Im Schattenreich des Dr. Mubase
schlafen.“
„Weil ihr die betäubt habt — mit eurem
Schlafmittel.“
„Sie kriegen auch eins. Ist gesund.“
„Ich will nicht schlafen. Im Schlaf
bleibt mein Gehirn stehen. Ich brauche Dope, damit ich frisch, fit, fröhlich
bin. Dope! Amphetamin, Pervitin, Kokain oder...“
„Pst!“ zischte Paul. „Darüber läßt sich
doch reden, Herr Brauchnichts.“
„Was? Was meinst du?“
„Gregor und ich, wir haben ein Herz für
leidgeprüfte Menschen wie Sie.“
„Ja? Habt ihr das?“
„Es ist eine Frage des Geldes“, Paul
sprach sehr leise.
„Geld? Geld ist für mich keine Frage.
Geld habe ich, soviel ihr wollt.“
„Dann läßt sich was machen“, flüsterte
Paul.
Trotz der jetzt sehr gedämpften Stimmen
— auch Brauchnichts hatte auf unterste Phonstärke geschaltet — verstanden Tim,
Karl und Klößchen alles. Es lagen ja nur wenige Meter dazwischen. Außerdem trug
der Nachtwind sogar die gehauchten Wortfetzen her.
„Was läßt sich machen?“ Brauchnichts’
Stimme zitterte vor Gier.
„Gegen entsprechendes Geld“, sagte
Gregor, „geben wir Ihnen Amphetamin. Aber wehe ein Wort zu irgendwem — und wir
bringen Sie um. Begriffen?“
„Äh... ja... Amphetamin? Wunderbar!
Kriege ich’s gleich?“
„Sofort.“
„Wunderbar! Überirdisch! Ihr seid
Engel. Ich verehre euch. Aber Amphetamin genügt nicht. Damit überbrücke ich die
Nacht. Zum zweiten Frühstück — spätestens um elf Uhr — muß ich Kokain haben.
Einen ordentlichen Schwung in die Nase. Koks! Versteht ihr mich? Koks muß es
sein. Ich bin daran gewöhnt.“
Die beiden hielten ihn noch immer an
den Armen und bugsierten ihn jetzt zur Tür. Da er keinen Widerstand leistete,
verzichteten sie auf harte Griffe.
„Kokain“, sagte Gregor, „haben wir im
Moment nicht. Grundsätzlich aber können wir auch damit dienen. Kostet natürlich
mehr. Sie haben Glück, Brauchnichts. Unser Koks-Lieferant kommt morgen. Obwohl
morgen Sonntag ist. Ja, der drückt sich nicht vor Sonntagsarbeit. Der nicht!
Daß er vor elf Uhr kommt, können wir zwar nicht garantieren. Aber Sie kriegen
morgen Ihren Koks, Herr Brauchnichts. So wahr ich Gregor Etzel heiße und dieser
mein Freund der allseits beliebte Paul Sturkamp ist. Wenn wir...“
Jetzt waren sie drin im Haus, und die
Tür wurde geschlossen. Das schnitt den Satz ab. Alles war wieder still.
„Wahnsinn!“ flüsterte Tim. „Nun wissen
wir’s. Brauchnichts sei Dank! Daß der ausgerastet ist, hat uns die Szene
beschert. Klarer Fall: Gregor und Paul machen ihr Geschäft. Sie dealen dort, wo
man es am wenigsten vermutet: In der Klinik für Entziehungskuren. Teuflisch!
Die Erfolgsquote muß hier ganz jämmerlich sein. Oder Mubase entläßt die
Drogenabhängigen als geheilt — wider besseres Wissen.“
„Amphetamin haben sie“, murmelte
Klößchen. „Natürlich von Lothar.“
„Verständigen wir Kommissar Glockner?“
fragte Karl.
Tim schüttelte den Kopf. „Wir warten
bis morgen.“
„Wegen des Kokain-Lieferanten?“
„Den fangen wir ab.“
„Das heißt, wir müssen den ganzen Tag
die Klinik beobachten.“
„Jedenfalls solange, bis er kommt.“
„Das wird aber ein langweiliger Sonntag“,
maulte Klößchen.
18. Klößchen und der Dobermann
Die Wolkendecke schloß sich. Der Mond
verschwand. Es war so dunkel wie vorher.
Die drei Freunde hockten hinter dem
Strauch und hielten still. Nur Klößchen schob sich ab und zu einen
Schokobrocken zwischen die Zähne. Beim Lutschen und Kauen bemühte er sich,
möglichst leise zu sein. Es gelang besser als im Internats-Speisesaal bei
Tisch.
Die Zeit verstrich langsam. Niemand
zeigte sich. Schlief Lothar Sickelgrub schon?
Tim war zu den Gebäuden geschlichen.
Alle Parterre-Fenster waren dunkel. Er sah nur Vorhänge oder Gardinen, wenn er
sich an der Scheibe die Nase platt drückte. Nach dieser Erkenntnis kam er zu
seinen Freunden zurück.
„Ich bezweifle, daß noch irgendwas
passiert“, meinte er. „Vielleicht sehen wir unseren Drogen-Koch morgen.“
„Du meinst, wir sollten zurückrudern?“
erkundigte sich Klößchen hoffnungsfroh.
„Bevor wir uns hier die Kniescheibe
abfrieren.“
Sie huschten zur Ufermauer zurück.
Schon auf halbem Weg entdeckte Tim die
Katastrophe.
„Der Kahn... ist weg.“
Der Stein lag an seinem Platz. Aber die
Kette war abgeglitten. Wind, der vom Land kam, hatte das Boot weggetrieben.
Klößchen begann zu fluchen und
schleuderte den Rest seiner Schoko-Tafel auf den Boden.
Karl stöhnte auf,
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