Im Schatten meiner Schwester. Roman
wenn du es tust?«
Das stimmte. Er brachte die Karre zum Stehen, zog sie an sich und hielt sie fest.
»Sag es«, forderte sie ihn auf.
Doch dass er sich in Bezug auf Liz besser fühlte, gab nur anderen Gefühlen mehr Raum. »Meine Schwester stirbt. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
Erin strich ihm über den Rücken.
»Sie war eine gute Schwester«, fuhr er fort. »Ich habe nicht immer gemocht, was sie getan hat, aber sie hat uns geliebt. Erinnerst du dich an den Trinkspruch, den sie bei unserer Hochzeit gesagt hat? Erinnerst du dich, wie sie eine Reise abgebrochen hat, als Chloe geboren wurde? Chloe wird sie nie kennenlernen.« Seine Kehle wurde eng. Eine Zeitlang sagte er nichts, doch Erin schien zu verstehen. Sie hielt ihn weiter fest, mitten auf dem Bürgersteig. Es fiel ihm nicht ein, sich zu bewegen.
»Ich finde, sie sollten die Apparate abschalten. Aber vielleicht irre ich mich ja auch. Wenn Chloe dort läge, würde ich sie so lange am Leben erhalten wollen, wie ich könnte.«
»Wenn sie nicht leiden müsste.«
»Robin leidet nicht. Es geht ihr gut. Das klingt schrecklich, aber wir haben etwas daraus gewonnen. Wenn es letzten Montag zu Ende gewesen wäre, hätten wir nichts von Peter erfahren, Molly wäre nicht so gestresst gewesen, dass sie Liz gefeuert hätte, Liz hätte mich nicht bedroht, und du und ich würden nicht reden.« Er trat zurück und gestand: »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Du bist da. Du bist in Snow Hill. Das ist genug.«
Er hob den Kopf. »Du bist auch in Snow Hill. Dad will dich einstellen.«
»Und du?«
»Wenn du das willst.«
»Willst du mich dort haben?«
»Willst du dort sein?«
»Chris!«
»Ja, ich will dich dort haben. Es ist ein Familienunternehmen, und du gehörst nun mal zur Familie. Und du bist gut.«
»In was?«
»In allem, was mit Diplomatie zu tun hat. Du bist taktvoll.«
Erin gab ein zischendes Geräusch von sich. »Nicht immer. Ich habe Molly zugejubelt, als sie Liz gefeuert hat. Was wirst du ihretwegen unternehmen, Chris?«
»Sie anrufen. Ich habe es mit Dad besprochen. Wir wollen sie nicht wieder einstellen. Ich werde ihr eine großzügige Abfindung anbieten.«
»Vielleicht solltest nicht du sie anrufen?«
Chris wollte es ganz sicher nicht tun, aber er stimmte seinem Vater zu. »Ich habe das Chaos angerichtet, ich muss es auch wieder aufräumen. Das hier ist meine Entscheidung. Sie muss es erfahren.«
Er wartete, bis sie nach Hause kamen, bevor er ihre Nummer im Telefonverzeichnis der Firma fand und anrief.
»Du hast ja lange genug gebraucht«, sagte Liz, als sie seine Stimme hörte. »Ich nehme an, das, was du zu sagen hast, wird das Warten wert sein. Weißt du eigentlich, dass deine Schwester tatsächlich das Schloss an meinem Büro hat auswechseln lassen? Ich war heute Morgen sehr früh dort und konnte nicht rein! Ich möchte den neuen Schlüssel haben.«
Selbst wenn Chris nicht mit Molly, Charlie und jetzt mit Erin über die Situation gesprochen hätte, hätte die Arroganz in Liz’ Stimme den Ausschlag gegeben.
»Kein Schlüssel, Liz. Keine Wiedereinstellung.«
»Bitte?«, fragte sie in demselben hochnäsigen Ton.
»Wir geben dir das Gehalt von vier Wochen plus zwei Monate Krankenversicherung.«
»Du willst mir das geben?« Sie lachte. »Offenbar hast du mich nicht verstanden. Ich kann dich ruinieren, Chris.«
»Ich glaube, du bist unschädlich gemacht worden, Liz«, erwiderte Chris mit einigem Vergnügen. »Meine ganze Familie weiß, dass du und ich einmal zusammen waren. Und meine Frau auch. Und ich glaube ehrlich gestanden nicht, dass es irgendjemanden sonst interessiert. Vier Wochen Gehalt, zwei Monate Krankenversicherung.«
Es gab eine Pause. »Bist du bereit, Bilder in der Zeitung zu sehen?«
Er entfernte den Hörer von seinem Mund. »Bilder in der Zeitung?«, fragte er Erin laut. »Von der Messe in Concord?« So langsam begann es ihm Spaß zu machen. »Das ist eine gute Werbung für Snow Hill, meinst du nicht?« Er sprach wieder in den Hörer. »Tolle Idee, Liz. Meine Frau vertritt gerade Dad. Wusstest du, dass sie einen Background in Pressearbeit hat? Wir werden die Geschichte Montagmorgen in die Zeitung bringen, zusammen mit noch anderen Schnappschüssen. Die werden sie vielleicht nicht bringen. Aber es ist eine gute Idee. Danke für den Vorschlag.«
Davids Telefon klingelte. Er wollte eigentlich laufen, zögerte es aber hinaus. Seit Montagabend hatte er nicht mehr trainiert.
»Hallo?«
»Wayne Ackerman
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