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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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nicht nötig. Und wenn in der Stube stinken und vor der Glotze verblöden die einzige Alternative für Frauen in deinem Alter wäre, würde ich mir wünschen, spätestens mit dreißig ins Gras zu beißen.«
     
    Gut eine Woche nach ihrer gemeinsamen Nacht stand Valerie gedankenverloren am Kopierer und sah scheinbar dem Gerät bei der Arbeit zu. Bei so einem Stapel Kopien wäre sie normalerweise währenddessen an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt, doch heute kam sie gar nicht erst auf die Idee. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie die Schritte hinter sich nicht hörte und so erschrak sie, als sich plötzlich ein breiter Körper neben sie schob. Sie sah auf und in ein blaues Augenpaar, das mit sanftem Blick auf sie gerichtet war. Mark hatte sich so an ihre Seite gestellt, dass er den Blick zum Büro abschirmte und umgekehrt. Jeder, der von außen in den Kopiererraum sah, konnte nur seinen Rücken sehen. Sie bemerkte gar nicht, wie er die Hand hob, erst als sich seine Finger leicht unter ihren Wangenknochen legten und der Daumen sanft über ihr Kinn streichelte. Seine Stimme war so warm und weich, dass ihr ein angenehmer Schauer über den Rücken lief, als er sie fragte:
    » Alles in Ordnung mit dir?«
    Unfähig irgendein Wort zu sagen , nickte sie nur. Doch sie fühlte die Sehnsucht nach seiner Nähe in sich aufsteigen und kämpfte gegen die Tränen. Noch einen kurzen Augenblick sahen sie sich an, dann war es vorüber. Er ging an ihr vorbei, als wäre nichts geschehen, nahm sich ein Paket Druckerpapier aus dem Regal und verschwand.
     
    Die darauf folgenden Tage verliefen nicht anders, als die vorher. Es lag nach wie vor eine leichte Spannung in der Luft und Valerie kam immer noch nicht mit der veränderten Situation klar. Auch nicht an diesem Donnerstag, als Mark den Kopf aus seiner Bürotür steckte und fragte:
    » Valerie, wie weit sind Sie mit der Zeichnung?«
    » Fertig«, antwortete Valerie.
    » Gut. Dann kommen Sie doch bitte kurz in mein Büro damit. Und bringen Sie auch die Berechnung mit, ja?«
    Valerie hoffte, niemand würde sehen, wie ihr Herz bis zum Hals schlug. Sie fühlte so sich merkwürdig, wenn sie ihm bei der Arbeit begegnete und dass er so tat, als wäre nie etwas geschehen, machte es nicht leichter. Noch immer hatte sie kein schlechtes Gewissen ihrem Mann gegenüber. Doch die Ereignisse von vor zwei Wochen geisterten jede Nacht durch ihre Gedanken. Es fiel ihr schwer, Mark anzusehen, ohne an seine Küsse und Berührungen zu denken. Dennoch machte sie ihre Arbeit gewohnt zuverlässig und kein Blick, kein Wort verriet ihre geheimen Gedanken. Sie nahm die Akte und die neue Zeichnung und ging in sein Büro. Er sah kurz auf, wies dann auf den Stuhl ihm gegenüber und nahm die Zeichnung entgegen. Eine Weile studierte er sie schweigend, dann sah er Valerie an und fragte:
    »War alles okay auf der Skizze, oder waren Fehler drin?«
    »Nur Kleinigkeiten.«
    » Und wo?«
    Valerie wies auf zwei Stellen und erklärte kurz die Veränderungen, die sie vorgenommen hatte. Mark nickte zustimmend. Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und s ah sie eine Weile schweigend an, während sie mit gesenktem Kopf auf weitere Anweisungen wartete.
    » Kannst du mir nicht mehr in die Augen sehen?«, fragte er leise.
    » Doch, natürlich.« Sie hob den Blick, sehr wohl den abrupten Übergang zum Du bemerkend.
    » Bereust du es?« Valerie schüttelte energisch den Kopf. Sie wusste genau, was er meinte.
    » Nein. Würde ja eh nichts mehr ändern, oder?« Sie versuchte, unverkrampft zu lächeln, doch besonders gut gelang es ihr nicht.
    » Möchtest du es wieder?« Marks Stimme klang plötzlich weich und warm.
    Jaa, jaa, jaa, ich will, verdammt noch mal! , dachte sie, doch sie sagte nur unsicher:
    » Ich … ich weiß nicht. Sollte ich wohl besser nicht.« Mark lachte und nahm wieder die Zeichnung zur Hand. Nach einer Weile sagte er:
    » Ich bin heute Nachmittag außer Haus und nur im äußersten Notfall über Handy zu erreichen. Danke für die Sachen. Ich brauche sie morgen früh bei der Besprechung.«
    » Keine Ursache. Ist mein Job. Kann ich gehen?« Mark nickte und Valerie ging zurück an ihren Arbeitsplatz. Nach einer Weile verließ er mit seiner Aktentasche unter dem Arm das Büro.
     
    Es dauerte etwa eine Stunde, bis ihr Telefon klingelte.
    » Architekturbüro Mühlau und Partner, Zieglow, guten Tag!«, meldete sie sich. Obwohl Mark noch immer Geschäftsführer, nicht jedoch Eigentümer war, war das Büro auf

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