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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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mehreren Städten. Keine Minute jedoch bereute es Kathryn, sein finanzielles Angebot abgelehnt zu haben. Sie hatte ihren Stolz, und sie hatte einen Beruf. Sie hatte auch Eltern, die sie unterstützten.
    Dann begegnete sie Charlie. Wie Peter betrat auch er eines Tages ihren Blumenladen, doch da endeten die Ähnlichkeiten auch schon. Charlie kaufte keine Blumen für eine Freundin, sondern für seine Sekretärin, um sich bei ihr dafür zu bedanken, dass sie sein Leben erträglicher machte. Es war ein mächtiger Eröffnungssatz, der mit einem derartig reuevollen Lächeln ausgesprochen wurde, dass sie ins Reden kamen, doch diesmal taumelten sie nicht ins Bett. In den nächsten drei Tagen kam Charlie immer wieder unter irgendeinem Vorwand im Laden vorbei. Dann ließ er die Vorwände sein und kam einfach nur vorbei, um Kathryn zu sehen. Als Marketingleiter für eine örtliche Bankengruppe nannte er den Laden seine Oase, um sich von den Erfordernissen der Arbeit zu erholen. Sie sprachen über seine Arbeit und über Blumen. Er war bereits ein Pflanzenmensch und stellte viele Fragen.
    Es dauerte eine Woche, bevor er den Mut fasste – so drückte er es aus, als er es viel später gestand –, sie einzuladen, und sie ihm erzählte, dass sie schwanger war. Einen Moment lang hegte er Zweifel – auch das gestand er ihr später – und fragte sich, ob sie nach einem Seelenverwandten oder nach einem Vater für ihr Kind suchte, bevor er beschloss, dass Kathryn es auf jeden Fall wert sei. Als er wiederkam und sie fragte, welches Essen sie denn am besten vertrüge, wusste sie, dass sie einen Treuen gefunden hatte.
    Von dem Augenblick an war ihrer beider Leben ein Streben zu zweit. Sie rissen in der nächsten Woche aus, und nachdem sie sich nach Örtlichkeiten erkundigt hatten, wie es nur ein Blumen- und ein Marketingmensch tun konnten, zogen sie nach Vermont und eröffneten Snow Hill. Als Robin sieben Wochen zu früh kam, wurde keine einzige Stirn gerunzelt.
    Kathryn hatte im Lauf der Jahre so selten an Peter Santorum gedacht, dass er genauso gut nicht existiert haben könnte. Sie hatte angenommen, dass es immer so sein würde. Sie hatte alles, was sie wollte, ohne ihn. Robin hatte alles, was sie wollte, ohne ihn – alles, außer vielleicht einem gesunden Herzen.
    »Dann stimmt es also«, sagte Molly, weil der Ansturm der Gefühle im Gesicht ihrer Mutter, darunter auch Schuld, nur wenig Zweifel übrigließ.
    Kathryn warf Charlie noch einen Blick zu, bevor sie nickte, doch dieser kurze Blick sagte Molly auch noch etwas. »Du hast es gewusst?«, fragte sie ihren Vater ungläubig.
    »Ja.«
    »Sie hat dich betrogen?«
    »Nein. Deine Mutter war schwanger, als ich sie kennengelernt habe.«
    Was hieß, dass Charlie all die Jahre das Geheimnis mit ihr geteilt hatte. Plötzlich ergaben kleine Dinge einen Sinn, wie dieses rätselhafte Schulterzucken, als Molly das erste Mal das vergrößerte Herz erwähnte, sein verblüfftes Stirnrunzeln, als sie ihm berichtete, was Robin ihrer Ärztin erzählt hatte. Er hatte nie ausdrücklich gelogen. Er hatte aber auch nie die ganze Wahrheit gesagt.
    Molly fühlte sich völlig desorientiert. »Bist du
mein
Vater?«, fragte sie, weil jetzt plötzlich alles möglich schien. Charlie warf ihr einen spöttischen Blick zu. »Ich muss es einfach hören.«
    »Ich bin dein Vater. Und der von Chris. Deine Mutter war nur einmal mit Peter Santorum zusammen. Robin war das Ergebnis.«
    »Was sie nur zu meiner Halbschwester macht.«
    »Da gibt es kein ›nur‹«, erwiderte Charlie. »Ihr biologischer Ursprung kann nicht zweiunddreißig Jahre ändern.«
    Doch Molly war erschüttert. »Weiß Chris es?«
    »Nicht, wenn du es ihm nicht erzählt hast.«
    »Aber ihr hättet es ihm nicht selbst erzählt, wenn das hier nicht passiert wäre, oder? Und wenn Peter Santorum Robin nicht angerufen hätte, hätte sie es nie erfahren?« Sie wandte sich zu ihrer Mutter, bereit, über Ehrlichkeit und Vertrauen – über Fairness – zu streiten, doch Kathryn sah nur Robin an.
    »Sie muss mich gehasst haben«, sagte sie und klang am Boden zerstört.
    Zumindest redete sie, bemerkte Molly. Wenn das Thema Peter Santorum sie wie ein Schock wieder zum Leben erweckt hatte, konnte es nicht nur schlecht sein. »Wir hätten leicht akzeptiert, was passiert ist, wenn ihr es uns als Kinder erzählt hättet.«
    Kathryn sprach in einem flehenden Ton. »Das konnte ich nicht, Molly. Die Zeiten waren andere, als Robin geboren wurde, oder vielleicht

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