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Im Schatten von Notre Dame

Titel: Im Schatten von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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es geschehen, daß er ihre Brüste ganz entblößte und mit seinen Händen bedeckte, sie rieb und drückte. Keuchend fragte sie:
    »Wenn Ihr kein Zauberer seid, wie konntet Ihr nur so rasch zur Stelle sein?«
    Er schob sie mit sanfter Gewalt aufs Bett und setzte sich so zu ihr, daß er schon halb auf ihr lag. »Warum so neugierig? Zum Reden ist nachher noch Zeit.«
    »Nein, sagt es mir jetzt, sonst kann ich an nichts anderes denken!«
    Seine Rechte fuhr unter ihr Mieder, riß es ganz auf und glitt weiter nach unten. »Wenn man vorher weiß, was geschieht, muß man nicht zaubern können, um zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.«

    »Doch woher wusstet Ihr es, mein Phoebus?«
    Er bedeckte ihren flachen Bauch mit Küssen. »Eine Nachtigall hat’s mir bestimmt nicht gezwitschert.«
    »So hattet Ihr einen Gewährsmann bei den Banditen?«
    »Ihr seid ein kluges Kind, Goton«, seufzte Phoebus und grub seine unter ihren Rock gewanderte Rechte so fest in den Schoß der Esmeralda, daß ihr Leib sich unwillkürlich wie eine zuckende Schlange wand.
    Seine Linke begann, die Bänder ihres Rocks zu öffnen.
    »Aber wie habt Ihr das vollbracht?« Sie konnte nur noch im stoßweisen Rhythmus ihres heftigen Atems sprechen. »Wer hat Euch diesen Dienst erwiesen?«
    Statt von der erhofften Antwort wurde das Sankt-Martha-Zimmer vom einem lauten Krachen und gleich darauf von einem Meckern er-füllt. Die morsche Tür war in den Raum geflogen. Djali stürmte herein und landete mit einem Satz auf dem niedrigen Bett. Während ich noch darüber nachsann, wie es der Ziege gelungen sein mochte, die Tür auf-zudrücken, fiel ein großer Schatten in die Kammer. Es war die in ein schwarzes Gewand gehüllte Gestalt eines Mannes, dessen Gesicht unter der breiten Krempe eines Hutes verschwand.
    Phoebus stieß einen Fluch aus, der selbst an diesem lästerlichen Ort nicht alltäglich war, und wie man ihn wohl nur unter Lumpen und Soldaten hört. Er griff nach dem Degen und bemühte sich vergeblich blankzuziehen. Er lag halb auf der Degenscheide und wurde, als er sich herumwälzen wollte, von Djali behindert. So kam die Ziege dem Schwarzgewandeten, den sie zum Sankt-Martha-Zimmer gelockt hatte, noch einmal zu Hilfe.
    La Esmeralda war geschickter. Halb nackt, wie sie war, sprang sie auf und zog ihren Dolch aus seinem Futteral in den Falten ihres Rocks. Da fegte Phoebus Djali vom Bett, um endlich an seine Waffe zu kommen.
    Was der Hauptmann als seinen Vorteil ansah, sollte ihm zum Verhängnis werden. Die Ziege fiel ihrer Herrin vor die Füße und brachte sie zu Fall. Betäubt lag la Esmeralda am Boden, der Dolch entglitt ihren Händen. Der Schwarze hob ihn auf und stieß die schlanke Klinge, ohne zu fackeln, in die Brust des Offiziers. Phoebus stöhnte auf, seine Finger glitten vom Degengriff, und er fiel aufs Bett zurück, wo er reglos auf dem Rücken liegen blieb.
    Der Schwarze zog die blutige Klinge aus der Wunde und wandte sich zu Esmeralda um. Schon machte ich mich bereit, das Fenster aufzurei-
    ßen, da erschollen laute Stimmen und Schritte aus der Kupplerhöhle.
    Ein ganzer Trupp mußte da im Anmarsch sein. Der Attentäter ließ die Waffe fallen und eilte auf das Fenster zu. Dabei fiel das Mondlicht für einen Augenblick auf sein Gesicht, und ich erkannte den Mörder.
    Er drückte das Fenster auf. Um nicht gesehen zu werden, wich ich zurück, verlor in meiner Hast und Verwirrung den Halt und stürz-te vom Dach des Schuppens auf einen engen Hof. Es wäre ein harter Sturz gewesen, hätte mich nicht ein weicher Misthaufen empfangen.
    Der Mörder kauerte auf dem Schuppen, blickte sich rasch nach allen Seiten um und sprang dann ebenfalls auf den Hof. Hatte er mich bemerkt? Wollte er den Zeugen so gnadenlos zum Schweigen bringen, wie er es eben mit Phoebus getan hatte? Aber nein, er lief an dem Misthaufen vorbei, hinaus in die Finsternis.
    In dem geöffneten Fenster erschienen Kopf und Oberkörper eines Scharwächters: »Hier ist nichts auf dem Dach. Die Zigeunerin war mit ihrer Satansziege und dem Hauptmann allein.«
    Aus dem Sankt-Martha-Zimmer erwiderte eine andere Stimme: »Sie ist bestimmt eine Hexe, so, wie sie aussieht.«
    »Eine Hexe, auf die der Galgen wartet«, ergänzte eine dritte Stimme.
    »Sie hat einen Hauptmann der königlichen Schützen ermordet, nachdem sie ihn mit ihrem schönen Leib verführt hat. Merkt’s euch, Männer, die Liebe und der Tod liegen oft nah beieinander. Schafft die Leiche fort, und fesselt die Hexe!«
    Benommen

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