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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Sidhe-Seher-Sinne durchdrungen hatte. Ich war ein halbes Dutzend Mal in diesem Zimmer gewesen und hatte nie auch nur das leiseste Kribbeln gespürt. Wer konnte eine derart makellose Illusion erschaffen?
    Dies war nicht nur ein Spiegel. Er bestand aus Glas, das der Unseelie-König selbst erschaffen hatte, um sich zwischen den Bereichen von Menschen und Feenwesen frei bewegen zu können. Er war ein Teil eines Unseelie-Heiligtums, das als Durchlässige Spiegel bekannt war, und er hing in meinem Buchladen! Was machte er hier? Was sonst war in diesem Haus verborgen und durch Illusionen unkenntlich gemacht?
    Ich hatte einen Teil dieses Heiligtums früher schon einmal gesehen. Ein knappes Dutzend dieser Durchlässigen Spiegel mit schwarzen Rändern hatte im Hause des Lord Master in der LaRuhe 1247 in der Dunklen Zone gehangen. Ich hatte schreckliche Dinge darin gesehen. Dinge, die noch immer in meinen Alpträumen vorkamen; Dinge wie … na ja, wie das grässlich deformierte Wesen, das vor meinen Augen Gestalt annahm.
    Als ich Barrons von den Spiegeln erzählte, die ich im Hause des Lord Master gesehen hatte, hatte er mich gefragt, ob sie »geöffnet« gewesen seien. Wenn die schwarzen Ränder und Runen als Zeichen dafür galten, dann waren sie »geöffnet« gewesen. Und wenn sie geöffnet waren, konnten dann die Monster aus ihnen heraustreten? Wenn ja, wie »schloss« man dann einen dieser Durchlässigen Spiegel? Konnte man ihn durchZerbrechen unschädlich machen – war die Lösung so einfach? Zerbrach dieses Glas überhaupt? Bevor ich Zeit hatte, mich nach etwas umzusehen, mit dem man das Glas zertrümmern konnte, verschwand das Ding mit den stummeligen Gliedern und übergroßen Zähnen.
    Ich atmete zitternd aus. Jetzt begriff ich, warum Barrons Books and Baubles diese räumlichen Ungereimtheiten aufwies. Ich hatte Ähnliches im Hause des Lord Master vorgefunden an dem Tag, an dem ich in die Dunkle Zone gegangen war und entdeckt hatte, dass der Exfreund meiner Schwester der böse Bube von Dublin war, aber damals hatte ich nicht zwei und zwei zusammengezählt. Diese Spiegel, diese Dimensionen verbindenden Portale, beeinflussten irgendwie die umliegenden Räumlichkeiten.
    Jetzt kam etwas anderes aus den Tiefen des Glases; es wirbelte das Silber mit unerbittlichen Schritten auf. Ich zog mich sicherheitshalber ein wenig zurück.
    Dunkle Gestalten glitten über die Oberfläche des wabernden Spiegels. Unscharfe Schatten, die Urängste weckten. Dies war eine der Gelegenheiten, bei denen Weglaufen eine gute Idee gewesen wäre, nur hatte ich keinen Ort, zu dem ich laufen könnte. Dies war mein Zufluchtsort, mein sicherer Hafen. Wenn ich hier nicht bleiben konnte, dann hatte ich gar nichts mehr.
    Es kam näher, das Ding, das sich in dem Glas regte.
    Ich starrte in den Spiegel, auf die schmale silbrige Straße, die an den Rändern zu einem Schwarz verblasste, das sie wie kahle, in Nebelschwaden gehüllte Bäume säumte. Überall formten sich Monster und zerliefen wieder in den Nebelfetzen. Der Geruch von Ödland, schlimmer als die Dunkle Zone, stieg mir in die Nase, und irgendwie wusste ich, dass die Luft in dem Spiegeleisig, tödlich kalt sein musste, sowohl physisch wie psychisch. Nur ein höllisches, unmenschliches Halbwesen konnte an einem solchen Ort existieren.
    Als die dunkle Gestalt den alptraumhaften Pfad hinunterglitt, wichen die Dämonen mit lautlosen Schreien zurück.
    Mehr rauchige Runen materialisierten sich auf dem zitternden Glas. Ich konnte nicht erkennen, ob das, was kam, aufrecht ging oder auf allen vieren kroch. Vielleicht hatte es Dutzende Krallen. Ich strengte meine Augen an, um die Form zu erkennen, aber der zähe Nebel verhüllte die Erscheinung.
    Ich wusste, dass das Wesen groß, finster und gefährlich war … und beinahe hier.
    Ich verließ das Zimmer auf Zehenspitzen und zog die Tür bis auf einen winzigen Spalt zu, durch den ich spähte. Und ich bereitete mich darauf vor, die Tür zuzuknallen und die Flucht zu ergreifen.
    Der Spiegel rülpste eisige Luft aus.
    Es war hier !
    Mit langem, flatterndem Umhang trat Jericho Barrons aus dem Rahmen.
    Er war über und über mit Blut bedeckt, das an seinen Händen, im Gesicht und an der Kleidung zu eisigem Rot gefroren war. Sein Gesicht war bleich von der extremen Kälte, und aus den mitternachtschwarzen Augen blitzte

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