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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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Einkäufe für das Wochenende zu erledigen. Katherine wollte am Sonntag zum Essen kommen, und auch ihre Mutter hatte sich angemeldet. Gern ließ Valerie sich von der Vorfreude auf ihren Besuch aus ihrer schlechten Laune herausreißen. Sie vermisste Katherine noch immer. Wie oft hatten sie abends in ihrem alten Kinderzimmer gesessen und geklönt, während Werner ferngesehen und Norman an seinem Computer gespielt hatte. Im Nachhinein kam es Valerie vor, als wären die einzigen Gespräche in ihrem Haushalt zwischen ihr und ihrer Tochter gelaufen. Seit deren Auszug war es seltsam still dort geworden. Auch die gemeinsamen Abende in einer Eckkneipe waren in den letzten Wochen weniger geworden. Anfänglich hatten sie sich regelmäßig getroffen, doch seit sich die Überstunden häuften und Werners Laune immer weiter trübten, hatte Valerie oft auf diese Treffen verzichtet, um ihn nicht noch mehr zu verärgern. Sonntag nun wollte Katherine zum Essen kommen, und auch auf ihre Mutter Janet freute Valerie sich. Der kanadische Akzent in Janets Stimme war nie ganz abgeschliffen worden, und Valerie liebte ihn ebenso wie das fröhliche Lachen, das sie ihr ganzes Leben lang begleitet hatte. Ihre Mutter war schon immer ein ausgeglichener, stets positiver Mensch gewesen und lebte nach dem Motto, ein Tag ohne Lachen sei ein verlorener Tag. Auch nach dem Tod ihres geliebten Mannes hatte sie nicht aufgegeben. Zwar zeigte sie offen ihre Trauer, jammerte jedoch nie herum und versuchte stets, das Beste aus ihrem Leben zu machen. Plötzlich merkte Valerie, wie auch sie ihren Vater vermisste, der den größten Teil ihres Lebens für sie da gewesen war, wann immer sie ihn gebraucht hatte. Schlagartig wurde ihr bewusst, sie hatte in ihrer Ehe nie eine solche Harmonie kennen gelernt wie ihre Eltern. Ungeduldig schüttelte sie den Kopf, als wollte sie die störenden Gedanken vertreiben. Sie musste sich auf die Einkäufe konzentrieren und konnte sich Flausen im Kopf nicht leisten. Zielstrebig schob sie ihren Einkaufswagen an den Regalen vorbei, hielt gelegentlich an, verglich Preise und entschied sich schließlich. Viel zu schnell war der Einkauf erledigt und sie überlegte, ob sich der Weg nach Hause nicht noch durch irgendetwas verzögern ließe. Sie wollte Werner noch nicht begegnen, nicht in die Eintönigkeit ihrer Ehe eintauchen. Langsam schob sie den Wagen Richtung Ausgang, ohne zu einem Entschluss zu kommen, und ließ ihren Blick über die Auslagen eines Verkaufsstandes mit Modeschmuck gleiten. Der plötzliche Griff an ihrem Oberarm hinderte sie am Weitergehen, und sie sah sich empört nach dem Störenfried um. Zwei strahlendblaue Augen sahen lächelnd auf sie herab, und eine fröhliche Stimme fragte:
    » Kennst du mich außerhalb des Büros nicht mehr?«
    » Mark! Was tust du denn hier?« Jeden hätte sie hier erwartet, nur nicht ihn. Er lachte.
    » Einkaufen, was sonst.«
    » Einkaufen? Du?« So absurd es war, aber irgendwie passte diese Vorstellung so gar nicht zu ihm, doch er lachte noch mehr.
    » Ja klar. Schließlich muss ich auch ab und zu essen und trinken. Nur von Luft und Liebe kann ich auch nicht leben.« Verschwörerisch zwinkerte er ihr zu. Nein, natürlich konnte er das nicht, und Valerie schalt sich in Gedanken einen Dummkopf, weil sie selbst nicht darauf gekommen war. Gleichzeitig rasten ihre Gedanken und spannen für sie logische Konsequenzen zusammen. Wenn Mark einkaufen wollte, würde er dieses Wochenende vermutlich nicht zu seiner Frau nach Hause fahren. Würde sie zu ihm kommen? Würde sie sich mit ihm in dem Bett vergnügen, das auch sie selbst schon einige Male mit ihm geteilt hatte? Oder würde er allein hier sein und sich für jeden Abend ein anderes Betthäschen suchen? Wieder versuchte Valerie kopfschüttelnd die unbequemen Gedanken zu verscheuchen, doch sie mussten ihr anzusehen sein, denn Mark fragte sanft:
    » Was geht nur wieder in deinem hübschen Köpfchen herum?«
    » Nichts Wichtiges«, antwortete sie ausweichend. »Ich überlege nur, ob ich alles habe. Ich bekomme am Sonntag Besuch, und da wäre es sehr unangenehm, wenn etwas fehlt.«
    » Gut«, sagte Mark, »dann schlag ich vor, ich lade dich zu einem Kaffee ein. Dann hast du noch etwas Zeit zum Überlegen.«
    Das brauchte er nicht zweimal zu sagen, denn von seiner Nähe abgesehen bot sich hier die willkommene Gelegenheit, den Heimweg noch einige Zeit hinauszuzögern.
    So half er ihr, die Einkäufe in ihrem Auto zu verstauen und führte sie dann zu einem

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