Im Schatten (German Edition)
Angestellten.«
» Ja, aber du bist der Chef.«
» Aber doch nicht im Bett!«, fiel er ihr ins Wort. »Da bin ich nichts weiter als ein Privatmann, der bald wahnsinnig wird, weil er um jedes bisschen Zärtlichkeit von dir betteln muss.«
Betteln? Er hatte es wohl kaum nötig, bei irgendeiner Frau um irgendetwas zu betteln. Vielmehr war es so, dass sie nach jeder seiner Berührungen lechzte. Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte , fuhr Mark fort:
» Es ist ja nicht so, dass es mir keinen Spaß gemacht hat, dich zu erobern. Aber ich hätte auch gern mal das Gefühl, begehrt zu sein.«
Unwillkürlich musste Valerie lachen, doch ihre Stimme bekam einen ungewollt bitteren Unterton, als sie antwortete:
»Es gibt wohl kaum einen Mann, der sich weniger über mangelnde Begehrtheit beschweren kann als du.«
Der Klang ihrer Stimme verriet dabei anscheinend ihre Gedanken und Mark, der schon lange von seinem Platz aufgestanden war und sich ihr zwischenzeitlich immer mehr genähert hatte, nahm sie nun behutsam in den Arm.
» Du wirst dich doch wohl kaum mit den Betthasen vergleichen wollen, die ab und zu mal bei mir waren?«
» Und wieso nicht?«
» Weil sie keine Bedeutung für mich hatten, Val.«
Ungläubig sah Valerie ihn an. »Waren« und »hatten«? Kamen sie denn jetzt nicht mehr zu ihm? Und sie hatten keine Bedeutung für ihn gehabt? Sie - Valerie - denn etwa?
Zu Hause angekommen ging Valerie schnurstracks ins Schlafzimmer, zog sich aus und verschwand dann in der Dusche. Das heiße Wasser brachte ihr die dringend notwendige Entspannung und sie genoss es eine Weile, bevor sie mit der sorgfältigen Rasur ihrer Achseln und Beine begann. Nach dem Abtrocknen stand sie eine Weile unschlüssig vor ihrer geöffneten Wäscheschublade, obwohl für ihre Zwecke an diesem Abend definitiv nur eine Wahl in Frage kam. Und so griff sie schließlich zu der sündhaft teuren Spitzengarnitur, zu deren Form allein ihr Mann schon ungläubig und tadelnd den Kopf geschüttelt hätte. Nicht dass es ihm als solches nicht gefallen hätte, doch seine Frau hielt er eindeutig zu alt für so etwas. Die Farbe: natürlich schwarz, was sonst. Sie zog die Wäsche an und betrachtete sich zufrieden im Spiegel. Sie konnte es sich wieder leisten, derlei zu tragen. Zwar hatte sie keine Figur mehr wie eine Zwanzigjährige, doch Pölsterchen an Hüften und Taille waren ebenso verschwunden wie der kleine Bauch. Auch war sie nicht mehr so abgemagert, wie noch vor ein paar Wochen, denn in der letzten Zeit hatte sie wieder einigermaßen normal essen können. Ein weiterer Griff in die Schublade förderte ein paar halterlose, oben mit feiner Spitze besetzte schwarze Strümpfe zu Tage. Dazu ein enger, kurzer schwarzer Rock und ein lachsfarbenes Top mit tiefem V-Ausschnitt. Normalerweise achtete sie immer peinlich genau darauf, dass Ober- und Unterwäsche farblich harmonierten, doch der winzig kleine Ansatz der schwarzen Spitze, der vorwitzig aus dem Ausschnitt hervorlugte, verlieh eine umwerfende erotische Ausstrahlung, ohne billig zu machen. Valerie föhnte sich die Haare, peppte sie noch etwas mit Gel auf, legte ein frisches Make-up auf und rundete alles mit einem Hauch von Parfum ab. Der helle Blazer und hochhackige Pumps, und sie war fertig. Ein letzter Blick in den Spiegel ließ sie anerkennend und zufrieden lächeln. Nein, sie sah nicht mehr aus wie eine Zwanzigjährige, aber ihre fünfundvierzig sah man ihr auch nicht an. Leicht konnte sie für Mitte bis Ende dreißig durchgehen. Entschlossen verließ sie die Wohnung und ging zu ihrem Auto.
Sie musste nicht lange warten, bis der Summer betätigt wurde, und ging von Vorfreude erfasst die Treppe hoch. Als Mark die Tür öffnete, stutzte er kurz und starrte sie dann mit vor Erstaunen geöffnetem Mund von oben bis unten an. Es dauerte eine geraume Zeit, bis er sich soweit gefangen hatte, dass er ihr den Weg in den Flur freimachte. Seine Hände griffen zum Revers ihrer Jacke, und er zog sie vorsichtig näher, küsste sie ganz sanft auf den Mund. Nach kurzer Zeit jedoch hörte er auf, ohne sie loszulassen.
» Du musst das nicht, Val. Ich habe es dir schon einmal gesagt, und ich meine es so. Dir werden keine Nachteile entstehen, wenn du es nicht mehr willst. Unser Privatleben und unsere Arbeit sind zweierlei.«
Er war ihr noch immer ganz nah , und statt einer Antwort küsste sie ihn sanft, nur der leise Hauch einer Berührung und gerade dadurch so voll prickelnder Erotik, dass er
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