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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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verhalten?«
    »Ihm zum Beispiel einen kleinen Liebesbrief zugesteckt?«
    Als Erin schwieg, sah er zu ihr hin. Sie wirkte vorwurfsvoll. »Das meine ich nicht«, erklärte sie leise. »Ich frage mich nur, was sie empfunden hat, als sie ihn nach all den Jahren das erste Mal wiedergesehen hat.«
    »Das hat sie nicht gesagt. Zumindest nicht zu mir. Vielleicht hat sie es Molly erzählt. Dad und ich waren im Flur.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, so ein Geheimnis für mich zu behalten. Ich kann mir nicht vorstellen, mit der Angst zu leben, es könnte herauskommen.«
    »Mein Vater hat es gewusst.«
    »Aber Robin nicht. Was, glaubst du, hat sie gefühlt, als sie diesen Anruf bekam?«
    »Erstaunen?«
    »Du warst erstaunt. Sie muss sich eher – vielleicht geschockt gefühlt haben, verängstigt, sogar wütend. Ich kann mir nicht vorstellen, so etwas vor Chloe geheim zu halten.«
    »Nun, du bist nicht meine Mutter. Du bist nicht in ihren Schuhen gegangen. Die Umstände lassen uns manchmal etwas tun, was wir lieber nicht tun möchten.« Wie wahr war das wohl?
    »Junge, ist das nach hinten losgegangen«, stellte Erin fest und gab der Schaukel noch einen Schubs. »Denk nur daran, wie dein Vater ihn dort gesehen hat. Ich meine, es ist das eine, jemanden zu treffen, den die eigene Frau mal gekannt hat, aber jemanden, mit dem sie eine Affäre hatte? Das muss doch demütigend sein.«
    Chris warf ihr einen unbehaglichen Blick zu. Wenn man sie so reden hörte, könnte man meinen, sie wusste von Liz und wollte ihn dazu verlocken, alles auszuspucken.
    »Was?«, fragte sie unschuldig.
    Er schüttelte den Kopf und hörte auf zu schaukeln. »Sandkastenzeit«, sagte er zu Chloe und hob sie hoch.
    Erin war hartnäckig. »Was sollte der Blick eben?«
    Er trug Chloe in die Sandkiste, setzte sie ab und organisierte einen Eimer; dann legte er ihre kleine Hand um die Schaufel
     und half ihr, den Sand hineinzuschaufeln.
    »Rede mit mir, Chris«, drängte Erin.
    »Das hier ist ein Spielplatz. Keine ernsten Gespräche hier.«
    »Ich will deine Mutter ja nicht kritisieren. Ich versuche nur zu verstehen. Du musst doch eine Menge empfinden.«
    »Du kennst nicht mal die Hälfte davon«, murmelte er.
    »Dann erzähl es mir«, flehte sie ihn an.
    Er stampfte den Sand fest und ebnete ihn ein, bevor er sagte: »Schau mir zu, Chloe. Schau zu, was Daddy macht.« Er ließ den Eimer schnell rotieren, hob ihn dann langsamer wieder an, doch der Sand war zu trocken, als dass er gehalten hätte. »Oh, wir brauchen Wasser.« Er blickte zum Wasserspeier.
    »Welche Hälfte kenne ich nicht?«, fragte Erin, doch er nahm den Eimer und ging zum Wasser. Sekunden später kehrte er zurück und ließ Wasser auf den zusammengesunkenen Sandhaufen tropfen.
    Als Nächstes merkte er, wie Erin aufstand und wegging. Er dachte sich nichts dabei, bis sie an der Kinderkarre vorbeiging, hinaus zum Kindergartentor und die Straße entlanglief.
    Verärgert ließ er den Eimer fallen und hob Chloe hoch, die sofort anfing zu weinen. Er versuchte, sie zu beruhigen, während er sie in ihrer Karre festband. Als sanftes Säuseln nichts half, zog er eine Flasche aus der Rückseite hervor. Dann schob er die Karre, so schnell er konnte. Erin war schon ein Gutteil die Straße hinunter und um die Ecke gebogen, bevor er sie einholte.
    »Was ist los mit dir?«, fragte er, als er endlich bei ihr war.
    Sie drehte sich um und funkelte ihn an.
    Er hob die Hand, um sich vor ihrer Wut zu schützen, ließ sie aber schnell wieder fallen. Sie war es nicht, die sich ins Unrecht gesetzt hatte. »Ich habe ein Problem«, gestand er.
    »Sag mir was, was ich noch nicht weiß.«
    »Ich habe Liz Tocci gekannt, als ich auf dem College war.«
    Erin wich zurück. »Was heißt das denn?«
    »Ich kannte sie.«
    Sie erblasste. »Wie in … du hattest eine Beziehung mit ihr?«
    »Sie dauerte nur ein paar Wochen und endete sofort, nachdem ich dich kennengelernt habe, aber es gab eine kleine Überschneidung.«
    »Du hast mit uns beiden geschlafen?«
    »Nein. Ich habe Schluss gemacht, bevor du und ich miteinander geschlafen haben.«
    Erin schluckte. »Das hast du mir nie erzählt.«
    »Was gab es da zu erzählen? Es war aus und vorbei.«
    »
Liz Tocci?
Sie ist alt genug, um deine Mutter zu sein.«
    »Sie ist nur zehn Jahre älter als ich.«
    »Und das hast du toll gefunden?«
    Er griff nach ihrer Hand, doch sie entriss sie ihm. Mit nicht gerade wenig Selbstverachtung sagte er: »Es hat Spaß gemacht. Ich war geschmeichelt. Ich

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