Im Schatten von Montmartre
sind, dachte ich, daß eine kleine
Unterhaltung mit Ihnen nicht schaden könne.“
Bevor sie nun begann, die kleine Unterhaltung,
legte er mir freundlicherweise auseinander, was sie unternommen hatten, nachdem
ich den schleimigen Gangster telefonisch über Milos Tod informiert hatte.
„Das war ein harter Schlag. Mit einer Leiche auf
dem Arm konnten Sie gar nichts anderes tun, als die Polizei zu benachrichtigen.
Offen gesagt, das mag ich nicht. Selbst wenn Sie denen irgendein Märchen
erzählt hätten, würden die Flics jetzt überall herumschnüffeln, und man kann ja
nie wissen... Sehen Sie, ich hatte Vertrauen zu Ihnen und zu Milo. Ich sagte
mir: ,Nach der Abreibung wird Milo Ruhe geben, und Burma ebenfalls. Das
Schlimmste, was passieren kann, ist, daß Burma alleine weitermacht.’ Aber aus
bestimmten Gründen habe ich eigentlich nicht an diese Möglichkeit geglaubt.“
Er lächelte feinsinnig. Das Lächeln eines
Mannes, der eine geheime Waffe mit durchschlagender Wirkung besitzt.
„Aber dann...“ fuhr er fort.
Das Lächeln verschwand.
„Sie hatten eine Leiche im Büro liegen. Wir
mußten Sie Ihnen vom Hals schaffen. Ich habe dementsprechende Anweisungen
gegeben. Wir wollten, daß diese Blondine, Milos Freundin, Sie anrief, um Sie in
eine Falle zu locken. Sie hat’s nur zu gerne gemacht, denn sie kann Sie nicht
riechen, Monsieur Burma. Gibt Ihnen die Schuld an dem, was Milo zugestoßen
ist.“
„Womit sie nicht ganz unrecht hat. Aber sie hat
mich nicht
angerufen.“
„Warten Sie! Doch, sie hat Sie angerufen, in
unserem Beisein. Aber Sie waren nicht mehr zu Hause.“
„Klar, ich war auf dem Weg zum Hotel Star .“
„Genau. Nur wußten wir das noch nicht. Also,
nicht zu Hause. Daran sollte es nicht scheitern. Sie konnten die Leiche
schlecht mitgenommen haben, egal, wo Sie hingegangen waren. Der Tote lag
demnach immer noch in Ihrem Büro. Wir mußten ihn nur abholen.“
Er machte eine Pause, um sich eine neue
Zigarette anzuzünden.
„Ein Glück für Ihre Tür, mein Lieber...“
Wirklich, man hätte ihn für ein Mitglied des
Türschutzvereins halten können!
„Ein Glück für Ihre Tür, daß Sie Kurs aufs Hotel Star genommen hatten! Dort hatten wir nämlich eine Art Mausefalle
aufgebaut. Nicht für Sie, sondern für die Leute, die Milo angesprochen hatte
und die nun möglicherweise vorbeikommen würden, um ihm seine Fragen zu
beantworten. Denen wollten wir nämlich auch eine Lektion erteilen.“
Der Zigarettenrauch kam zusammen mit den Wörtern
aus seinem Mund, dünn, kurz und schnell. Offensichtlich genoß er das Rauchen.
Mir lief das Wasser im Mund zusammen, und ich griff wieder nach meiner Pfeife.
Mal sehen, was stärker war: mein Brummschädel oder meine Tabaksucht. Letztere
trug den Sieg davon. Bei den ersten Zügen drehte sich mir der Magen um, doch
verging dieses unangenehme Gefühl schnell wieder. Danach schmeckte es prima.
„Wie gesagt“, fuhr der weißhaarige Pirat fort,
„es war ein Glück für Ihre Tür, denn natürlich hätten meine Leute sie
aufbrechen müssen. Aber da erwischte Sie meine Palastwache im Hotel Star. Mit Ihren Schlüsseln bewaffnet, Monsieur, sauste der da...“, er wies auf
Beinchensteller, „hinter dem Reinigungstrupp her, holte ihn ein, und alles ging
ohne Schaden ab, zur allgemeinen Zufriedenheit. Die Jungs schnappen sich die Leiche
und werfen sie in die Seine. Und nun können wir endlich mit unserer kleinen
Unterhaltung beginnen.“
„Na, wunderbar!“ sagte ich.
Verständnisvolles Lachen und Augenzwinkern
meinerseits. Ich sah Milo vor mir, wie er in die Seine geschubst wurde, wie
eine Stange Nougat oder ein Sack Mehl. Wie Edmond Dantès-Buridan aus dem
berüchtigten Heldenepos. Sehr spaßig.
Ixe musterte mich neugierig, sagte aber nichts.
Er nahm aus einem Aktenordner das berühmte Bild, Ursache für die ganze
Aufregung, und hielt es mir unter die Nase, genauso wie Raphanel. In der Tasche
des einen oder des andern schien das Foto gelitten zu haben.
„Milo schleppte das mit sich herum und wollte wissen,
woher es stammte“, sagte Ixe. „Nach dem, was ich weiß, hatte er es von Ihnen,
Monsieur Burma. Ein ganz seltenes Stück! Ich würde sogar sagen: ein Unikat...
Na ja, beinahe.“
„Ich seh’s“, sagte ich.
Was ich auch noch sah, war ein Rauchkringel, der
aus meiner Pfeife zu Beinchensteller hinüberschaukelte. Der Kringel würde wie
ein Heiligenschein auf seinen Kopf passen. Sehr amüsant.
„Was sehen Sie?“ zischte Ixe.
Die Worte
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