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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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würgte, während ich kaute. Gleichgültig, wie sehr ich danach gegiert hatte, das knorpelige Fleisch war schwer herunterzubekommen, und die zystenartigen Geschwüre fühlten sich beim Kauen wieGummi an. Es zappelte in meinem Mund und kroch wie Spinnen in meinen Magen. Als ich das Glas absetzte, starrte ich geradewegs in die Augen eines Rhino-Boys schräg vor mir. Dem Ausdruck in seinen stechenden Knopfaugen nach zu schließen, wusste er, was ich grade getan hatte. Bestimmt hatte er gesehen, wie sich das rosa-graue Fleisch in dem Glas bewegt hatte.
    Ich schätze, es hatte sich herumgesprochen, dass Mallucé, der Lord Master, O’Bannion und jetzt auch Jayne Unseelie-Fleisch aßen. Er brüllte, senkte den grauen Schädel und peilte mich an. Ich wirbelte herum und bahnte mir gewaltsam einen Weg durch die Menge. Mir gelang es, das dritte Glas aus der Tasche zu angeln und das Fleisch herunterzuschlucken, während ich mich in die Freiheit kämpfte.
    Das einzige Mal als ich Unseelie-Fleisch gegessen hatte, war ich tödlich verwundet gewesen, deshalb wusste ich nicht genau, womit ich rechnen musste. Ich hatte etliche große Bissen gebraucht, bis die Heilung meiner Wunden begann, und die Reise von der Schwelle vom Tod zum prallen Leben hatte knappe zehn Minuten gedauert. Heute war ich gesund. Kraft und Energie durchströmten mich, als hätte man mir Adrenalin direkt ins Herz gespritzt. Eine eigenartig frostige Hitze durchflutete mich.
    Die wilde Mac erhob ihr Haupt und sah mit meinen Augen, dachte mit meinem Gehirn und machte meine Glieder geschmeidiger. Wie eine mächtige Raubkatze federte ich auf den weichen Tatzen.
    Innerhalb von Sekunden hatte ich mich aus der Menge befreit, hörte aber, dass in der Ferne eine andere Horde näher kam. Die ganze Stadt war außer Rand und Band. Später sollte ich erfahren, dass die Feenwesen inmenschlichem Glamour in der gesamten Stadt in Häuser und Geschäfte eingebrochen waren, Besitzer und Bewohner angegriffen und auf die Straßen gescheucht hatten – das war der Beginn des Tumultes gewesen.
    Ich warf einen Blick zurück. Wie es schien, hatte ich den Rhino-Boy abgehängt. Vielleicht fand er es auch interessanter, die Menschenmasse in den Tod zu treiben, statt sich nur mit mir zufriedenzugeben. Hinter mir lag die Dunkle Zone, vor mir war die rasende Meute; sie wurde von Rhino-Boys angeführt, die Straßenlaternen mit Baseballschläger zertrümmerten. Zu meiner Linken wurden Geräusche von Gewalt laut. Zu meiner Rechten befand sich eine stockfinstere Gasse. Ich nahm den Rucksack ab, holte meinen MacHalo raus, setzte ihn auf und befestigte das Band unter meinem Kinn, dann knipste ich die Lichter an, bis ich strahlte wie ein kleiner Leuchtturm. Ich schlug die Handgelenke und Knöchel zusammen, so dass auch die Hände und Füße beleuchtet waren.
    Der Mob rauschte an mir vorbei.
    Ich bog in die dunkle Gasse ein.

    Jedes Zeitgefühl ging mir verloren, während ich durch Straßen und Gassen lief und versuchte, dem Pöbel und den Rhino-Boy-Truppen auszuweichen, mit denen ich ein paarmal fast zusammengestoßen wäre, da ich meine Sidhe -Seher-Sinne bei der grausigen Mahlzeit verloren hatte.
    Sie marschierten wie Soldaten und trieben die Versprengten zurück zur Horde. Ich ging Dutzende Male kreuz und quer durch denselben Block, zog mich in Eingänge und hinter Mülltonnen zurück. Ich stand Todesängste aus, als ich einmal zwischen zwei dieser Truppengeriet und alle Lichter ausmachen musste, um mich hinter Kartons und Mülltonnen im Dunkeln zu verstecken.
    Ich schmeckte den Tod, als ich in der Finsternis kauerte, und fragte mich, ob es auch dunkle »Spots« gab – winzige Bereiche, in denen nur ein oder zwei Schatten lebten, die sich jeden Moment aus einer Ritze schlängeln und sich über mich hermachen könnten. Dieser Gedanke war beinahe schlimmer als der, zwischen die vorbeiziehenden Unseelie zu geraten. Während ich mit angezogenen Knien hinter der Tonne hockte, zog ich meine Tüten aus den Stiefeln und führte mir noch ein paar Bissen zu Gemüte. Vielleicht mochten die Schatten wirklich kein dunkles Fleisch, wie ich einmal scherzhaft zu Barrons gesagt hatte, und ließen mich in Ruhe.
    Nachdem die Truppen vorbeimarschiert waren, kam ich aus meinem Versteck und knipste die Lichter wieder an.
    Ja, die Menschen wurden eingesammelt, zusammengetrieben und wie

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