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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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nicht, wenn du die vergangene Nacht schnellstmöglich vergessen möchtest.«
    » Das hatte ich auch nicht von dir erwartet«, meinte sie ganz ruhig.
    Doch die Nacht zu verges sen war das Letzte, was sie wollte.
     
    Langsam ging Valerie über den Parkplatz zu ihrem Auto und hatte dabei das Gefühl, sein Blick bohrte sich in ihren Nacken. Sie wusste, er stand immer noch da, wo er sie herausgelassen hatte, denn sie hatte den Wagen nicht fortfahren hören. Ihr Autoschlüssel lag bereits in ihrer Hand. Sie hatte ihn nervös schon während der Fahrt herausgesucht. In wenigen Minuten würde sie Werner gegenübertreten. Noch immer stellten sich keine Schuldgefühle, kein Bedauern bei ihr ein. Nur ein Bedauern darüber, dass dieses Erlebnis das einzige seiner Art bleiben würde. Die Fahrt vom Flughafen hierher war schweigend verlaufen, genau wie der Flug selbst. Kein fröhliches Geplauder wie sonst, kein Resümee der erlebten Ereignisse auf dem Bau. Als er auf dem Parkplatz gehalten hatte, war sie noch einige Sekunde schweigend vor sich hinstarrend sitzen geblieben. Dann hatte sie mit einem tiefen Seufzer und einem »Na dann« zum Türgriff gefasst, als sie plötzlich seine Hand auf ihrem anderen Handgelenk spürte, innehielt und ihn ansah. Seine blauen Augen sahen sie an, unergründlich, nachdenklich, als suchte er nach den richtigen Worten. Dann hatte er sich zu ihr gebeugt und sie sanft auf den Mund geküsst. Nun war alles nur noch Erinnerung. Seine Küsse, seine Berührung. Auch als sie ihren Wagen aufschloss, sich hineinsetzte und startete, dann an ihm vorbei vom Parkplatz fuhr, beobachtete er sie noch immer. Erst im Rückspiegel erkannte sie, wie sich sein Wagen in die andere Richtung fortbewegte.
     
    In dieser Nacht lag sie noch lange wach. Es war ihr tatsächlich gelungen, Werner ganz normal und ohne die geringste Spur eines aufkommenden schlechten Gewissens zu begrüßen. Warum auch? Schließlich hatte er sie auch betrogen und das so plump, dass sie es sofort gemerkt hatte. Nun lag sie da und dachte an Mark. Was er jetzt wohl tat? Traf er sich mit Freunden und feierte fröhlich? Erzählte er vielleicht sogar von seinem neuesten Fang? Oder war er in dieser Nacht wieder auf Jagd? Sie hoffte nicht. Die Vorstellung, sich so schnell von einer anderen verdrängt zu sehen, tat ihr weh. Sie wusste, sie bedeutete ihm nichts und dennoch wünschte sie sich, es wäre anders. Sie wollte ihn nicht so schnell verdrängen. Unauffällig hielt sie ihren Unterarm unter die Nase. Ja, da war noch ein Hauch von ihm. Sie wusste sie hätte duschen sollen, am Morgen schon alle verräterischen Spuren verwischen. Doch sie hatte sich nur gewaschen, nicht bereit schon alles von ihm fortzuspülen. Er hatte ihr den anderen Namen gegeben in dieser Nacht. »Val« hatte er sie genannt. Persönlich … beinahe schon intim.
     
    Als Valerie am anderen Morgen erwachte, brauchte sie einige Zeit, um sich zu orientieren. Natürlich hatte sie nur wenig geschlafen. Die Erinnerungen hatten sie wach gehalten, und sie hatte sich immer wieder zur Ordnung rufen müssen. Er ist tabu für dich , hatte sie im Stillen mit sich selbst geschimpft und: Er hat kein Interesse an dir. Trotzdem waren ihre Gedanken immer wieder abgeschweift und sie hatte sich wieder und wieder gewünscht, noch einmal in seinen Armen zu liegen. Als sie dann endlich eingeschlafen war, hatten ihre Träume die Überlegungen abgelöst. Nun, an diesem Morgen, lag sie in ihrem Bett und dachte noch immer an die Nacht mit ihrem Chef, bis sie durch ein ungleichmäßiges Schnarchgeräusch neben sich unsanft in die Wirklichkeit gerissen wurde. Werner! Plötzlich hellwach stieg Valerie aus dem Bett und ging ins Badezimmer, um sich wie jeden Morgen für die Arbeit fertigzumachen. Erst als sie bereits den Tisch deckte, erwachten ihre Mitbewohner langsam zum Leben. Wie üblich setzten Werner und Norman sich muffig und ohne ein Wort an den Frühstückstisch, doch während Werner sich in die Tageszeitung vertiefte und nur gelegentlich eine Hand von ihm zu sehen war, die nach seinem Brot oder der Tasse griff, taute Norman nach den ersten Schlucken Kaffee auf und fragte seine Mutter nach dem neuen Bauprojekt, für das sie in den vergangenen Tagen unterwegs gewesen war. Sofort entstand eine angeregte Unterhaltung, und Valerie war froh über die Ablenkung, die dieses Gespräch bot. Doch bereits auf dem Weg zur Arbeit breiteten sich wieder störende Gedanken in ihrem Hirn aus. Wie sollte sie Mark begegnen? Die

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