Im Schatten dunkler Mächte
Kraft, mit der man rechnen musste, wie jemand, der Antworten fordern und seine Bedeutung geltend machen durfte, ohne ständig Angst haben zu müssen, verletzt oder getötet zu werden.
Das war ungeheuer aufregend gewesen. Ich hatte mich frei gefühlt. Aber ich konnte nicht jeden Tag Unseelie-Fleisch essen. Es hat zu viele Nachteile, nimmt mir nicht nur vorübergehend meine Sidhe-Seher-Macht, sondern macht mich auch verletzlich für meinen eigenen Speer (das Heiligtum, mit dem man alles Feenartige töten kann, auch wenn man nur das Fleisch gegessen hat, wie ich wusste, seit ich zugesehen hatte, wie Mallucé teilweise bei lebendigem Leibe verrottet war). Zudem macht Feenfleisch, wie ich in der letzten Woche begriffen hatte, süchtig, und eine einzige Mahlzeit genügte, um diese Sucht auszulösen. Mallucé war nicht schwach gewesen, aber die Verlockung, Feenkräfte zu besitzen, hatte ihn übermannt. Ich träumte nachts davon, Stücke aus einem lebendigen Rhino-Boy zu schneiden â¦zu kauen ⦠zu schlucken ⦠zu spüren, wie ihre unglaubliche finstere halb lebende Kraft in meinen Körper dringt ⦠mein Blut elektrisiert ⦠mich verändert ⦠mich unbesiegbar macht â¦
Ich schreckte aus meinen Tagträumen und merkte, dass ich eins dieser köstlichen Sandwichs zum Mund geführt hatte. Ein bisschen Mehl vom Brot haftete an meinen Lippen.
Ich warf das Sandwich zurück auf das Tablett, brachte es zum Tisch und deckte einladend den Tisch mit den geblümten Papptellern und Servietten, die ich auf dem Rückweg vom Bäcker gekauft hatte.
Die feine Südstaatenschönheit Mac schämte sich, weil sie nicht mit Porzellan und Silber aufwarten konnte. Die speertragende wilde Mac machte sich nur Gedanken darum, dass etwas übrig bleiben würde und man Lebensmittel nicht wegwerfen sollte. In der Dritten Welt verhungerten die Menschen.
Ich schaute auf die Uhr. Wenn Jayne pünktlich war, müsste er in drei Minuten hier sein, und ich konnte meinen Plan in die Tat umsetzen. Es war ein riskantes, aber notwendiges Unterfangen.
Letzte Nacht lag ich zwischen Alpträumen, in denen ich das Buch jagte, es sich jedes Mal, wenn ich ihm nahe kam, nicht in die Bestie, sondern in Barrons verwandelte, wach, sortierte meine Gedanken und verwarf verschiedene Ideen, bis eine aufkeimte, die mich wegen ihrer Cleverness beeindruckte.
Bei der Suche nach dem Sinsar Dubh würde mir helfen, wenn ich möglichst rasch von den abscheulichsten Verbrechen in der Stadt erfahren würde. Wo Chaos und Brutalität regierten, war es zu finden. Anfangs dachte ich, ich müsste ein Funkgerät organisieren, aber eins zustehlen und den Polizeifunk rund um die Uhr abzuhören, war mir zu mühselig.
Und ich merkte, dass ich das, was ich brauchte, bereits hatte.
Inspector Jayne.
Meine Mom hat immer gesagt, man solle nicht alle Eier in einen Korb legen, und das war genau das, was ich mit Barrons gemacht hatte. Welches Sicherheitsnetz hatte ich mir aufgespannt? Gar keins. Ich musste das Risiko verteilen, mehrgleisig fahren.
Wenn ich jemanden von der Garda überreden könnte, mich jedes Mal anzurufen, wenn ein Verbrechen, das meine Kriterien erfüllte, passierte, dann hätte ich einen unmittelbaren Hinweis, ohne auf den Funkverkehr angewiesen zu sein. Ich konnte zum Ort des Verbrechens eilen und darauf hoffen, dass das Buch noch nahe war. Wenn ich es spürte, könnte ich es mit meinen Sidhe- Seher-Sinnen verfolgen. Die meisten Tipps würden vermutlich ins Leere führen, aber irgendwann musste ich ja Glück haben â wenigstens ein Mal.
Jayne sollte mein Informant werden. Man mag sich fragen, wie ich ein so ungewöhnliches Verhältnis zwischen Polizist und Bürgerin herstellen wollte. Und genau da setzte mein brillanter, aber einfacher Plan ein.
Natürlich hatte ich keine Ahnung, was ich tun würde, wenn ich das Sinsar Dubh tatsächlich lokalisiert hätte. Ich konnte ihm nicht zu nahe kommen, und wenn ich es doch irgendwie schaffen sollte ⦠nun, ich hatte gesehen, was es aus Menschen macht, die es berühren. Dennoch musste ich es verfolgen. Das war eins der Dinge, die in meinen Genen programmiert waren â zusammen mit der Furcht vor den Jägern, den reflexartigen Reaktionen auf die Heiligtümer und dem ständigen Drang,herumzulaufen und die Leute vor den Feenwesen zu warnen, obwohl mir
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