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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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heraus.«
    »Dann wären die Empfänger also aus New England?«
    »Nicht unbedingt. Die Bank der Gegend arbeitet mit einem nationalen Netzwerk, um Organe an die richtigen Empfänger zu liefern. Wenn der richtige Patient in Pacific Northwest lebt, geht das Organ dorthin.«
    »Können wir einen Empfänger bestimmen?«, fragte Molly, die dachte, dass, wenn Kathryn Geschichten hören, Menschen sogar physisch sehen könnte, die auf Transplantate warteten, sie dadurch in diese Richtung bewegt werden könne.
    Doch die Schwester lächelte nur mild. »Außer wenn ein Familienmitglied, sagen wir mal, einem Verwandten eine Niere spendet, macht man das nicht. Können Sie sich das Chaos vorstellen, in dem wir uns befänden – man würde uns der Bevorzugung beschuldigen, es käme zu gerichtlichen Verfolgungen wegen Diskriminierung? Ab und zu hört man davon, dass eine Berühmtheit ganz nach oben auf die Liste befördert wird, aber das ist normalerweise nur ein Gerücht und keine Tatsache. Organbanken fühlen sich der Fairness verpflichtet.«
    Das war eigentlich in Ordnung, fand Molly. Robin würde wollen, dass ihre Organe den größtmöglichen Nutzen brächten. »Wie schnell nach dem Tod eines Menschen wird es gemacht?«, fragte sie und bewegte sich damit zum ersten Mal tatsächlich über die Entscheidung selbst hinaus. Auch wenn sie gestellt werden musste, ließ sie die Frage erschauern.
    Ihre Bedenken mussten wohl deutlich gewesen sein, denn die Schwester legte ihr den Arm um die Schultern. »So schnell wie möglich. Im Fall von jemandem wie Ihrer Schwester fängt das Räderwerk an, sobald die Entscheidung getroffen wurde, die Apparate abzustellen. Empfänger werden verständigt, oft noch ins Krankenhaus gebracht, bevor alle lebenserhaltenden Maßnahmen endgültig beendet sind. Sobald der Tod bestätigt ist, nimmt ein Arzt die Prozedur vor. Vertreter der Organbank schaffen in aller Eile das Organ zum Empfänger.«
    Es klang alles sehr sauber und effizient – allerdings weniger, wenn Molly an Robin dachte. »Sobald die Apparate abgeschaltet sind, wie lange würde es dauern, bis sie …«
    »Bis ihr Herz zu schlagen aufhört?«, beendete die Schwester den Satz mit verständnisvoller Stimme. »Ohne Hirntätigkeit? Nicht lange.«
    »Würde sie leiden?«
    »Nein. Sie fühlt nichts.«
    Molly schluckte. Das Ende schien so nahe zu sein. »Sobald es also passiert ist, sobald ihr Herz aufgehört hat zu schlagen, würde sie aus dem Zimmer gefahren werden.«
    »Und in einen OP gebracht.«
    »Und danach? Ich meine, würden wir zum Beispiel bei einer Totenwache etwas sehen?«
    »Sie meinen etwas Entstellendes?«, fragte die Schwester voller Verständnis. Entweder war sie an die Frage gewöhnt, oder sie fühlte sich einfach in Mollys Gedanken ein. »Keine Entstellung. Man bemüht sich sehr, so dass selbst bei offenem Sarg der geliebte Mensch wie er selbst aussieht.«
    Molly nickte. Ihr Blick begegnete dem der Schwester. »Wenn ich schon Probleme damit habe, kann ich mir vorstellen, wie viel mehr meine Mutter haben wird.«
    »Sie ist eine starke Frau. Sie muss nur auf ihre Weise damit fertig werden.«
     
    Kathryn wusste, dass die Zeit knapp war. Nichts, absolut nichts an Robins Zustand hatte sich verändert, doch ihre Tochter entglitt ihr. Kathryn fuhr mit den Fingern durch Robins dunkles Haar und gab ihr ein bisschen das Aussehen einer körperlich aktiven Läuferin zurück; doch Robins Stirn war zu kühl, ihre Augenlider glatt. Mit jedem Tag wurde sie weniger die Robin, die Kathryn aufgezogen hatte. Oder vielleicht passte sich ja auch Kathryns eigener Geist nur an. Akzeptierte es.
    Ein Teil von ihr war erschrocken deshalb.
    Den Ellbogen auf den Bettrand gestützt, nahm sie Robins Hand, küsste sie und betrachtete das Gesicht ihrer Tochter. »Ich liebe dich«, flüsterte sie. Sie wollte noch mehr sagen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt; und obwohl sie gedacht hatte, dass sie vom Weinen wie leer war, traten ihr erneut Tränen in die Augen.
    Charlie berührte sie am Arm. »Lass uns ein bisschen gehen«, schlug er leise vor.
    Und immer noch sah Kathryn Robin an. Sie sprach nicht. Robin hörte nichts mehr. Ihre Mutter akzeptierte das – auch wenn der Gedanke noch mehr Tränen hervorlockte. Sie tupfte sie ab und stand auf. Charlies Arm war eine feste Stütze, als sie den Flur entlanggingen.
    Er führte sie ins Wartezimmer und zeigte nach draußen. Ganz links lag der Fluss, doch in der Nähe, auf einem Grasflecken kurz vor den Klippen war

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