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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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ein Schild:
Wir beten für dich, Robin.
Daneben saß in einem lockeren Kreis eine Gruppe von Robins Freunden.
    »Andere Freunde haben Schilder gebracht«, erzählte er. »Aber das ist die erste Gruppe, die den richtigen Ort erraten hat. Ich habe Anrufe von der Presse abgewehrt. Bis jetzt halten sie sich zurück.«
    Wir beten für dich, Robin.
Kathryn fing er erneut an zu weinen. Sie presste ihr Gesicht an Charlies Arm, bis sie die Fassung wiedergewonnen hatte. »Das sieht mir so wenig ähnlich«, flüsterte sie endlich.
    »Weinen?«, fragte er und zog sie näher an sich.
    »Auseinanderfallen.«
    »Du handelst so, wie es jede Mutter tun würde. Und du bist völlig erschöpft.«
    »Ich bin zerrissen – werde von hier nach dort gezerrt. Endgültig war noch nie so endgültig wie jetzt. Was soll ich nur tun, Charlie?«
    »Ach Liebes, ich kann diese Entscheidung nicht für dich treffen.«
    Das kam ihr unfair vor. »Der Anfang des Lebens, das Ende des Lebens – warum ist es immer die Entscheidung einer Mutter? Als ich schwanger wurde, musste ich entscheiden, ob ich das Baby allein bekommen oder abtreiben wollte. Peter hat keine Meinung geäußert. Ich musste es tun, es war meine Entscheidung.«
    »Zumindest gab es eine Wahl.«
    »Aber beide Möglichkeiten waren erschreckend. Sich zu einer Abtreibung zu entschließen ist schmerzhaft, selbst wenn es nur aus den richtigen Gründen passiert. Ich hätte noch Jahre danach gelitten und Robin niemals gekannt. Diese Entscheidung ist noch schlimmer.«
    »Das ist der Preis dafür, dass man ein lebenswertes Leben hat. Entscheidungen sind leicht zu treffen, wenn man nichts zu verlieren hat. Hättest du lieber diese andere Art von Leben geführt?« Sie fühlte sich pervers genug, um ja zu sagen, als er hinzufügte: »Das könntest du nicht, Kathryn. Es liegt nicht in deiner Natur. Ich habe deine Entschlossenheit immer geliebt – dass du die Dinge immer mit ganzem Herzen angegangen bist.«
    »Aber jetzt gebe ich auf«, sagte sie und warf es sich selbst vor. Dies war der erschreckende Teil davon, dass sie das, was passierte, akzeptierte. Aufgeben war Verrat.
    Charlie antwortete mit erschreckender Kraft. »Nein, Kathryn. Wenn jemand in den letzten Tagen gekämpft hat, dann warst es du. Nein, es geht nicht ums Aufgeben.« Seine Stimme wurde sanfter. »Es geht ums Loslassen, und ich sage das im positivsten Sinne. Irgendwann wirst du zu dem Schluss kommen, dass du nichts mehr tun kannst und dass es nur noch mehr Tränen bringt, wenn du klammerst.«
    »Bist du schon so weit?«, fragte Kathryn.
    Er schwieg, und seine Augen blickten bekümmert. »Ich will mich irgendwann wieder so an Robin erinnern, wie sie einmal war. Das kann erst passieren, wenn das hier getan ist.«
    »Ist das Grund genug, die Apparate abzuschalten?«
    »Nicht nur, nein.«
    »Was wäre denn Grund genug?« Sie suchte nach etwas. Etwas Konkretem. Einem Grund, auf den sie sich in den kommenden Jahren stützen konnte.
    »Dass du Frieden mit der Situation gemacht hast.«
    Das ist nicht konkret, dachte sie, es ist nebulös. Von Charlie ausgesprochen, war es jedoch eine Herausforderung. »Aber sie hat doch keine Schmerzen«, widersprach sie heftig. »Sie leidet nicht. Es muss doch einen Grund geben, warum das so ist – warum wir ihr Herz unendlich schlagen lassen können, sogar, wenn ihr Gehirn tot ist.«
    »Manche Menschen tun es, um sich Zeit zu verschaffen, bis eine Wunderkur gefunden ist.«
    »Du glaubst doch an Wunder«, erinnerte sie ihn und fragte sich, ob auch nur ein winziger Teil von ihm bereit wäre zu warten. Das wäre etwas, an das sie sich klammern könnte.
    »Wunder, die sich im Rahmen der Vernunft bewegen«, erläuterte er. »Wenn die Umstände dagegen sprechen und es doch passiert, nennen wir es ein Wunder. Aber in diesem Fall dauern die Umstände zu lang. Ich habe mich im Netz umgeschaut, Kathryn. Ich habe ein paar Fäden gezogen bei Freunden, die Ärzte kennen. Keiner dieser Ärzte glaubte, dass es bei Testergebnissen wie den ihren eine Chance auf Genesung gibt. Ja, wir verschaffen uns Zeit, aber wir tun es für uns, nicht für Robin.«
    »Für mich«, murmelte Kathryn. »Robin war in meinem Leben ein wichtiger Spieler. Ich kann mir mein Leben ohne sie nicht vorstellen. Sobald diese … diese Wache vorbei ist, sobald ich nicht mehr jeden Tag herkommen werde, wird es ein Riesenloch in meinem Leben geben.«
    »Es wird sich schließen. Du wirst es mit anderen Dingen füllen.«
    Ihr fiel nichts ein. Ihr Geist

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