Im Schatten dunkler Mächte
ein unmenschliches, barbarisches Licht.
Er trug eine brutal zugerichtete, blutige junge Frau auf den Armen.
Ich brauchte ihren Puls nicht zu fühlen, um zu wissen, dass sie tot war.
Zwei
»Ich möchte bitte mit Inspector Jayne sprechen«, sagte ich früh am nächsten Morgen ins Telefon. Während ich wartete, bis er abnahm, schluckte ich drei Aspirin und spülte mit Kaffee nach. Ich hatte gehofft, für eine ganze Weile nichts mehr mit dem unausstehlichen Inspector zu tun haben zu müssen, aber in der letzten Nacht wurde mir klar, dass ich ihn brauchte. Ich hatte einen Plan geschmiedet, einen schlichten und dennoch brillanten Plan, und mir fehlte nur noch eine Sache, um ihn auszuführen: mein ahnungsloses Opfer.
Es klickte ein paarmal in der Leitung, dann hörte ich: »Jayne. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Genau genommen bin ich diejenige, die Ihnen helfen kann.«
»Miss Lane«, sagte er tonlos.
»Genau die. Sie wollen wissen, was in dieser Stadt vor sich geht, Inspector? Dann kommen Sie heute Nachmittag zum Tee zu mir. Um vier Uhr. Im Buchladen.« Um ein Haar hätte ich mit tiefer Stimme hinzugefügt: Und kommen Sie allein. Ich gehöre zu einer Generation, die zu viel fernsieht.
»Also gut, um vier, aber, Miss Lane, wenn Sie meine Zeit verschwenden â¦Â«
Ich legte auf â für Drohungen hatte ich jetzt keinen Nerv. Ich hatte erreicht, was ich wollte. Er würde kommen.
Ich kann nicht gerade gut kochen. Meine Mom ist eine groÃartige Köchin, und ehrlich gesagt war ich bis vor ein paar Monaten so verwöhnt und faul, dass ich, falls mir je in den Sinn gekommen wäre, mich selbst zu versorgen, den Gedanken rasch verdrängte, mich stattdessen hübsch gemacht und Mom überredet hatte, mir einen meiner Lieblingssnacks zuzubereiten. Ich bin nicht sicher, wer schuldiger ist â ich, weil ich mich so verhalten habe, oder Mom, weil sie nicht gegengesteuert hat.
Seit ich auf eigenen FüÃen stehe, ernähre ich mich hauptsächlich von Popcorn, Müsli, Instantnudeln und Energieriegeln. Ich habe eine Kochplatte, einen Mikrowellenherd und einen kleinen Kühlschrank in meinem Zimmer. Das ist eine Küche, in der ich mich zurechtfinde.
Aber heute hatte ich meine Kochmütze aufgesetzt, so schlapp und unbenutzt sie auch war. Ich hatte gute Butterkekse beim Bäcker an der Ecke besorgt, aber die Sandwichs bereitete ich selbst zu, schnitt das frische Brot in kunstvolle Formen und bereitete den Belag nach meinem Spezialrezept zu. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich die Snacks sah.
Ich schaute auf die Uhr, brühte den Earl Grey mit kochendem Wasser auf und brachte zwei Tassen zu dem Tisch in der Sitzecke, wo ein Feuer im Kamin flackerte und die Kälte des trüben Oktobertages vertrieb. Auch wenn es mir widerstrebte, dass mir ein paar Geschäfte durch die Lappen gingen und ich die Routine unterbrechen musste, hatte ich den Laden früh geschlossen, um meine kleine Teegesellschaft zu einer Zeit zu zelebrieren, in der sich mein Arbeitgeber gewöhnlich nicht blicken lässt.
In der letzten Nacht, als ich Jericho Barrons beimAustritt aus dem Spiegel beobachtet hatte, war ich endlich wach geworden.
Ich war schneller die Treppe hinaufgerannt, als sich ein Feenwesen von einem Ort zum anderen bewegen konnte, und hatte die Tür abgesperrt und verbarrikadiert. Mein Herz hatte so heftig geklopft, dass ich fürchtete, es würde mir den Brustkorb und den Schädel sprengen. Es war schon schlimm genug, dass Barrons ein Unseelie-Heiligtum im Hause vor mir versteckte und es vermutlich regelmäÃig benutzte, aber dann noch diese ⦠Frau ⦠Gott, die Frau!
Warum hatte Barrons eine mit Blut überströmte Leiche in den blutverschmierten Armen gehalten? Die Logik schrie: Weil er sie getötet hat!
Aber wieso? Wer war diese Frau? Woher kam sie? Weshalb hatte er sie aus dem Spiegel gebracht? Was war in diesem Spiegel? Ich hatte ihn am Morgen genauer inspiziert, aber er war wieder das glatte, undurchdringliche Glas, und wie man ihn betrat, wusste nur Barrons. Und dieser Ausdruck in seinem Gesicht! Er hatte ausgesehen wie ein Mann, der etwas, wenn auch nicht Erfreuliches, so doch Befriedigendes vollbracht hatte. Etwas wie ⦠grimmige Zufriedenheit hatte sein Gesicht gezeichnet.
Jericho Barrons war ein Mann, bei dem eine Frau leicht ins Schwärmen geriet (natürlich romantisierte man
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