Im Schatten (German Edition)
Auftraggeber vorgesehen, an der Mark, Valerie und Petra teilnehmen sollten. Zunächst stellte Mark ihre Vorstellungen von den notwendigen Neuerungen dar. Dann kam es zu angeregten Diskussionen, bei denen einige neue Ideen aufgegriffen wurden. Plötzlich klopfte es an der Tür des Besprechungsraums, und Tina steckte den Kopf herein.
» Entschuldigen Sie die Störung, aber es ist ein wichtiger Anruf für Sie«, wendete sie sich an Mark, der sich erhob, sich nun seinerseits entschuldigte und den Raum verließ. Wenig später klopfte auch er mit dem Telefonhörer am Ohr an die Scheibe der Eingangstür und winkte Valerie zu sich heraus. Es dauerte ein wenig, bis das Problem gelöst war und so waren sie gezwungen, Petra mit den Vertretern des neuen Auftraggebers für einige Minuten allein zu lassen. Doch keiner von ihnen wäre auf die Idee gekommen, dass sich Derartiges dort abspielen konnte. Schließlich war alles geklärt, und während Mark sich noch verabschiedete, ging Valerie zurück in die Besprechung. Dort angekommen meinte ihr Auftraggeber beinahe böse zu ihr:
» Es tut mir leid, Frau Zieglow, aber Ihrer Argumentation kann ich leider nicht folgen.«
Verständnislos sah Valerie ihn an.
»Worauf spielen Sie jetzt an?«, fragte sie daher freundlich.
» Dass eine Verstärkung der Wand im Erdgeschoss nicht notwendig sei, schließlich habe sie ja bisher auch gehalten. Und dass auch keine zusätzliche Damentoiletten notwendig wäre, die Frauen sollen ja arbeiten und nicht stundenlang auf Klo verbringen.«
Plötzliche Wut kam in ihr hoch, doch sie entgegnete in einem um Freundlichkeit bemühten Ton:
»Verzeihen Sie bitte, aber dabei handelt es sich um einen Irrtum. Ich habe diese Äußerungen im Scherz gemacht. Unsere Frau Reinhardt ist noch neu bei uns und kennt meinen Humor noch nicht. Vermutlich hat sie es daher missverstanden.«
Beruhigt und zufrieden ließ ihr Auftraggeber von dem Thema ab. In Valerie kochte es jedoch weiterhin, und als sich die Gäste verabschiedet hatten, folgte sie Petra wütend in das große Büro und stellte sie zur Rede:
» Wie kannst du es wagen, so einen Schwachsinn über mich zu behaupten?«
Petra sah sie ganz und gar ungerührt an und fragte unschuldig:
»Ich? Wieso denn ich? Wie kommst du denn darauf? Bruhns hat doch gesagt, du hättest solche Vorschläge gemacht.«
Valerie blieb beinahe die Luft weg vor Empörung , und sie merkte plötzlich, dass ihr keinerlei Argumente mehr einfielen. Also schnappte sie ein paar Mal und stieß schließlich zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor:
» Halt in Zukunft einfach deinen Mund und erledige deine Arbeit. Hier«, sie warf ihr die überarbeitete Zeichnung auf den Tisch. »Das ist in einer Stunde fertig, und zwar fehlerfrei.«
Gerade wollte sie ihr den Rücken kehren und an ihren Schreibtisch gehen, als Petra empört antwortete:
»Das schaffe ich nie! Und außerdem ist jetzt Mittagspause.«
» Das ist mir vollkommen egal!«, bellte Valerie. »Du tust genau das, was ich dir sage, ist das klar?« Doch eine Antwort wartete sie nicht ab, sondern ging wutentbrannt zu ihrem Platz zurück.
Noch immer mit einer gewissen Wut im Bauch machte sie sich an diesem Tag relativ früh in den Feierabend auf. Sie hatte einen ganz besonderen Termin an diesem Nachmittag. Tagelang, wochenlang hatte sie gegrübelt und war noch immer zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Dennoch hatte sie immer wieder in der Zeitung und im Internet die Immobilienanzeige gelesen. Heute wollte sie sich die erste kleine Wohnung ansehen, nur um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es sein könnte. Sie war aufgeregt und die Spannung stieg mit jedem Meter, dem sie sich ihrer Zukunft näherte, während die Wut langsam zurückging. Die Wohnung stellte sich zwar als für ihre Zwecke unbrauchbar heraus, dennoch verließ sie das heruntergekommene Mietshaus mit einem Hochgefühl im Bauch. Vielleicht war dies für sie tatsächlich der erste Schritt in ein neues Leben gewesen, dachte sie.
16 . Oktober 2007
Obwohl sie nun schon seit Monaten mit diesem Mann schlief, empfand sie noch immer unerklärliche Hemmungen. Es lag nicht allein daran, dass er ihr Chef war, obwohl auch das, trotz all seiner Beteuerungen, in diesen Momenten lediglich ein Privatmann zu sein, auch ein Grund war. Er war so bestechend jung und unverschämt gutaussehend, und sein Körper hätte jedem Fitnesstrainer Ehre gemacht. Es war gut vorstellbar, wie wenig Schwierigkeiten es ihm bereitet haben
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