Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
nachzufüllen. Kaum war sie damit fertig, als Mrs. Moss sie nach draußen scheuchte, um Feuerholz zu holen.
Während sie noch über den Angriff in der letzten Nacht nachdachte und über ihre persönliche Vermutung, dass Ali Pascha dahintersteckte, sah sie sich nach Gabriel um. Sie entdeckte ihn nirgends, bemerkte aber erschrocken, dass die Herbstsonne bereits unterzugehen begann.
Himmel, sie hatte praktisch seit Sonnenaufgang gearbeitet - und noch immer war kein Ende in Sicht. Sie bewegte den Kopf ein wenig hin und her. Ihr Rücken schmerzte, weil sie sich so lange über die Wanne gebeugt hatte.
Gleich darauf hörte sie die Stimme der Haushälterin, die sie antrieb, sich zu beeilen. Rasch bückte sie sich und lud einige Holzscheite auf ihre Arme, dann seufzte sie vor Erschöpfung und zwang sich, wieder hineinzugehen.
Das Hühnchen kochte jetzt zusammen mit dem Gemüse in einem Kessel auf dem Herd, und bei dem köstlichen Duft knurrte ihr Magen noch lauter. Dank ihrer Hilfe hatte Mrs. Moss die chaotische Küche jetzt im Griff, doch die alte Frau war mit ihr längst nicht fertig.
Sie drückte Sophia einen Staubwedel in die Hand und erklärte ihr, dass morgen Waschtag wäre, und wenn sie im oberen Stockwerk mit dem Abstauben fertig sei, solle sie das Bett des Herrn frisch beziehen.
„Und vergiss nicht die Korridore!“
Zumindest gab ihr die neue Aufgabe einen Grund, sich der schlechten Stimmung der alten Frau zu entziehen. Mit einem gemurmelten: „Jawohl, Madam“, ging sie aus der Küche und stieg die knarrende Treppe hinauf. Doch mit einsetzender Dunkelheit wurde es auch im Haus dunkel. Wie sollte sie sehen, was sie tat?
Eines ist jedenfalls sicher, dachte sie, als sie mit dem Konsolentisch im Korridor begann, jeden Schnickschnack hochhob und darunter abstaubte - ich habe jetzt mehr Respekt für alle Dienstmädchen. Dann nieste sie wegen der Staubwolke, die sie hatte auffliegen lassen.
Im oberen Stockwerk gab es mehrere Räume, aber die meisten davon sahen aus, als hätte seit Jahren niemand mehr einen Fuß hineingesetzt. Daher unternahm sie nur einen halbherzigen Versuch, sie zu säubern. Hin und wieder blickte sie aus den verschiedenen Fenstern, hielt Ausschau nach Freund oder Feind, entweder ihrer Leibwache, die sie holen kam, oder irgendeinem Zeichen für die Ankunft der Schurken, die ihr Gefolge angegriffen hatten. Es war aber niemand zu sehen, unabhängig von seinen Absichten.
Das Tageslicht schwand schnell dahin, und sie erkannte, dass sie besser Gabriels Zimmer suchen und ihre Aufgabe wahrnehmen sollte, es aufzuräumen, so gut sie konnte, und sein Bett frisch zu beziehen. Morgen sollte Waschtag sein. Liebe Güte. Das versprach, ein Spaß zu werden!
Sie fand das Leinen in der Zedernholzkiste, genau da, wo Mrs. Moss es gesagt hatte, und holte frische Laken für Gabriels Bett heraus. Nun musste sie nur noch sein Zimmer finden.
Sie spähte in verschiedene Räume, die sie beim Abstauben noch nicht betreten hatte, bis sie endlich das von Gabriels entdeckte. Er nutzte das größte Schlafzimmer im Haus und das einzige, das tatsächlich bewohnt aussah - dunkle Möbel aus Walnussholz standen darin, die Wände in Blassblau gestrichen, verblichene Indigo-Vorhänge vor den Fenstern. Vor dem großen vierpfostigen Bett hingen passende Stoffe. Ein Orientteppich bedeckte einen Teil des dunklen Holzbodens und wiederholte das Muster der Vorhänge in Blau, dazu etwas Rot, Gold und Braun.
Hinter dem Bett bemerkte sie einen Kamin mit einem schlichten weißen Sims, darüber einen Spiegel. An einer Wand stand ein großer Schrank, näher bei ihr ein niedriger Nachtkasten.
Alles in allem ein sparsam möbliertes Zimmer, in dem es keine Spur gab von dem goldenen Zierrat, der ihre Gemächer daheim schmückte. Leise trat Sophia ein und sah sich weiter um. Sie war nicht sicher, wo sie anfangen sollte, und als sie weiter in den Raum drang, fühlte sie, wie ihr Herz schneller schlug.
Sie wäre ruhiger gewesen, hätte sie gewusst, wo Gabriel sich aufhielt. Seit dem Morgen hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und obwohl Mrs. Moss sie angewiesen hatte, dies hier zu tun, fühlte sie sich wie ein Eindringling.
Nach ein paar Schritten blieb sie stehen. Zu eingeschüchtert, um das Bett eines fremden Mannes zu berühren, entschied sie, mit dem Abstauben anzufangen.
Sie legte die sauberen, gefalteten Laken hin und ging mit ihrem Staubwedel zum Nachtschrank. Verlegen, weil sie Gabriels
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