Im Schatten (German Edition)
Kehllaut von sich.
» Gefällt’s dir nicht?« Grinsend sah sie ihn an.
» Doch. Mach weiter.«
Sichtlich genießend ließ er alles mit sich machen, nicht ohne sich zu revanchieren. Der Einzige, der Grund zum Klagen gehabt hätte, wäre der Wecker gewesen, der zwischenzeitlich einen kräftigen Fausthieb und ein unfreundliches »Halt die Klappe!« von Mark einstecken musste.
Eigentlich wäre es Zeit zum Aufstehen gewesen, doch Valerie lag noch immer in seinen Armen. Doch bereits jetzt begann sich der Schmerz, als kleiner Stachel beginnend, auszubreiten. Wie immer kam kurz nach der Erlösung das Bewusstsein, diese Momente des Glücks waren kurz und gestohlen. Mark schien es nicht zu stören. Er lag ganz ruhig, eine Hand fuhr sanft durch ihr Haar, die andere über ihren Oberarm. Sie spürte seinen Blick auf sich und sah ihm in die Augen. Er sah sie an, anders als sonst und seine Lippen waren leicht geöffnet, als wollte er etwas sagen. Das , so dachte sie, ist genau der Moment, in dem in Filmen ein Geständnis kommt . Doch es würde nicht kommen. Niemals! Und als hätten ihn ihre Gedanken gestört, schloss er die Lippen wieder, küsste sie kurz und sagte dann leise:
» Wir müssen aufstehen.«
19 . November 2007
Die Frau macht mich noch wahnsinnig. Sie ist starrsinnig und arrogant und schreckt noch nicht einmal davor zurück, mich mit unglaublichen Lügen in die Pfanne zu hauen. Was soll ich nur tun? Wenn ich zu Mark gehe, denkt er wohlmöglich, ich komme mit der neuen Kollegin nicht allein zurecht und nutze unser Verhältnis dafür aus, dass er mir hilft. Aber irgendetwas muss passieren, sonst denkt er noch, ich bin einfach unfähig und überfordert und er muss mich ersetzen. Dann wäre sie genau da, wo sie hin will. Und das kann ich auf keinen Fall zulassen. Aber wie soll ich es verhindern?
Nicht gerade ausgeruht war Valerie an diesem Montagmorgen zur Arbeit erschienen. Das Wochenende hatte sie mit Großputz einschließlich Gardinen waschen und Schränke aufräumen verbracht. Nun taten ihr alle Muskeln weh, und die Augen waren immer noch rot unterlaufen von dem aufgewirbelten Staub. Wie jeden Morgen war sie als Erste in der Firma gewesen und auch heute dauerte es wieder fast zwei Stunden, bis alle Kollegen da waren. Das große Büro blieb jedoch nur halb besetzt, denn Tina hatte eine Woche Urlaub, Andrea hatte sich gleich nach ihrem Eintreffen mit Gesa an deren Schreibtisch zurückgezogen, und beide waren dann im Laufe des Vormittags zusammen zu einer Baustelle gefahren. So blieben nur Petra und sie selbst an ihrem Arbeitsplatz, und es herrschte eisiges Schweigen. Noch immer waren sie sich nicht näher gekommen, im Gegenteil. Petra zeigte ihr bei jeder Gelegenheit ihre Verachtung, ignorierte sie, soweit sie konnte, oder stellte immer wieder ihre Anweisungen in Frage. Auch mit den anderen Kollegen hatte sie sich nicht anfreunden können. Während früher in ihrer Firma immer eine gelöste Stimmung geherrscht hatte, die nach Marks Eintritt sogar noch besser geworden war, schien mit Petras Einstieg etwas Bedrückendes über ihren Häuptern zu schweben. Mark hatte sich seinerzeit nahtlos eingefügt, mit ihr jedoch war ein Bruch durch das Team gegangen. Die lockeren Gespräche verstummten oft, wenn sie in der Nähe war. Zwar war sie freundlich zu jedem, doch niemand fand so richtig Zugang zu ihr, denn auch das Lächeln konnte die Arroganz nicht verbergen, mit der sie jedem gegenübertrat. Man respektierte Petras Leistungen als Zeichnerin zwar, denn sie war fachlich einfach gut, persönlicher Kontakt kam jedoch nur schwerlich zustande. Die Einzige, die keine Probleme damit hatte, war Tina. Oft gingen die beiden zusammen in die Mittagspause oder klönten in der Küche bei einer Tasse Kaffee. Valerie hatte sich schon so einige Male gefragt, was ausgerechnet diese beiden Frauen zusammengebracht hatte und hoffte, Petra würde keinen zu negativen Einfluss auf Tina ausüben. Die junge Frau war auf der einen Seite intelligent und sehr fähig in ihrem Beruf, auf der anderen jedoch auch sehr naiv und leicht beeinflussbar. Wie leicht würde sie der Älteren wohl Glauben schenken, wenn diese negativ über Kollegen redete? Entschlossen konzentrierte Valerie sich auf ihre Arbeit und schob die Gedanken an die anderen Frauen beiseite. Sie hatte genug zu tun: ihre eigene Arbeit und zudem den wichtigsten Teil von Tinas üblichen Aufgaben. Am Donnerstag und Freitag der vergangenen Woche war sie in Leipzig gewesen, sehr
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