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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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ob er dir vertraut vorkommt.« Sie betrachtete Marjories Augen. »Peter Santorum. Klingelt da was?«
    Marjorie drehte sich erschrocken um. »Klingeln? Ich … ich habe nichts gehört.«
    »Nein, Nana, da klingelt nichts.« Sie versuchte es erneut. »Hast du je von einem Mann namens Peter Santorum gehört?«
    Marjorie legte den Kopf schief, doch ihre Augen blieben ausdruckslos. Sekunden später fielen sie auf Mollys Tunika. »Hübsche Farbe.«
    »Es ist lila, deine Lieblingsfarbe. Aber das hier ist wichtig, Nana. Deine Tochter ist Kathryn. Ist sie mit Peter Santorum ausgegangen? Er spielte Tennis.«
    Ihre Großmutter runzelte die Stirn. »Ich bin gelaufen.« Ihre Augen leuchteten auf. »Habe ich gewonnen?«
    Molly erschrak nicht wegen Marjories Verwirrung. Sie hatte es schon oft bei ihrer Großmutter erlebt. Marjorie zog eine Erinnerung aus dem chaotischen Schrank ihres Geistes und dachte dabei, sie passte auf sie. Diese Erinnerungen waren wie die Nervenzellen in ihrem Gehirn alle durcheinandergeraten.
    Peters Name rastete nicht ein.
    Molly versuchte es anders. »Du hast eine Enkelin namens Robin. Wer ist Robins Vater?« Ein Licht ging an, aber nur in ihrem eigenen Kopf. »Das letzte Mal, als ich hier war, hast du gesagt, dass Rotkehlchen früh kommen. Ist dein Rotkehlchen zu früh geboren?«
    Marjorie wirkte beunruhigt. »Ich weiß nicht, ob ich es fertig gemacht habe. Ich … ich kann mich nicht erinnern.«
    Molly holte die Schachtel aus ihrer Tüte und nahm daraus ein Bild von Robin. Es gab noch andere in Marjories Zimmer, doch das hier war ein neueres. »Hier ist sie. Erinnerst du dich an sie, Nana?«
    Marjorie betrachtete das Foto. »Ist sie fertig?«
    »Ja, das ist sie«, antwortete Molly ermutigend, auch wenn sie innerlich ein Stocken empfand. Sie bezog sich auf ein Phantasierennen – irgendein Rennen –, sicher nicht auf das Leben selbst, und genau das war das Entscheidende im Moment. Sie zog ein zweites Foto hervor und sagte: »Das ist Kathryn. Sie ist deine Tochter.« Marjorie starrte das Bild an. Molly legte die beiden Fotos nebeneinander. »Kathryn und ihre Tochter Robin. Ist Robins Vater Peter Santorum, Nana? Denk zurück. Erinnerst du dich?«
    Marjorie sah von einem Bild zum anderen.
    »Es ist echt wichtig, Nana«, sagte Molly und wendete mehr Druck an. »Ich muss wissen, ob dieser Mann echt ist, und du würdest es wissen. Du bist Kathryns Mutter. Sie hätte es dir erzählt, wenn sie schwanger gewesen wäre, bevor sie geheiratet hat. Denk nach, Nana. Wenn ich dich jemals um etwas Wichtiges gebeten habe, dann ist es das.«
    Marjorie betrachtete Molly mit besorgtem Blick.
    Molly stand von ihrem Stuhl auf und nahm das Gesicht ihrer Großmutter. Ihre Hände waren sanft, doch sie war verzweifelt. »Ich muss es wissen, Nana. Denk nach.«
    Die Augen der alten Frau füllten sich mit Tränen. »Ich … ich sollte mein Rennen laufen.« Sie fing an zu weinen.
    Molly brach es das Herz. Sie nahm Marjorie in die Arme. Es tat ihr leid, dass sie so gedrängt hatte, leid, dass sie mehr erwartet hatte, als ihre Großmutter in sich hatte, leid, weil, wenn etwas so Schockierendes nicht Nanas Gedächtnis in Gang gebracht hatte, nichts dies bewirken würde.
    Was Molly dann einfiel, verlief weit jenseits eines intellektuellen Verständnisses der Krankheit ihrer Großmutter. Sie wusste, was Alzheimer bedeutete, hatte das Wort oft genug benutzt, doch zum ersten Mal war seine Bedeutung tief in ihr verankert. Marjories Geist hatte sich so verschlechtert, dass er nicht mehr genesen konnte, und hatte viel von Mollys Vergangenheit dabei mitgenommen. Der Verlust war überwältigend.
    Sie fragte sich, ob ihre Mutter so empfand und ob sie deshalb nicht zu Besuch kommen konnte. Thomas war nur eine Ausrede. Der wahre Grund war der Schmerz über den Verlust.
    Molly wollte es auch nicht fühlen, doch sie konnte nicht die Augen verschließen und sich abwenden. Das hieße, jemanden zu verlassen, den sie liebte. Ihre Großmutter hatte sie öfter getröstet, als sie zählen konnte. Nun war es andersherum, und Molly musste diejenige sein, die Trost spendete.
    Der Schlüssel, erkannte sie, als sie ihre Großmutter in den Armen hielt, war, loszulassen. Die Vergangenheit war fort. Sie konnte sie nicht zurückholen. Hier war eine neue Wirklichkeit.
    So traurig es war das zu akzeptieren, es brachte doch Ruhe mit sich.
     
    Molly wollte diese Einsicht mit ihrer Mutter teilen. Loslassen war kein Verrat, sondern vielmehr eine reife Form der

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