Im Schatten meiner Schwester. Roman
bekannt für seine Effizienz. So erleichtert er war, dass Alexis nun Hilfe bekam, machte er sich doch Sorgen, er könnte überreagiert haben. Wenn es nur die Grippe war, hatte er ein Problem. Nun ja, mehr Probleme, als er bereits hatte. Wayne Ackerman wäre nicht erfreut.
Der Arzt tauchte aus Alexis’ Kabine auf und kam auf ihn zu. »Die Eltern sind immer noch nicht da?«
»Nein. Wie geht es ihr?«
Der Mann warf ihm einen Blick zu, der mehr als Worte sagte. »Sie hatten recht mit Ihrer Sorge. Sie muss ins Krankenhaus.«
»Wie behandeln Sie sie?«
»Wir ernähren sie intravenös, während wir noch weitere Tests machen. Wenn die Eltern eine Privatklinik vorziehen …«
»Alexis Ackerman?«, ertönte eine laute Stimme.
Alexis’ Mutter trug ein Businesskostüm und strahlte Autorität aus. David war ihr bei zahlreichen Schulanlässen begegnet, zuletzt am Montag beim Elternabend. Sie hatte in seinem Klassenzimmer gesessen, um zehn Minuten mit ihm zu reden. Doch ihre Miene verriet nicht, dass sie ihn erkannte, als der Arzt sie herüberbat.
David blieb zurück und ging hinaus. Er überblickte den Parkplatz, um zu sehen, ob Alexis’ Vater gekommen war – der Direktor fuhr einen dunkelblauen BMW 335i Cabrio –, als er Molly Snow entdeckte. Sie verließ gerade das Krankenhaus.
Etwas in ihm warnte ihn. Er mochte Molly. Selbst in dunklen Momenten haftete ihr ein Hauch von Munterkeit an.
Doch in diesem Augenblick wirkte sie grimmig. Lass sie, sagte eine leise Stimme. Sie hat es mit einer Familienkrise zu tun, und du erinnerst sie an das Schlimmste. Trotzdem lief er hinüber zu ihr. »Molly?«, rief er, als er nahe genug war.
Sie sah auf und versuchte, sich zu konzentrieren. »He, David.«
»Wie geht es Robin?«
Sie hob eine Schulter. »Auf der Intensivstation kann man nichts mehr tun. Sie haben sie in ein normales Zimmer verlegt. Nur das Beatmungsgerät hält sie noch am Leben.«
Ein schlechter Tag überall. Er hatte auf ein Wunder gehofft. »Das tut mir leid.«
»Mir auch. Meine Eltern sehen sich einer schrecklichen Entscheidung gegenüber. Eigentlich wir alle. Aber meine Mutter ist es, die sagen wird, wann.«
David fühlte sich teilweise verantwortlich. »Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn ich sie nicht gefunden hätte.«
Molly räusperte sich. »Nun, das ist eines der Dinge, die meine Mutter in den letzten Stunden gesagt hat. Sie ist deprimiert.«
»Sie hat das Recht dazu.«
»Aber auf der Intensivstation sind andere Patienten in schlechtem Zustand. Manche werden ihr Leben lang behindert sein. Für Robin wäre das niederschmetternd gewesen. Deshalb ist das hier vielleicht ein Segen, auch wenn meine Mutter das nicht hören will.«
Vom Parkplatz ertönte ein verräterisches Schnurren, als Wayne Ackerman heranrauschte. Er parkte das Cabrio, dann stieg er blitzartig aus und trabte Richtung Notaufnahme. Es gab einen Augenblick deutlichen Erkennens, als sein Blick David traf, doch er winkte nicht.
Molly sah ihn vorbeigehen. »Kennen Sie ihn?«
»Das«, antwortete David, »ist mein Boss.«
Sie keuchte auf. »Der, dessen Tochter ein Problem hat?«
»Hm.« Er erzählte ihr, was passiert war.
»Gut, dass Sie den Mund aufgemacht haben«, fand Molly. »Wenn uns jemand von Robins Zustand erzählt hätte, bevor das hier passiert ist, könnte es ihr vielleicht noch gutgehen. Hat Ackerman Ihnen wirklich gesagt, Sie sollen sich um Ihren eigenen Kram kümmern?«
»Das war der Kern. Aber es tut mir nicht leid wegen heute. Nach dem, was ein befreundeter Arzt mir am Dienstagabend gesagt hat, zeigt sie Anzeichen von Unterernährung; und wenn das so ist, Schande über die Eltern. Natürlich könnte ich auch meinen Job verlieren. Jedes Mal, wenn Doktor Ackerman mich anschaut, sieht er den Typen, der recht wegen seines Kindes hatte, während er unrecht hatte – als ob ich ein Geheimnis kenne, von dem sie nicht wollen, dass irgendjemand sonst es erfährt. Es wird interessant sein zu sehen, was er und seine Frau tun. Ich nehme an, sie werden Alexis in eine Privatklinik in Massachusetts bringen lassen und der Welt sagen, dass sie bei einem Ballettguru in Sankt Petersburg ist.« Er schnaubte. »Mein Unterricht. Beide Male. Warum nur?«
»Weil sie Ihnen vertraut.«
»O nein. Sie denkt, ich habe sie verraten, weil ich zu ihrem Dad gegangen bin.« Aber sie hatte ihn in der Ambulanz dabeihaben wollen. Das war immerhin schon etwas.
»Sie haben das Richtige getan«, meinte Molly.
Und das war auch etwas. Aber er war
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