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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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Liebe. Doch Loslassen bedingte das Akzeptieren der Wirklichkeit – und schloss diese Wirklichkeit im Fall von Robins Leben auch Peter Santorum ein? Dieser Frage musste man sich stellen.

[home]
14
    K athryn legte den Kopf neben Robins Hand. Sie hatte keine Energie – konnte nicht denken, konnte nicht zum Essen nach unten gehen, konnte nicht am Telefon reden. Sie konnte sich kaum mehr erinnern, wie geschäftig ihr Leben vor vier Tagen gewesen war. Wenn es um Snow Hill ging, war es ihr egal.
    Charlie berührte ihren Kopf. Sie kämpfte darum, die Augen zu öffnen.
    »He«, flüsterte er.
    Sie versuchte mit einem Lächeln seine Anwesenheit anzuerkennen, doch es gelang ihr nicht.
    »Willst du was?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich kann dich nicht davon überzeugen, eine Weile nach Hause zu fahren?«
    Sie wiederholte die Bewegung und schloss die Augen.
    »Das ist nicht gut, Kath«, sagte er leise. »Du solltest nicht den ganzen Tag hier sein. Es ist nicht gesund – nicht körperlich und nicht emotional. Du hast vier Tage lang kaum geschlafen.«
    »Ich kann nicht schlafen.«
    »Dann ist es Zeit, mit jemandem zu reden. Einem Therapeuten? Einem Geistlichen? Du kannst wählen.«
    »Vielleicht morgen«, flüsterte sie erschöpft.
    »Wer denn?«
    »Ich werde es dich wissen lassen.«
    »Ist Mom okay?«, ertönte Mollys Stimme von der Tür.
    Charlie antwortete: »Sie ist aufgeregt. Das wird vergehen. Komm doch rein, Liebes. Vielleicht wird es helfen, wenn du mit ihr redest. Sie tut sich selber leid.«
    Kathryn wollte sich nicht antreiben lassen. »Aus gutem Grund«, murmelte sie und drehte sich zur anderen Seite. »Versuch es nur wieder.«
    Eine Minute lang herrschte Schweigen. Dann sagte Molly ganz dicht neben ihr: »Peter Santorum.«
    Der Name schreckte Kathryn auf. Sie öffnete die Augen, hob den Kopf und sah ihr jüngstes Kind an. »Was hast du gesagt?«
    »Wer ist er?«, fragte Molly.
    Kathryn warf Charlie einen schnellen Blick zu, doch er schien genauso erschrocken zu sein wie sie. Und Molly wartete mit einem
     entschlossenen Ausdruck im Gesicht.
    »Wo hast du diesen Namen gehört?«, fragte Kathryn.
    »Ich habe ihn in Robins Computer gelesen.«
    »Wo hat sie ihn gehört?«
    »Er hat sie angerufen. Er hat erfahren, dass er eine Krankheit hat, die erblich ist – ein vergrößertes Herz. Er wollte sie warnen.«
    Kathryns Gedanken begannen durcheinanderzugeraten. Sie kämpfte darum, sie zu sortieren. »Wann war das?«
    »Letztes Jahr im Frühling.«
    Vor eineinhalb Jahren. Und Robin hatte nichts gesagt? Kathryn empfand einen Stich der Niedergeschlagenheit und schloss die Augen. Plötzlich verflüchtigten sich die Jahre, und sie war wieder dort, wo es begann.
    Sie dachte nicht daran, ein Kind zu bekommen, als sie Peter Santorum kennenlernte. Sie war zweiundzwanzig, frisch vom College, und arbeitete in einem Blumenladen in der Innenstadt von Boston. Ihr Job beinhaltete, Blumenarrangements für die besten Hotels und Restaurants in der Stadt zu schaffen.
    Peter war Tennisspieler und für die US -Profimeisterschaften in Longwood in der Stadt. Die Bar im Ritz war sein Revier in der Freizeit. Beeindruckt von Kathryns Arrangements in der Lobby, kam er in ihren Laden, als er nach einem Strauß für seine neueste Eroberung Ausschau hielt. Er und Kathryn kamen ins Gespräch und gingen einen trinken. Eines führte zum anderen, bis
Kathryn
seine neueste Eroberung wurde.
    Es dauerte eine Nacht lang. Als sie entdeckte, dass sie schwanger war, schaute sie in den Ordnern des Blumenladens nach seinen Kontaktdaten und versuchte, ihn anzurufen. Es war nicht leicht, an seinen Trainern und Betreuern vorbeizukommen; sie war ein Niemand. Sie wusste nicht mal, warum sie anrief. Sie hatten wenig gemeinsam. Er liebte Menschenmassen, sie liebte Blumen. Er liebte die Straße, sie liebte ihr Zuhause. Ein winziger Teil von ihr träumte vielleicht davon, dass er sie nicht hatte vergessen können und dass er einfach ungebunden war, weil er die Richtige noch nicht gefunden hatte.
    Man musste ihm zugutehalten, dass er nicht versuchte, seine Rolle bei Robins Empfängnis zu leugnen. Doch er war auch nicht begeistert. »Wenn du wegen Geld anrufst«, sagte er ruhig, »werde ich zahlen. Wir werden eine rechtliche Vereinbarung treffen, aber ich kann mich nicht binden. Ich bin im Moment dabei, woanders hinzufahren.«
    Er kam nicht weit auf dem professionellen Weg, auch wenn er daraufhin eine lukrative Tennisschule aufbaute mit Filialen in

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