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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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hier. Sind Sie zu Hause?«
    »Äh … ja, Doktor Ackerman. Geht es Alexis gut?«
    »Darüber wollte ich reden. Bin in zehn Minuten da.« Er legte auf, bevor David ihm erklären konnte, wo er wohnte, aber seine Adresse befand sich natürlich in den Personalakten.
    Seine Wohnung war klein und unordentlich. Da er wusste, dass er in zehn Minuten auch nicht viel daran ändern konnte, ging er die Treppe hinunter und nach draußen. Er war auf dem Parkplatz, als der BMW die Straße heransurrte.
    Ackerman parkte und stieg aus. Er trug eine Khakihose und ein schwarzes Hemd. »Danke. Ich weiß, es ist Samstag.«
    David tat das mit einem Wedeln der Hand ab. »Wie geht es Alexis?«
    »Sie war erschöpft, deshalb der Zusammenbruch. Sie fühlt sich schon kräftiger. Es gibt einige Themen, mit denen wir uns werden beschäftigen müssen, aber ich hoffe, Sie können uns helfen.«
    »Alles, was Sie wollen. Alexis ist ein tolles Mädchen.«
    »Wir wollen den Stress so gering wie möglich halten, und im Moment ist sie im Stress darüber, was die Leute sagen werden. Die offizielle Diagnose ist Erschöpfung. Sie ist wie eine Kerze, die an beiden Enden abgebrannt ist. Sie wird ein, zwei Wochen nicht zur Schule kommen, um sich zu erholen und zu fangen. Meinen Sie, Sie können ihre Aufgaben einsammeln und sie am Ende jeden Tages in mein Büro bringen? Noch besser, können Sie sie zu Hause abgeben, sobald sie wieder daheim ist? Es wird gut für sie sein, mit jemandem aus der Schule Kontakt zu haben.«
    David wusste, dass er eigentlich meinte, dass es gut für die Schule sei zu wissen, dass einer von ihnen da wäre. Es befreite alle anderen von der Aufgabe, vorbeizukommen und vielleicht die Wahrheit zu erraten. Mit David als einziger Quelle konnte das wenige an Neuigkeiten, was die Außenwelt erreichte, in vernünftige Bahnen gelenkt werden.
    David war nicht erfreut darüber, so benutzt zu werden. Es brachte ihn in eine schreckliche Lage. Aber was hatte er für eine Wahl?
    »Das kann ich tun«, erwiderte er höflich.
    »Sie werden unser Sprecher sein. Die Leute werden wissen, dass Sie sie fragen müssen, um zu erfahren, wie es ihr geht.«
    »Hm.«
    »Wenn es irgendwelche Fragen gibt, rufen Sie mich einfach an. Das Ziel ist, nach vorne zu schauen und Alexis’ Rückkehr in die Schule so glatt wie möglich zu machen.«
    »Ein gutes Ziel«, stimmte David zu. Er machte einen Schritt zurück und sah zu, wie der Direktor davonfuhr. Und dann ging er laufen. Er rannte schnell und trat kräftig aufs Pflaster, um sich selbst dafür zu bestrafen, weil er feige gewesen war. Doch als er wieder auf dem Parkplatz war, zählte er die Fakten auf. Sich Doktor Ackerman zum Feind zu machen würde Alexis verletzen. Sie wusste, dass David die Wahrheit kannte. Wenn die Zeit reif wäre, würde sie sich vielleicht öffnen. Im Moment würde er nach den Regeln spielen.
    Frustriert, dass er so vernünftig darüber denken musste, war er nicht gerade in empfänglichster Laune, als ein Hupen ihn zum Stehen brachte, gerade als er wieder zu Hause war und hineingehen wollte. Es war Nick Dukette, der keine Schulakten hatte, um an Davids Adresse zu gelangen, sie aber trotzdem herausbekommen hatte.
    Schwitzend und sauer stand David da, die Hände in den Hüften, und ließ Dukette auf sich zukommen. Dieser hielt einen großen Umschlag in der Hand. »Die Papiere, die ich versprochen habe«, sagte er und gab David den Umschlag.
    »Das ging ja schnell.«
    »Ich habe ein Jahr lang daran gearbeitet. Es ist nur ein Teilmanuskript. Doch das hier gibt Ihnen einen Vorgeschmack darauf, was ich tue.«
    Seine Stimme senkte sich.
    »Was Neues von Robin?«
    David schüttelte den Kopf.
    »Sie hängt immer noch an lebenserhaltenden Apparaten?«
    »Soweit ich weiß. Hören Sie, ich weiß nicht, ob ich etwas damit anfangen kann. Ich gehöre nicht zum inneren Kreis der Familie.«
    »Besucht sonst noch jemand Robin – Freunde, andere Läufer?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie sie besucht?«
    »Nein. Warum fragen Sie?« David hatte nicht die Absicht, ihm die Dinge leichtzumachen.
    Nick betrachtete den Kies, dann die Bäume. »Schwer zu essen, zu schlafen, weiterzumachen …« Er sah David an. »Haben Sie jemals jemanden geliebt?«
    »Noch nicht.«
    »Nun, es ist beschissen«, rief er mit einer Verwundbarkeit aus, die seinen Worten Authentizität verlieh. »Wie soll man erklären, dass man die ganze Zeit an jemanden denkt? Ich kann es ganz sicher nicht. Das Blöde daran ist, dass wir

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