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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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voller
Wut. Statt sich mit Ruhestörung aufzuhalten, jagte er wie ein Pfeil durch den
Park — in gerader Linie auf Klößchen zu.
    Dem blieb der Schokobrocken im Hals
stecken.
    „Der Hund... zerfleischt mich…“
    „Streck die Arme aus!“ befahl Tim.
    Er lag auf der Mauerkrone und beugte
sich weit hinab.
    Klößchen reckte sich wie noch nie im
Leben.
    Ihre Fingerspitzen berührten sich. Das
war alles.
    „Karl, halt meine Beine fest!“ Tim
rutschte vor und hängte sich tiefer.
    Jetzt konnte er Klößchens Hände fassen.
Sie waren feucht. Tims Griff rutschte ab.
    Schon hörten sie das Hecheln des
Hundes. Bei der Villa pfiff jemand, aber selbst wenn dort ein Symphoniekonzert
erklungen wäre, hätte es die drei nicht interessiert.
    Tim erwischte Klößchens Handgelenke,
hielt fest, zog, richtete sich auf, zog, rutschte zurück, zog, spürte Karls
Hände an seinem Gürtel, zog — auch Karl zog; und Klößchen trappelte wie wild
mit beiden Füßen gegen die Mauer.
    Da war er — der Dobermann.
    L-förmig hing Klößchen an der Mauer,
die Füße, trappelnd, dagegen gestemmt. Tiefster Punkt, etwas tiefer als die
Füße, war sein Hintern.

    Mit einem gewaltigen Ruck zog Tim den
Schokovertilger auf etwa 180 Zentimeter Höhe.
    Der Dobermann sprang, geifernd vor Wut,
die Zähne gebleckt, mit geöffnetem Fang.
    Die Schnauze rammte Willis Hinterteil.
Und die Zähne schnappten zu mit Erfolg. Über die Haut schrammten sie nur, aber
die Sitzfläche der rot-grün-karierten Stiefelhose blieb zwischen den Fangzähnen
hängen.
    Knirschend riß der Stoff. Der Hund fiel
auf die Pfoten zurück. Klößchen, einer Ohnmacht nahe, wurde über den letzten
Meter in Sicherheit gezerrt. Weinlaub-Blätter regneten herab auf den Hund, der
knurrend dem entschwindenden Sonntagsbraten nachblickte.
    Klößchen lag neben Tim auf der Mauer
und klapperte mit den Zähnen. Unten knurrte der Hund. Er schüttelte den großen
Stoffetzen wie ein Stück Beute, wie einen Hasen.
    „Ich... finde... es... blöd... von dir“,
keuchte Klößchen, „daß... du lachst.“
    Aber Tim konnte nicht anders. Er hielt
sich die Rippen und schüttelte sich vor Lachen.
    „Ent... schuldige!“
    Der Lachanfall hatte Karl angesteckt.
Er lag auf dem Rücken und gab wiehernde Laute von sich, allerdings sehr
gedämpft.
    „Und kein Aas“, Tisch wischte sich
Tränen aus den Augen, „macht ein Foto. So ist es im Leben.“
    Beleidigt wandte Klößchen sich ab,
drückte seine Golfmütze auf die Ohren und sah zu dem Hund hinunter.
    „Blödes Vieh!“
    Der Dobermann knurrte. Bellen konnte er
nicht, weil er den Stoffetzen mit den Zähnen festhielt.
    „Er tut nur seine Pflicht“, sagte Tim
leise und spähte zur Villa hinüber. „Braver Hund! Bist du verletzt, Willi, oder
hat er nur die Hose erwischt?“
    „Nur die Hose. Aber hinten fühle ich
mich taub an. Das war, als hätte mich ein Nationalstürmer, ein Kicker,
getreten. So, und jetzt füttere ich das Vieh mit Schokolade. Dann kriegt er
schlechte Zähne.“
    „Untersteh dich!“ warnte Tim. „Und ich
schubse dich runter. Einen Hund mit Zuckerzeug zu füttern, wäre wohl das
letzte.“
    „Mache ja nur Spaß“, wiegelte Klößchen
ab.
    Scheint Mubase zu sein, dachte Tim und
äugte abermals zur Villa hinüber, wo die Gestalt im erleuchteten Türrahmen
stand.
    Wieder ein Pfiff. Diesmal reagierte der
Hund. Zögernd trabte er zu seinem Herrn zurück. Unterwegs buddelte er mit den
Vorderpfoten unter einem Strauch.
    „Braver Hund!“ sagte Tim leise. „Er
vergräbt seine Beute. Glück für uns, Mubase würde dumm gucken, wenn Fifi ihm
deine Sitzfläche bringt. Könnte sogar sein, daß der Herr Chefarzt sich an dich
erinnert. Kommt bestimmt nicht alle Tage vor, daß er eine so tolle Hose sieht.“
    Klößchen wälzte sich auf den Bauch. „Kann
man sie kunststopfen?“
    „Danach wäre sie fünf Nummern kleiner“,
lachte Karl, „Du als Millionärs-Sohn wirst dir wohl eine neue kaufen können.“
    „Hoffentlich erkälte ich mich nicht“,
meinte Klößchen.
    Der Dobermann war jetzt bei seinem
Herrn, und beide traten ins Haus. Die Tür wurde geschlossen.
    Die Mauerkrone, dachte Tim, ist für den
Hund bereits außerhalb. Fremdes Revier.
    „Wir büßen eine Menge ein heute nacht“,
sagte Karl. „Erst das Boot, jetzt Willis Hose. Wenn das so weitergeht...
Steigen wir runter?“
    Er meinte natürlich die andere Seite,
wo sich ein Grünstreifen an die Mauer anschloß. Dann kam schon die Straße.
Höchstens 20 Meter entfernt war

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