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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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das Grundstück.
    Der Wind rauschte in Ulmen und Eschen.
Die Zweige der Tannen bogen sich. Irgendwo klapperten Fensterläden.
    Die Jungs pirschten zur Rückfront.
    Der TKKG-Häuptling deutete zu einem
Dachfenster hinauf. „Ich hoffe, es ist noch sein Zimmer. Liegt ein halbes Jahr
zurück, daß ich hier war. Wenn dort jetzt wer anders pennt, haben wir mit Zitronen
gehandelt.“
    Er hob ein Steinchen auf und warf es an
die Scheibe. Erst beim dritten Mal hatte er Erfolg. Licht flammte auf hinter
dem Fenster. Der Vorhang wurde beiseite gezogen. Eike blickte herab.
    Tim hob winkend den Arm. Eike öffnete
das Fenster.
    „Wir sind’s“, rief Tim gedämpft. „Ich
und Karl. Wir müssen mit dir reden.“
    „Mit mir reden?“ Eike Dräger war so
verschlafen, daß er lallte. „Weshalb... denn?“
    „Am besten, du kommst runter.“
    „Jetzt?“
    „Ja, glaubst du, wir warten hier bis
zum Frühstück.“
    „Aber... es ist mitten in der Nacht.“
    „Für uns genauso. Zum Teufel, beweg
deinen Hintern! Komm runter.“
    „Wenn’s so wichtig ist“, brummelte Eike
und schloß das Fenster.
    Nach etwa einer Minute scharrte der
Riegel an der Hintertür. Eike öffnete, ohne Licht anzuknipsen in dem dahinter
liegenden Flur.
    „Pst!“ warnte er. „Meine Mutter schläft
wie ’ne Ratze. Aber mein Alter hat einen leichten Schlaf. Was ist denn los?“
    „Das fragen wir dich“, erwiderte Tim. „Bist
du vielleicht auf den Hinterkopf gefallen? Hat dir jemand was Gemeines ins
Essen getan? oder bricht ein Charakterzug durch, den du bisher tief vergraben
hattest?“
    „Äh... „ meinte Eike nach zehn Sekunden
frostigen Schweigens, „ich... weiß nicht, was du meinst.“
    „Laß die Mätzchen! Damit wollen wir
unsere Zeit nicht vertrödeln. Charlie, der Porsche-Fahrer, hat ein paar Typen
aus der Unterwelt auf dich angesetzt. Profis. Sie wollen dich so fertigmachen,
daß du ihnen winselnd erzählst, wo die übrigen Fotos sind — und der Schrieb
über Charlie und Kathi Neimeier. Natürlich bei Sascha Fink, wie? Dann werden
sie sich den vornehmen. Und anschließend — das garantieren die Typen — wird
euch die Lust vergangen sein, 50 000 Mark zu erpressen.“
    Die Dunkelheit verbarg Eikes Gesicht.
Aber das war sicherlich bleicher als Magermilch. Der 17jährige schnappte nach
Luft.
    „Woher... woher wißt ihr das?“
    „Wir haben einen üblen Typ beobachtet,
dem wir auf der Spur sind. Charlie kam, erzählte die ganze Chose mit dem
Apotheken-Trick und deiner Erpressung. Du bist vielleicht ein Armleuchter! Was,
zum Teufel, ist in dich gefahren?“
    „Ich... äh... Weil... Ich glaube,
also... ich glaube, ich habe das gar nicht ernst gemeint. Hat mich nur
gefuchst, daß der Kerl diese dreckigen Geschäfte macht.“
    „Und eine Erpressung? Ist das ein
sauberer Handel? Wir sind hier, Eike, damit du deine Quadratlatschen aus diesem
Sumpf wieder rausziehen kannst. Verstehst du?“
    „Ja. Das heißt, nein. Ist nett von
euch. Riesig... Richtige Profis, sagst du?“
    „Ganz harte Jungs aus der Drogenszene.
Wenn du die auf dem Hals hast, fällst du bis Weihnachten wegen
Gehirnerschütterung aus.“
    „Aber ich habe Charlie doch gesagt, daß
ich abgesichert bin.“
    „Muß ich’s noch mal erklären? Die
setzen dir so zu, daß deine Absicherung zerplatzt wie eine Seifenblase. Und den
Sascha hast du reingezogen, nicht wahr? Der macht doch mit, wenn du ihm was
einredest.“
    „Hm. Ja. Er hat auch die Fotos gemacht.“
    „Wie heißt Charlie sonst noch?“ fragte
Karl.
    „Alfons Tetzlaff.“
    Im Haus schlug eine Standuhr. Karl
gähnte. Am Lipperts-Platz schlug auch die Turmuhr der Ludwigs-Kirche. Es war
drei Uhr früh, und Tim wunderte sich, daß er sich frisch fühlte wie — na, wie
etwa elf Uhr vormittags.
    „Deine Situation sieht so aus“, sagte
er: „Die Unterwelts-Typen sind keine Gefahr für dich. Wir ziehen sie aus dem
Verkehr, bevor sie dir was antun können. Natürlich lassen wir auch Charlie
hochgehen. Aber dann reißt der dich mit in die dünne Luft. Schon aus
Gehässigkeit. Er wird sagen, daß du ihn erpreßt hast, und zum Beweis die Fotos
vorlegen. Wie stehst du dann da? Man würde sich schämen, mit dir über die
Straße zu gehen. Mit dir oder mit Sascha. Habe ich recht?“
    „Äh, man könnte es so sehen.“
    „Bevor Charlie auffliegt, mußt du die
Erpressung widerrufen.“
    „Du meinst…“

    „Du eierst hin zu dem Dreckskerl,
sagst, es wäre alles nur Spaß gewesen. Hättest eben diese Art von Humor an

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