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Im Schatten von Montmartre

Im Schatten von Montmartre

Titel: Im Schatten von Montmartre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Eisentreppe hinaustrat. Bis jetzt lief alles wie am
Schnürchen, aber dennoch war ich etwas nervös. Mein Instinkt sagte mir, daß ich
noch nicht entkommen war. Deswegen machte ich auch kein Licht. Außerdem war es
eine helle Nacht. Durch den verglasten Teil des Daches sah man die Sterne
funkeln.
    Ich sah meinen Wagen und lief zu der Hallentür,
um sie zu öffnen. Außer einem Schloß versperrte ein Querbalken den unbefugten
Zugang. Ich entfernte ihn, schob einen Flügel auf... und zog ihn sofort wieder
zu.
    Eine Gruppe dunkler Gestalten kam den Weg
hinaufgeschlichen, der den Autofriedhof in zwei Teile teilte.
    Ich trat den Rückzug an und versteckte mich
unter einer Werkbank, hinter einem Maschinenwrack.
    Es wurde auch höchste Zeit. Die drei oder vier
Männer betraten die Halle. Auch sie empfanden kein Bedürfnis, das Licht
anzuknipsen. Mit ihren Taschenlampen leuchteten sie in alle Richtungen.
    „Moment, Paulot“, sagte jemand. „Irgend etwas
stimmt hier nicht. Wieso stand die Tür offen?“
    Die Stimme war unpersönlich und tonlos wie die
eines Mannes, der sehr müde ist. Die tonlose Stimme des Todes! Ein Schauer lief
mir über den Rücken. Neben diesem Todesengel wirkte Schneewittchen wie eine
Stimmungskanone.
    „Tja, M’sieur Frédéric“, antwortete Paulot
respektvoll, „also, ich muß sagen, ich finde das auch komisch. Aber vielleicht
hat das ja nichts zu sagen. Kann sein, daß Marquini ein bißchen frische Luft
schnappen wollte.“
    „Frische Luft schnappen? Na ja... Kein Grund zur
Panik... Wollte es nur gesagt haben. Nicht, daß du so tust, als wolltest du den
Professor hereinlegen, und uns dann in eine Falle lockst! Würde dir nicht gut
bekommen, Paulot!“
    Paulot protestierte mit seinem ehrlichsten
Verrätergesicht. Es wurden noch ein paar heftige Worte über die offene Tür
gewechselt. Dann entschlossen sie sich, in dem angrenzenden Haus zu
verschwinden, und gingen die Eisentreppe hinauf.
    Oben angekommen, stießen sie erneut überraschte
Laute aus. Noch eine Tür, die einfach so aufging! Seltsam! Und dann der Clou:
Sie entdeckten Marquini. Alles schrie durcheinander. Wie ich zu verstehen
glaubte, war Krummnase nicht grade ihr bester Kumpel; aber ihn hier so zu
finden, zusammengeschlagen von jemand anderem als ihnen selbst, das verstärkte
M’sieur Frédérics Mißtrauen erheblich. Ich fühlte mich in meiner Haut zwar
nicht besonders wohl, aber wohler, als ich mich in Paulots Haut gefühlt hätte.
Seine Lage war wirklich nicht beneidenswert. Ich verließ kurz meinen Unterstand
und riskierte einen Blick auf die Szene.
    Die Freunde geschlossener Türen hatten die
Verbindungstür zum Wohnhaus offenstehen lassen. Das Licht aus dem Korridor
erhellte einen Teil der Halle.
    Ich lauschte. Sobald sie sich auf die
verschiedenen Zimmer verteilten, konnte ich versuchen, mich aus dem Staub zu
machen... Denkste! Sie standen immer noch im Korridor. Ich hörte sie, als ob...
    Ich hörte aber auch noch etwas anderes:
Motorengeräusch von draußen.
    Schnell verkroch ich mich wieder unter der
Werkbank.
    Ein Auto fuhr in die Werkshalle, so als sei es
hier zu Hause. Schob einfach die angelehnte Tür mit der Schnauze zur Seite. Mit
quietschenden Bremsen kam der Wagen neben meinem zum Stehen. Männer sprangen
heraus. Nach ihren Worten zu urteilen, waren auch sie überrascht. Ich erkannte
die wohlklingende Stimme meines Beinchenstellers und die des „Professors“, wie
ihn die anderen nannten. Sie liefen zur Eisentreppe und polterten lärmend
hinauf.
    „Was ist denn hier los?“ fragte ein ganz
Neugieriger.
    Gleich darauf knallte es, entweder als Antwort
auf die dumme Frage oder als Bekräftigung. Die Verbindungstür oben an der
Treppe war ins Schloß gefallen.
    Mich erwartete hier nichts mehr, höchstens —
wenn ich noch länger zögerte — ein Loch in der Stirn. Verschwinde, Nestor,
verschwinde wie der Furz im Winde!
    Ich sprang in meinen Wagen, legte den
Rückwärtsgang ein und gab Gas. So etwas sieht man sonst nur im Zirkus. Hier und
da nahm ich ein paar Gegenstände mit, doch das war im Moment nicht so wichtig.
Ohne weitere Schwierigkeiten fuhr ich durch die sperrangelweit offenstehende
Hallentür nach draußen und raste über den Autofriedhof. Links und rechts nichts
als deprimierende Wracks.
    Kurz darauf bog ich in einen etwas besser
befahrbaren Weg ein. Parallel neben mir, nur durch einen Bretterzaun getrennt,
keuchte eine Lokomotive. Ich fuhr jetzt in normalem Tempo. Nach einer Weile sah
ich vor mir zwei

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