Im Schatten (German Edition)
und die Müdigkeit steckte ihr in allen Knochen. Die letzte Nacht war besonders schlimm gewesen. Kaum eine Minute hatte sie die Augen zubekommen und hätte vor Schmerzen heulen können. Sie war froh gewesen, als sie aufstehen konnte, doch alle Versuche, die deutlich sichtbare Abgespanntheit überzuschminken, waren fehlgeschlagen.
» Du siehst in letzter Zeit sehr müde aus«, bemerkte Mark dann auch auf dem Weg zum Flughafen und fragte besorgt: »Geht es dir nicht gut?«
» Nicht besonders. Ich schlafe zurzeit nicht gerade gut und die letzte Nacht war die Hölle«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
» Hat das einen besonderen Grund?« Marks Stimme klang ein wenig alarmiert.
» Ja. Ich habe so das Gefühl, meine Matratze gibt allmählich den Geist auf.« Die Erkenntnis war ihr in der letzten Nacht schlagartig gekommen, und sie hatte sich vorgenommen, sofort nach ihrer Rückkehr etwas dagegen zu unternehmen.
Mitfühlend streichelte Mark ihr über die Wange. Der Rest der Fahrt verlief viel schweigsamer als sonst, und Valerie wäre beinahe eingeschlafen. Erst im Flugzeug wurde sie wieder etwas wacher, denn in der Flughafenlobby hatte sie sich erst einmal einen großen, kräftigen Kaffee gegönnt. Trotz Müdigkeit und Schmerzen erledigte sie die Arbeiten auf der Baustelle gewohnt zuverlässig, und auch das für den Nachmittag angesetzte Gespräch mit dem Auftraggeber, das sich unglücklicherweise wesentlich länger erstreckte als geplant, überstand sie irgendwie. Doch beim gemeinsamen Abendessen mit Mark konnte sie das Gähnen mehrfach nicht mehr unterdrücken.
» Na«, meinte der dann auch zu ihr, »ich denke, wir sollten nach dem Essen gleich ins Bett gehen, oder?« Valerie nickte. Sie hatte sich natürlich auf diesen Moment gefreut, doch heute hoffte sie, er würde Verständnis dafür haben, wenn sie nicht so leidenschaftlich wie sonst sein würde. Sie hätte zum ersten Mal auch darauf verzichtet, doch sie wollte ihn nicht vor den Kopf stoßen. Die letzten Male war er immer ohne zu fragen mit ihr aufs Zimmer gekommen und hatte die ganze Nacht dort verbracht, und sie würde ihn sicherlich nicht einfach wegschicken. Wer wusste denn schon, wie lange sie noch in den Genuss seiner Aufmerksamkeiten kommen durfte?
Trotz allem war es schon nach neun Uhr, als sie die Treppen zu den Zimmern hinaufstiegen. Sie gingen ins Bad, und nachdem Mark sich ausgezogen und die Zähne geputzt hatte, ließ er sie allein. Kurze Zeit später war auch sie fertig und kroch zu ihm unter die Bettdecke. Doch statt dass er sie wie sonst leidenschaftlich küsste und streichelte, bettete er sie an seine Schulter, löschte das Licht, rutschte noch ein bisschen zurecht, bis sie beide bequem lagen, streichelte sanft ihren Rücken und wünschte ihr eine gute Nacht. Valerie wunderte sich darüber, und so fragte sie leise:
» Habe ich etwas falsch gemacht?« Ein leises Lachen war die Antwort.
» Nein. Wieso?«
» Na ja, weil du nicht mit mir schlafen willst. Dafür bist du doch eigentlich mit hergekommen.«
» Nein, bin ich nicht. Ich bin mit dir hergekommen, weil ich heute Nacht nicht allein sein möchte. Und doch, ich möchte mit dir schlafen. Aber du bist vollkommen erschossen und brauchst im Moment nichts mehr, als einen erholsamen Schlaf. Also zerbreche dir nicht dein hübsches Köpfchen, sondern mach die Augen zu.«
Tatsächlich schlief sie Augenblicke später ein, auch wenn sie sich insgeheim über sein Verhalten und den Wunsch nach ihrer Nähe wunderte. Er hatte es sicherlich nicht nötig, eine Nacht allein zu verbringen , und dennoch war er hier bei ihr und verzichtete bereitwillig auf sein Vergnügen.
Am nächsten Morgen wachte sie früh auf. Sie lag immer noch wie am Abend vorher , und Mark schlief sichtlich zufrieden an ihrer Seite. Der Wecker zeigte kurz nach halb sechs Uhr an. Noch eine knappe Stunde, bis er klingeln würde. So erschlagen sie am Vorabend gewesen war, so sehr spürte sie nun den Wunsch nach körperlicher Liebe. Sanft streichelte sie über seine Brust. Es dauerte einige Zeit, bis er sich rührte. Zuerst zog er sie fester in seinen Arm, dann begannen auch seine Hände, sanft über ihre Haut zu streichen.
» Mir scheint, du hast ausgeschlafen«, murmelte er grinsend, und Valerie lachte leise. Und während er sich genüsslich ausstreckte, begann sie ihn zu küssen. Auf die Lippen, den Hals, die Brust, den Bauch …
» Hmm, mir scheint, du hast wirklich sehr gut ausgeschlafen.« Er gab einen zufrieden schnurrenden
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