Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
verschwand wie sie aufgetaucht war -, fiel ihm auf, dass er nicht wollte, dass sie ging.
Es war ein ernüchternder Moment der Ehrlichkeit, und er veranlasste ihn, innezuhalten.
Den ganzen Tag über, während der Arbeit und der körperlichen Anstrengungen, hatte er sich auf die Gelegenheit gefreut, wieder mit ihr zu sprechen, auch wenn er sich das selbst nicht eingestehen wollte.
Jetzt hatte er sie mit seinem törichten Verhalten verjagt, und ihre Abwesenheit machte ihm seine Einsamkeit nur zu deutlich bewusst.
Es war eine Sache, sich eine Weile vor den Menschen zurückzuziehen, aber eine andere, wenn ein schönes Mädchen vor einem davonrannte, als wäre man ein Barbar.
Vielleicht bin ich schon zu lange hier draußen gewesen, überlegte er.
Gabriel richtete sich wieder auf und ging rasch durch den Raum, um Sophias Messer aus dem bröckelnden Putz zu ziehen. Mit dem Dolch war sie noch gefährlicher für ihn, aber ihre furchtsame Miene, als er sie entwaffnet hatte, hatte ihm einen Stich versetzt.
Ich hätte ihr das Messer lassen sollen, dachte er, denn rückblickend bezweifelte er, dass sie ihn wirklich verletzt hätte. Sie hatte nur Angst gehabt, er würde sie tatsächlich vergewaltigen.
Gütiger Himmel.
Als er das Messer aus der Wand zog, bemerkte er plötzlich, welches Gefühl sich seiner bemächtigte, sobald er es in der Hand hielt.
Es überraschte ihn, wie angenehm es war, sich daran zu erinnern, was für ein Krieger er einst war.
Und jetzt nicht mehr war.
Nicht mehr sein wollte.
Dennoch - es war Monate her, seit er zum letzten Mal irgendeine Waffe gehalten hatte. Es fühlte sich gut an, so selbstverständlich, das Messer in seiner Hand.
Was nur hatte das Mädchen in ihm geweckt, dass sein ganzer Körper zum Leben zu erwachen schien? Es konnte nicht allein an diesem Messer liegen. Er überlegte, wann er zum letzten Mal ein solches in Händen gehalten hatte. Es war in Indien gewesen ...
Blutige Ereignisse kehrten in sein Gedächtnis zurück, und einen Moment lang ließ er die Finger über die Klinge gleiten, wischte den Staub ab, und dabei bemerkte er aus den Augenwinkeln sein Spiegelbild.
Ja, dachte er finster, das ist der echte Gabriel Knight, derjenige, den sie den Eisernen Major nannten. Der kaltblütige Bastard, der aufgehört hatte, seine Morde zu zählen, als die Zahl hundert überschritten war. Keine Gnade. Die Erinnerungen an sein Regiment, seine Mitoffiziere, und das Motto, das sie in ihrem Corpsgeist erschaffen hatten, holten ihn in die Gegenwart zurück. Dieser Mann war er nicht mehr. Nicht dieser kaltblütige Wilde.
Er schüttelte das Vergangene ab und auch das Unbehagen, das ihn bei Einbruch der Nacht überkam. Er verließ das Zimmer, es war schließlich Sophias Messer. Er wollte es ihr nur zurückgeben. Er für seinen Teil brauchte keine Waffen mehr.
Auch wollte er sich für sein unehrenhaftes Verhalten entschuldigen. Aus diesem Grund lief er die Treppe hinunter, durch die Tür nach draußen und ihr nach.
„Sophia!“
Er hörte seine eigene Stimme an diesem einsamen Ort. Plötzlich gewahrte er ihre dunkle Gestalt in einiger Entfernung auf dem mondbeschienenen Weg. „Sophia, warten Sie!“
Als sie sich umdrehte und sah, dass er ihr nachlief, wir! beite sie herum und begann zu rennen.
Verdammt.
„Sophia, kommen Sie zurück!“ Er beschleunigte seinen Schritt und eilte über den Hof.
„Halten Sie sich fern von mir!“, rief sie ihm über die Schulter hinweg zu.
„Ich werde Ihnen nichts tun.“ Er lief auf sie zu, auch wenn er sich bewusst war, dass sie das vielleicht als Bedrohung empfinden konnte. Er wollte sie beschwichtigen, aber dazu musste er sie erst einmal einholen. „Bitte, bleiben Sie einen Augenblick stehen und hören Sie mir zu. Es tut mir leid.“
„Ich will keine von Ihren Anschuldigungen mehr hören! ‘
Es klang, als würde sie weinen. Gütiger Himmel. Er fühlte sich wie ein Ungeheuer. Er kam näher und versuchte es noch einmal, in sanfterem Ton. „Sophia, ich habe Ihnen Ihr Messer zurückgebracht. Wollen Sie es nicht wiederhaben?“
„Behalten Sie es!“, erwiderte sie.
„Sophia, gehen Sie nicht“, rief er aus. „Ich werde Ihnen nichts tun!“ Er lief schneller und spürte den leichten Druck auf den heilenden Narben. Fast hatte er sie erreicht. „Würden Sie bitte einen Moment stehen bleiben und mir die Gelegenheit geben, mich zu entschuldigen?“
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