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Im Schatten von Montmartre

Im Schatten von Montmartre

Titel: Im Schatten von Montmartre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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goß sich etwas zu
trinken ein.
    „Stammt aus einer ganzen Serie“, sagte Milo mit
Kennermiene.
    „Wenn es dir gelingt, die Serie zu finden“,
sagte ich, „und mir die Adresse des Produzenten zu verschaffen, kriegst du ‘n
hübsches Bündel Scheine. Wann beginnst du mit der Arbeit?“
    „Heute abend.“
    „Gut. Ich laß dir den Abzug hier. Und meine
Visitenkarte auch, für den Fall, daß du meine neue Adresse und Telefonnummer
vergessen haben solltest.“
    Er schob das Kärtchen unters Kopfkissen. Das
Foto legte er aber nicht aus der Hand.
    „Kennst du die Personen auf dem Foto?“ fragte
ich noch. Er kannte niemanden. Mado auch nicht. Ich verabschiedete mich.
     
    * * *
     
    Bisher hatte niemand versucht, mit mir wegen der
Clarimontschen Jadefiguren in Kontakt zu treten. Ich wollte das nicht
überbewerten — der Fall war von mittelmäßigem Interesse — , aber es war doch
seltsam, daß sich die Geschichte nicht normal zu entwickeln schien. Ich rief
den Arzt an, nur damit er nicht das Gefühl bekam, ich hätte ihn vergessen.
    „Es läuft noch nicht wie vorgesehen“, sagte ich.
„Allerdings ist eine Leiche im Spiel, und das könnte die Diebe zur Vorsicht
veranlassen. Es sei denn, Inspektor Sébastien hat recht und einer Ihrer
Sammlerfreunde...“
    Clarimont beharrte auf seiner Meinung, daß so
was absurd sei. Um nicht sofort wieder aufzulegen, fragte ich ihn, ob er den
Flic in der Zwischenzeit wiedergesehen habe. Nein, antwortete er, und außerdem
habe er ihm auch schon alles gesagt. Wieder eine Gemeinsamkeit: Auch ich hatte
Sébastien nichts zu sagen.
    Wir legten auf, und ich widmete mich wieder dem
geheimnisvollen Emilien Raphanel und seinem intimen Foto. Als Resultat meiner
Überlegungen wählte ich die Telefonnummern meiner beiden Mitarbeiter Louis
Reboul und Roger Zavatter und bestellte sie für Montagmorgen zu mir in die
Agentur. Dann schrieb Hélène für mich folgenden Rohrpostbrief:
     
    Lieber Monsieur Raphanel,
    es ging schneller, als ich dachte. Ich verfolge
eine vielversprechende Spur. Wenn Sie Montag um 14 Uhr in mein Büro kommen,
werde ich die Ehre haben, Sie mit jemandem bekanntzumachen.
    Hochachtungsvoll
    Nestor Burma
     
    Es war etwas fadenscheinig, doch es konnte
klappen. Jedenfalls würde die Reaktion — welche auch immer — höchst interessant
sein.

Abzüge
und komische Vögel
     
     
    Montagmittag um 13 Uhr war alles für den Empfang
von Etienne Raphanel vorbereitet. Hélène wußte, was sie zu tun hatte. Reboul
und Zavatter saßen in einem Nebenraum des Vorzimmers, in das sie hineinsehen
konnten, ohne selbst gesehen zu werden. Zavatters Motorroller — das ideale
Verkehrsmittel für Beschattungen! — wartete im Innenhof darauf, daß sein
Besitzer ihm die Sporen geben würde, und ich wartete in einem Bistro an der
Place de la Trinité auf den Moment, da ich auf der Bildfläche erscheinen
sollte.
    Um 14 Uhr 15 kam Reboul zu mir, um mir
mitzuteilen, daß es soweit sei. Raphanel sitze seit zehn Minuten oben in der
Agentur, und Zavatter habe ihn fotografiert. Noch ein Foto!
    Ich ging in die Agentur hinauf. Meine Rolle war
es, den überbeschäftigten Privatdetektiv zu spielen, den ein dringender Fall
unerwarteterweise, ausgerechnet im ungünstigsten Augenblick, länger als geplant
außer Hause festgehalten hatte.
    „Entschuldigen Sie, Monsieur Raphanel, aber ich
habe Sie leider ganz umsonst herkommen lassen“, sagte ich.
    Und ich servierte ihm mein kleines Lügenmärchen:
Ich hätte eine Spur verfolgt... eine ausgezeichnete Spur, so habe es zunächst
ausgesehen... Hätte jemanden erwartet, der ebenfalls hier sein solle...
deswegen mein Brief... und dann, im letzten Moment... Tja, ich sei untröstlich.
    „In den nächsten Tagen werden Sie mehr Glück
haben“, tröstete mich Raphanel. „Ich wünsche es Ihnen... und hoffe es.“
    Er verließ die Agentur.
    In wenigen Stunden würde ich seinen wirklichen
Namen und seine wirkliche Adresse kennen.
    „Während Sie unseren Klienten abgespeist haben,
wurde vom ,Photo-Schnellservice’ angerufen. Saunières war selbst am Apparat.
Sie sollen zurückrufen.“
    Das tat ich umgehend.
    „Es geht um Ihr Foto, Burma“, erklärte
Saunières. „Samstag war ich nicht im Laden und konnte es Ihnen deshalb noch
nicht erzählen. Bei der Arbeit habe ich nämlich etwas bemerkt... Haben Sie die
Abzüge zur Hand? Dann verstehen Sie’s sofort.“
    „Es kann losgehen“, sagte ich, nachdem ich die
Fotos vor mir ausgebreitet hatte.
    „Eine der

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