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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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Bäcker. Dort standen einige Tische und sie suchten sich einen Platz weit hinten in der Ecke. Wie üblich entstand sofort ein angeregtes Gespräch und niemand Außenstehendes hätte hier mehr vermuten können. Doch unter dem Tisch, verborgen vor neugierigen Blicken, berührten sich ihre Knie und Valerie bezweifelte, dass es Zufall war. Er fragte nach ihrem Besuch, und sie erzählte ihm davon. Neugierig geworden wollte er mehr über ihre Mutter erfahren und sie berichtete ihm bereitwillig von ihrer schönen Kindheit und Jugend. Plötzlich klingelte ihr Handy. Bereits am Klingelton erkannte sie den Anrufer und verzog das Gesicht. Ohne jegliche Begrüßung wetterte Werner ins Telefon:
    » Wo bleibst du denn schon wieder? Im Büro ist keiner und nach Hause kommst du auch nicht. Wo steckst du denn?«
    Obwohl Valerie sich ärgerte, erwiderte sie so ruhig wie möglich:
    »Ich bin noch beim Einkaufen. Morgen ist es mir zu voll dafür. Ich komme gleich.«
    Als sie aufgelegt hatte, spürte sie Marks mitfühlenden Blick auf sich.
    »Manchmal ist es durchaus von Vorteil, allein zu wohnen«, sagte er leise und Valerie musste ihm heimlich zustimmen. In der letzten Zeit hatte sie sich immer öfter gefragt, ob sie sich nicht doch eine eigene kleine Wohnung nehmen sollte. Ihr Eheleben war schon lange nicht mehr als solches zu bezeichnen. Während sie sich vor einem Jahr darüber noch keine Gedanken gemacht hatte, störte es sie nun immer mehr. Ihr war in den letzten Wochen immer klarer geworden, dass die Liebe zwischen ihnen immer mehr verblüht war. Es war nicht nur ihre Überschwänglichkeit von Routine gedämpft worden, vielmehr war aus der anfänglichen Lebensgemeinschaft eine reine Zweckgemeinschaft geworden. Nur bestand der Zweck darin, ihrem Mann das Leben möglichst bequem zu machen, während ihre eigenen Bedürfnisse immer weiter auf der Strecke blieben. Der Finger, der vorsichtig ihre Wange streichelte, riss sie aus ihren Gedanken.
    » Das war jetzt aber nicht der Einkauf, der durch dein Gehirn streift!«
    » Nein. Ich habe mich gerade gefragt, wo für mich eigentlich noch ein Sinn in dieser Ehe liegt.«
    Eigentlich wollte sie Mark nicht mit ihren düsteren Gedanken belasten und das eben Gesagte mit einem lakonischen »Egal« abtun, doch er kam ihr zuvor. Noch nie hatte er ihr diese Frage gestellt, doch sie schien ihn schon länger beschäftigt zu haben. Sehr leise und vorsichtig brachte er die Worte hervor, als fürchtete er die Antwort und hoffte ein wenig, sie könnte die Frage überhören:
    » Liebst du ihn?«
    E twas zögerlich antwortete sie:
    » Wenn man so lange mit jemandem verheiratet ist, denkt man wohl nicht mehr darüber nach, ob es immer noch Liebe ist. Aber nein, ich glaube nicht. Ich mag ihn, ja. Es würde mich sehr traurig machen, wenn ihm etwas zustoßen würde. Aber Liebe? Ich glaube nicht. Ich denke, es ist eher Gewohnheit, die mich bei ihm hält. Und Angst.«
    » Angst? Wovor?«
    » Vor den Reaktionen. Von ihm, von den Kindern, meiner Mutter. Der ganzen Familie. ›Wenn du es so lange ausgehalten hast, schaffst du es ja wohl auch noch die letzten paar Jahre. ‹« Empört schnaubte Mark.
    » Die letzten paar Jahre! Val, du hast gerade mal die Hälfte hinter dir, wenn überhaupt. Du kannst doch nicht so jung schon aufgeben wollen. Sicher, deine Familie würde nicht besonders begeistert reagieren. Aber ich bin mir sicher, sie würden es nach dem ersten Schock verstehen. Und du bist eine verdammt starke Frau. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein paar verständnislose Reaktionen dir Angst machen würden.«
    » Es ist nicht nur das«, entgegnete Valerie mit gesenktem Blick. »Ich habe auch Angst vor der Einsamkeit.«
    Nun spürte sie seine Hand, die ihre griff , und er sagte sanft:
    » Du brauchst keine Angst vor der Einsamkeit zu haben, Val. Du bist nicht allein.«
    Wie sehr wünschte sie sich, er meinte es s o, wie sie es am liebsten verstanden hätte. Aber das konnte nicht sein. Er war verheiratet und liebte zudem seine Unabhängigkeit über alles. Nie hatte er ihr irgendeinen Anlass gegeben zu glauben, sie könnte ihm wirklich etwas bedeuten. Oder vielleicht doch? War sein Verhalten ihr gegenüber in letzter Zeit nicht merklich verändert? Gab es vielleicht doch Hoffnung auf ein gemeinsames Leben mit ihm? Sie wusste es nicht und fühlte sich auch nicht im Stande, darüber nachzudenken. Als sie sich schließlich schweren Herzens verabschiedete, war ihre Stimmung noch bedrückter als vorher. Den ganzen

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