigerweise ein, seine Macht würde auf ihn übergehen.«
»Und Barrons?«
»Dasselbe.«
»Und ich soll glauben, dass ihr euch in diesem Punkt unterscheidet? Dass du der Königin leichten Herzens all die Macht übergeben würdest, ohne an dich selbst zu denken?« Sarkasmus schwang in meinem Tonfall mit. Vâlane und Selbstsucht waren Synonyme.
»Du vergisst etwas, MacKayla. Ich bin ein Seelie und kann das Buch nicht einmal berühren. Sie hingegen kann es. Die Königin und der König sind die Einzigen unserer Völker, die alle Heiligtümer anfassen können. Du musst es finden, mich rufen, und ich werde die Königin zu dem Buch geleiten. Wir allein können hoffen, die Mauern wiederaufzubauen, sollten sie einstürzen. Weder der alten Frau noch Darroc noch Barrons kann das gelingen. Du musst genau wie ich auf die Königin vertrauen.«
Als ich massiert, manikürt, pedikürt und enthaart zurückkam, war es dunkel. Ein Dutzend langstielige rote Rosen in Seidenpapier erwarteten mich in der Eingangsnische des Buchladens. Ich bückte mich, um sie aufzuheben, und suchte im Licht der AuÃenleuchte nach einer Karte.
Hilf mir, es zu finden, und ich gebe Dir Deine Schwester zurück.
Wenn Du Dich weigerst, werde ich Dir das nehmen, was Dir am liebsten ist.
Gut, gut, all meine »Freier« machten ihre Aufwartung. Ein Einweghandy mit einer vorbereiteten Textmeldungsteckte in den Rosen: Ja oder nein? Die Nummer des Empfängers war unterdrückt; ich konnte ihm eine SMS schicken, ihn aber nicht anrufen.
»Vâlane?«, ertönte Barronsâ Stimme hinter mir.
Ich schüttelte den Kopf und überlegte, was mir »das Liebste« war. Gleichzeitig hatte ich Angst, daran zu denken.
Ich spürte Barronsâ elektrisierende Körperwärme im Rücken, als er die Hand ausstreckte und die Karte an sich nahm. Er blieb dicht hinter mir, und ich kämpfte mit dem Wunsch, mich an ihn zu lehnen und Trost in seiner Stärke zu suchen. Würde er die Arme um mich schlingen? Mir, wenn auch nur für einen Augenblick, die Illusion von Geborgenheit vermitteln?
»Ah, die alte âºWas dir am liebsten istâ¹-Drohung«, murmelte er.
Ich drehte mich langsam um und sah zu ihm auf. Er spannte sich an und atmete flach ein. Nach einem Moment berührte er meine Wange.
»So ein unverhohlener Schmerz«, flüsterte er.
Ich schmiegte meine Wange an seine Handfläche und
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