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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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Werden die Wunden Narben hinterlassen?«
    »Ihr Fell wird sie verbergen. Die inneren Narben? Das wird die Zeit weisen. Im Moment befindet sie sich zwischen zwei Leben. Sie weiß nicht richtig, wer sie ist.«
    Wie ihre Großmutter, erkannte Molly, und sie empfand das Bedürfnis, sie wieder zu besuchen. Trotz allem, was Kathryn sagte, kam Marjorie mit dem zurecht, zu dem sie imstande war, und ließ den Rest los. Abgesehen von Alzheimer war dies ein beneidenswerter Zug.
    Molly ließ sich aufs Bett sinken und fuhr mit der Hand über die Decke. »Die Menschen haben Robin wirklich geliebt. Dies hier wurde von der Mutter einer Lauffreundin für sie gemacht. Die Frau lebt auf einer Insel vor der Küste von Maine. Ihre Arbeit ist wundervoll.«
    David bewunderte den Quilt, dann blickte er sich um. Er wirkte neugierig, aber nicht übertrieben. Er hatte keine Eile, Robins Sachen zu berühren. Er flippte nicht aus über einem Lorbeerkranz, den sie in Boston gewonnen hatte. Er war nicht aufs Bett fixiert.
    Molly versuchte, alles durch seine Augen zu sehen. Wenn er Robin nicht vorher gekannt hätte, würde er es jetzt tun. Dieses Zimmer konzentrierte sich nur auf eines.
    Das erhöhte die Zweifel, die Molly bereits empfand. »Wenn meine Schwester sich irgendwo befindet, dann hier. Dieses Zimmer auseinanderzunehmen fühlt sich an, als ob ich es eilig hätte, sie ins Grab zu bringen.«
    »Kannst du den Umzug verschieben?«
    Sie zog frustriert das Band aus ihrem Haar und fasste es erneut zusammen. »Ich habe meinen Vermieter zweimal angerufen. Er ist ein netter Kerl, aber er gibt keinen Millimeter nach.« Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Sie lief in die Küche und blätterte das örtliche Telefonbuch durch. Während sie in Robins Zimmer zurückkehrte, tätigte sie den Anruf.
    Es klingelte einmal am anderen Ende, bevor die Maklerin abnahm. »Hier ist Dorie.«
    »Molly Snow.«
    Ein leises Aufkeuchen war zu hören. »Meine Güte, Molly, ich bin ja so froh, dass Sie anrufen. Keiner scheint zu Ihrer Mutter durchzukommen. Ich habe gehört, es sieht schlecht aus.«
    »Das stimmt«, gab Molly zu, »und mittendrin soll ich nun packen. Ich habe Terrance Field angebettelt, mir noch ein paar Tage zu lassen, aber er behauptet, er muss Montag ausziehen, damit sein Bauunternehmer am Dienstag anfangen kann. Ich weiß, Sie sind seine Maklerin, und ich habe mir gedacht … Ich meine, vielleicht könnten Sie erklären …«
    »Warten Sie, meine Liebe. Ich rufe ihn auf der anderen Leitung an.«
    Molly hörte ein rasches Klicken. »Die Maklerin meines Vermieters«, erklärte sie David. Sie presste das Telefon an ihr Ohr und griff nach dem Quilt, weil sie ihn mit dem Rest des Bettzeugs zusammenfalten und die Matratze als Stapelplatz für den Kram aus dem Schrank nutzen wollte. Da bemerkte sie Flecken aus bernsteinfarbenem Fell an mehr als einer Stelle. »Sieht so aus, als ob es meinem Kätzchen hier richtig gefällt.« Sie glättete den Quilt. Dann hielt sie inne. David hatte nun Robins Zimmer gesehen. Wenn er aus diesem Grund gekommen war, könnte er sich fortan bequem an etwas erinnern, was er zu tun vergessen hatte.
    Genau das hätte Nick gemacht. Bei den wenigen Gelegenheiten, da er ins Haus gekommen war, war er von Zimmer zu Zimmer gewandert und hatte bemerkt, wie sehr er es liebe. Dann hatte typischerweise sein Telefon geläutet. Er war der beste Reporter der Zeitung und viel gefragt.
    Mit der Klarheit, die man erst im Nachhinein besitzt, erkannte Molly die Wahrheit. Er hatte gesehen, was er sehen musste – vor allem keine Robin –, und war bereit zu gehen.
    Nun, da sie das akzeptierte, empfand sie weder Wut noch Verletztheit. Sie war tatsächlich erleichtert, dass sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester einer Meinung war.
    Mit leichterem Herzen führte sie David zu den Kartons im Eingang. Da ertönte eine Stimme aus dem Telefon an ihrem Ohr.
    »Molly. Dieser Mann ist unmöglich. Ich habe ihm gesagt, dass ein paar Tage doch keinen Unterschied machen. Ich habe angeboten, Mike DeLay – das ist sein Unternehmer – anzurufen, doch Terrance hat nein gesagt. Er behauptet, Sie hätten schon vor zwei Wochen gepackt haben sollen. Soll ich Mike trotzdem anrufen?«
    Doch Molly hatte resigniert. »Nein, danke, Dorie. Tatsächlich wird das Ganze in einem Monat auch nicht leichter werden.«
    Und hier war nun David mit bis zu den Ellbogen hochgerollten Ärmeln und stellte Kisten zusammen, ohne dass sie ihn darum bitten musste. Wenn man Nana glauben konnte,

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