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Im Schattenwald

Im Schattenwald

Titel: Im Schattenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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Twigg waren so ordentlich und penibel, dass sie niemals die Schutzbezüge von ihren Sofas entfernten und tagein, tagaus die langweiligsten Fernsehsendungen anschauten. Sie waren sehr streng, ließen Horatio sämtlichen Abwasch erledigen und verboten ihm alle Waldspaziergänge sowie Besuche bei seiner Mutter.
    4. Da Horatio seit seinem siebten Geburtstag überhaupt keine Geburtstagskarten mehr bekam, beschloss er, sich selbst welche zu schreiben. Als Mr und Mrs Twigg sie entdeckten, bezeichneten sie diese als »nutzlosen Kram« und warfen sie in den Mülleimer. Er hatte sich stets gewünscht, dass irgendjemand »Happy Birthday« für ihn singen würde, doch niemand war dazu bereit.
    5. Im Alter von elf Jahren schrieb Horatio einen Schulaufsatz mit dem Titel »Über die wahre Existenz der Pixies«, den sein Lehrer der Klasse vorlas. Es gab riesiges Gelächter - ein Gelächter, das Horatio zeit seines Lebens verfolgen sollte.
    6. Im folgenden Jahr wurde Horatio während des Morgenappells beim Daumenlutschen erwischt. Von diesem Tag an wurde er nur noch Horatio Pixie Daumenlutscher genannt.
    7. Als Dreizehnjähriger machte er auf einer Klassenfahrt in York das Bett nass. Sein Spitzname wurde daraufhin in Horatio Pixie Daumenlutscher Bettnässer geändert.
    8. Drei Jahre später besuchte er seine Mutter erstmals im Krankenhaus, doch sie war verwirrt und hielt ihn für einen Pixie. Sie forderte ihn auf zu gehen, nachdem er sich geweigert hatte, für sie zu tanzen.
    9. Zwei Tage vor Horatios achtzehntem Geburtstag starb seine Mutter im Krankenhaus, nachdem sie an einem verbrannten Yorkshire-Pudding erstickt war. Bei ihrer Beerdigung schwor Horatio dem Pfarrer (sonst war niemand anwesend), er werde beweisen, dass seine Mutter die Wahrheit sagte, als sie von ihrem Erlebnis im Wald berichtet hatte.
    10. Nur eine Woche darauf starben Mr und Mrs Twigg, als ihr überhitzter Fernseher während der beliebten Sendung »Die Haushalts-Nanny« explodierte. Horatio überlebte die Explosion, weil er am anderen Ende des Zimmers gerade seine Hausaufgaben machte. Dennoch wurde er von einem Glassplitter des Bildschirms getroffen, der eine bleibende Narbe unter seinem linken Auge zurückließ.
    11. Nachdem er an der Universität von Christminster Altnordische Philologie studiert hatte und schließlich eine Professur in demselben Fach antrat, veröffentlichte Horatio
ein Buch mit dem Titel Die Existenz der Pixies . Ein Kritiker schrieb, er »würde es vorziehen, in der Kanalisation zu ertrinken, als noch ein weiteres Buch von Professor Tanglewood lesen zu müssen«. Derselbe Kritiker fiel zwei Tage später in einen offenen Kanalschacht, weil jemand den Gullydeckel entfernt hatte. Er ertrank in der Kanalisation.
    12. Nachdem Horatio am Ort des Verbrechens mit Schraubenzieher und Schraubenschlüssel aufgegriffen wurde, verbrachte er die folgenden elf Jahre im Gefängnis von Bleakmoor. Die Zelle teilte er mit einem Bodybuilder und Bankräuber, bekannt als »Mad Dexter der Panzerknacker«.
    13. Nach seiner Entlassung zog Horatio wieder nach Norwegen und kaufte das Ferienhaus, das er und seine Mutter vor zwölf Jahren gemietet hatten. Die mit dem Haus verbundenen Kindheitserinnerungen machten ihn so traurig, dass er sieben Wochen lang im Bett blieb, an seinem Daumen lutschte und um seine Mutter weinte. Eines Tages, nachdem keine Tränen mehr übrig waren, stand Horatio auf und fuhr mit dem Fahrrad nach Flåm. Er kaufte sich einige Lebensmittel und beschloss, in den Wald zurückzukehren, wo die Pixies und all die anderen wundervollen Geschöpfe sicher schon auf ihn warteten.

Der Wagen
    W ährend Professor Horatio Tanglewood die Geschichte seines Lebens aufschrieb und die Wahrheit enthüllte, die sich hinter dem Veränderer verbarg, wurde sein treuester Huldre - Grentul - Zeuge eines Caloosh-Kampfes. Doch im Gegensatz zu den anderen Wärtern fand er nur wenig Gefallen am Anblick blutverschmierter Federn und zerrupfter, verstümmelter Flügel.
    Natürlich hätte er das niemals zugegeben, weil er den Spott fürchtete, mit dem die anderen, besonders Vjpp, über ihn herfallen würden. Schließlich war es die Freude an einem Caloosh-Kampf, die einen echten Huldren ausmachte. Die Wärter diskutierten stets über die Eleganz jedes Kampfes. Über die Geschicklichkeit und taktischen Fähigkeiten ihrer jeweiligen Lieblingsvögel. Aber das alles diente ihnen nur als Vorwand für ihren Blutdurst und ihren Hunger nach Grausamkeit und Tod.
    Er beobachtete Vjpp,

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