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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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Weg nach Hause grübelte sie, ohne zu einem Ergebnis zu kommen und die unfreundlichen Worte ihres Mannes zur Begrüßung taten ihr übriges. Schweigend räumte sie den Einkauf fort, beseitigte die Spuren der Alleinherrschaft ihrer Männer in der Küche während ihrer Abwesenheit und bereitete ein einfaches Abendessen. Die Spagetti schluckte sie genauso wortlos wie Werners bissige Kommentare. Doch auch später im Bett ließ das Grübeln nicht nach. Sie musste an Marks Worte denken. Er war in der letzten Zeit ihr gegenüber ungewöhnlich offen gewesen. Würde er sich von seiner Frau trennen, um ein gemeinsames Leben mit ihr zu beginnen? Und selbst wenn, wie lange würde es wohl andauern? In zehn Jahren würde er ein Mann im besten Alter sein, sie hingegen eine alte Frau. Valerie wagte kaum, es sich vorzustellen. Ob sie Werner liebte, hatte er sie gefragt. Liebe. Ein großes Wort, war einmal seine Antwort gewesen. Ja, sie liebte ihn. Ihn, Mark, nicht Werner. Sie liebte ihn mehr, als sie sagen konnte und viel mehr, als gut für sie war. Es rieb sie auf. Diese ständigen Gefühlsschwankungen zwischen himmelhoch jauchzend, wenn sie in seinen Armen lag, bis zu Tode betrübt, wenn es vorbei war, brachten sie um den Verstand. Sie kam nicht mehr zu Ruhe, das ständige Auf und Ab zerrte an ihren Nerven. Was sollte sie tun? Schluss machen? Nein! Bei der Vorstellung, nie wieder in seinen Armen zu liegen, schossen ihr die Tränen in die Augen. Also was dann? Sich von Werner trennen? Hier half nur eine Analyse. Langsam zählte sie alles im Kopf auf, was für oder gegen eine Trennung sprach. Die Kinder sprachen realistisch betrachtet nicht mehr dagegen. Katherine war aus dem Haus, Norman würde nach Beendigung seiner Ausbildung ebenfalls ausziehen und war ohnehin kaum noch da. Seine Wäsche konnte er allein erledigen, essen tat er meist in der Kantine und zum Reden hatte er seine Kumpel. Geld sprach auch nicht dagegen. Valerie rechnete sich aus, was sie an Einnahmen hatte und an Ausgaben haben würde. Eine kleine Wohnung würde sie sich auf jeden Fall leisten können. Sie hatte ein gutes Gehalt und würde es allein für sich beanspruchen können. Norman verdiente sein eigenes Geld und hatte zudem das Kindergeld. Katherine verdiente sich neben dem Kindergeld selbst den Rest dazu. Sie hatte es rundheraus abgelehnt, von ihren Eltern Geld zu bekommen, da sie der Meinung war, die hätten schon lange genug für sie gezahlt. Werner verdiente ebenfalls sein eigenes Geld. Also würde es auf dem Gebiet keine Schwierigkeiten geben. Wieder einmal fragte Valerie sich, welchen Vorteil es ihr bringen würde, zu Hause zu bleiben und stellte bestürzt fest: keinen. Sie wäre frei und unabhängig, könnte tun und lassen, was sie wollte, bräuchte niemanden zu bedienen und würde viel mehr Zeit für sich selbst haben. Es gab für sie keinen Grund zu bleiben, aber das konnte sie nicht wirklich beruhigen. Mit quälenden Gedanken im Kopf schlief sie ein.
    Das ganze Wochenende über ließen sich die Gedanken nicht vertreiben, nicht einmal als der langersehnte Besuch da war. Immer wieder versuchte ihre Mutter sie aufzuheitern, doch es gelang ihr nicht. Schließlich, als sie unter dem Vorwand, die Küche aufräumen zu wollen, für einige Minuten allein dort waren, fragte Janet direkt:
    » Was ist nur los mit dir, Kind? Du bist ja vollkommen bedrückt. Hast du Probleme mit Werner?« Ein wenig geschockt über die Zielsicherheit ihrer Mutter, antwortete Valerie:
    » Wie kommst du denn darauf?«
    » Na ja, du siehst nicht gerade glücklich aus. Deine Augen sind ganz traurig. Und du hast so ein kleines Fältchen um deinen Mund, das früher nicht da war. Und was deinen Werner angeht, sehr freundlich ist der nicht zu dir.« Wie üblich bei ihren persönlichen Gesprächen waren sie zum Englischen übergegangen.
    » Was will man erwarten nach fünfundzwanzig Jahren Ehe.«
    » Unsinn!«, brach es aus ihrer Mutter heraus. »Was hat es damit zu tun. Dad hat sich mir gegenüber nie so verhalten, und wir waren mehr als vierzig Jahre miteinander verheiratet.«
    Das stimmte, und nicht zum ersten Mal beneidete Valerie ihre Mutter um das Glück, das sie gefunden hatte. Vielleicht war sie damals doch zu schnell in diese Ehe geschliddert. Sie hatte ihre Eltern beobachtet , und eine Ehe schien für sie seiner Zeit das größte aller Geschenke zu sein. Dass sie vielleicht nicht den richtigen Partner dafür haben könnte, war ihr damals nicht in den Sinn gekommen. Doch Janet

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