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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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geworden.«
    »Wo?«, fragte Molly, während sie den Kühlschrank öffnete.
    »Washington.«
    Sie hatte gute Erinnerungen an Washington. »Robin hat den Marine-Corps-Marathon gewonnen. Wir haben uns an diesen Wochenenden wunderbar amüsiert. Willst du etwas Kaltes zu trinken? Ich habe Wasser, Obstwasser, Energiewasser oder Soda.« Die Scooby-Doo-Schachtel mit Schokomilch bot sie ihm nicht an. Zu peinlich.
    »Soda, danke«, sagte er.
    Sie nahm zwei Diet Cokes heraus. »Aber ich rede von D. C. Bist du aus dem Bezirk oder dem Staat?«
    »Dem Bezirk. Alle anderen in meiner Familie sind dort geblieben. Ich bin das schwarze Schaf.«
    »Da sind wir ja schon zwei. Warum du? Weil sie sich in der Verlagswelt tummeln und du Lehrer bist?«
    »Es ist noch mehr. Sie sind Zeitungsleute, ich nicht.«
    »Und das ist auch besser so«, entgegnete sie und dachte an Nick, doch dann wurde ihr klar, was sie gesagt hatte. »O Mist. Tut mir leid. Ich wollte damit nicht sagen, dass mit deiner Familie was nicht stimmt.«
    Er warf seine Sodatablette ein. »O doch. Sie sind auf eine Art Getriebene, wie ich es nicht bin. Sich auf der A-Liste zu befinden ist wichtig für sie, mir jedoch nicht. Aber warum bist du das schwarze Schaf? Du arbeitest doch im Familienunternehmen.«
    »Ich gieße die Pflanzen. Ich schneide welke Blätter ab. Ich grabe Erde um. Ich kann keine Öffentlichkeitsarbeit wie Dad oder die Bücher führen wie mein Bruder, und Robin ist ein Mensch für die Front wie meine Mom.« Wieder spürte sie, wie ihr schwer ums Herz wurde. »War. Robin war es. Und siehst du, ich bin auch dabei das schwarze Schaf. Meine Mutter will, dass die Apparate eingeschaltet bleiben, mein Bruder nicht, mein Vater will, was meine Mutter will. Ich will nur, was Robin will.« Aber wie sollte sie das wissen? Es war wieder dieselbe Sackgasse. Sie brauchte eine Aufmunterung und fragte: »Willst du meinen Lieblingsplatz sehen?« Sie führte ihn zur Treppe am Ende des Wohnzimmers.
    »Das wäre auch mein Lieblingsplatz«, stimmte er zu, als sie zum Dachboden kamen. »Was ist das für eine Pflanze?«
    »Eine Aphelandra squarrosa, auch liebevoll Zebrapflanze genannt. Sie kommt aus Brasilien. Sie welkte im Büro meines Dads dahin, also habe ich sie hergebracht. Sie mag keine direkte Sonneneinstrahlung und braucht Schatten, wenn sie nicht mehr blüht. Nach der Ruhezeit jedoch wird sie wieder blühen, wenn sie ein paar Monate direktes Licht bekommt. In der Zwischenzeit können wir diese schön gestreiften Blätter genießen.«
    David bückte sich, um den Topf darunter zu betrachten. »Auch schöne Keramik.«
    »Der kommt aus Rio«, sagte sie, erfreut, dass er es bemerkt hatte. »Robin hat ihn für mich gekauft, als sie dort einen Marathon gelaufen ist. Sie hat immer Geschenke mitgebracht. Dieser hier ist aus Valencia«, fügte sie hinzu und zeigte auf den Topf mit einer Schefflera, dann auf einen mit einer Palme, »und aus Helsinki.« Sie wurde nostalgisch. »Ich muss zwar sagen, dass Robin selbstbezogen war, aber sie kam nie ohne ein Geschenk zurück. Ich habe eine Haarspange aus Luxor und Pullover aus Neuseeland und Cornwall. Sie wusste immer, was ich wollte. Warum also weiß ich nicht, was sie jetzt will?«
    Er richtete sich auf. »Weil die Geschenke zu kennen, die jemand zu schätzen weiß, leichter ist, als zu wissen, wie jemand sterben will.«
    Einfach gesprochen, aber wahr. Sie zuckte nicht mal bei dem Wort »sterben« zusammen. Sie konnte es sagen. So weit war sie gekommen. Robin würde sterben.
    Doch trotzdem war sie kein Felsen. Sie wollte nicht hier Robins Zimmer einpacken. Wenn sie das tat, stand in großen Lettern »Ende« darüber.
    Doch da nur noch vier Nächte blieben, musste es erledigt werden. Und da David hier war, um ihre Gefühle abzufedern, konnte sie mit Robins Zimmer anfangen.
    Sie führte ihn die Treppe hinunter zum ersten Zimmer. Dort lag mitten auf Robins Bett die Katze. Sie setzte sich auf, die Augen starr, die Ohren gespitzt.
    »Sie ist sehr klein«, bemerkte David.
    »Und kein Baby mehr, aber sie ist misshandelt worden. Armes Ding. Ich war ihr keine große Hilfe.« Sie kroch vorwärts. Als die Katze nicht weglief, wagte sie ein wenig mehr. Sie streckte die Hand vor und beugte sich hinunter. »Komm her, kleine Süße«, lockte sie. »Ich weiß, du hast gefressen.« Als sie versuchte, den letzten Abstand zu überbrücken, schoss die Katze vom Bett und zur Tür hinaus.
    David drehte sich um, um ihr nachzuschauen. »Sie hat eine irre Farbe.

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