Im Schloss der Leidenschaft
lieben wie sie ihn liebte.
Doch diese Illusion zerbrach bald. Das Wochenende nach ihrer Hochzeit verlebten sie in Paris. Beide standen so sehr im Bann des anderen, dass sie es kaum schafften, sich die Stadt anzusehen. Bei ihrer Rückkehr nach London hob Luc sie auf die Arme, während der Lift sie zu ihrer Penthousewohnung brachte, doch anstatt sie schnurstracks ins Schlafzimmer zu tragen, zögerte er, weil im Türrahmen die schönste Frau stand, die Emilyjemals gesehen hatte.
Robyn Blake, einst ein weltbekanntes Topmodel und nun Lucs Schwägerin und seine persönliche Assistentin. Sie war außergewöhnlich, es gab kein anderes Wort, um sie zu beschreiben. Augenblicklich fühlte Emily sich neben ihr jung und unzulänglich. Niemals könnte sich ihr Kleid von der Stange mit Robyns Designerkleidung messen.
Anfangs blendete sie Robyns scheinbare Freundlichkeit, doch nach einer Weile merkte sie, dass Lucs schöne Schwägerin der Grund für viele ihrer Eheprobleme war.
Allerdings konnte sie nicht Robyn allein die Schuld geben, wie Emily sich widerwillig eingestand. Auch ihre eigene Unsicherheit und ihr mangelndes Selbstbewusstsein hatten nicht gerade geholfen, als sie endlich erkannte, dass Jean-Luc Vaillon schlicht unfähig war, jemanden zu lieben.
Mit einem Seufzen drehte sie sich nun um und bemerkte, wie Luc Jean-Claude ansah. Er schien vollkommen in den Anblick seines Sohnes versunken, musste ihre Aufmerksamkeit jedoch spüren, denn er hob den Kopf und sah sie an – dunkel und finster. Besäße sie genug Stolz, müsste sie sich abwenden, aber die düstere Sinnlichkeit, die von ihm ausging, fesselte sie. Unwillkürlich schaute sie auf seinen Mund, erinnerte sich an seinen Geschmack und seine Lippen auf ihren. Und plötzlich war ihr viel zu heiß. Was aber alles noch viel schlimmer machte – er wusste ganz genau, was sie dachte. Was war nur los mit ihr? Er verachtete sie und tolerierte sie nur wegen seines Sohnes. Warum also spürte sie plötzlich dieses wilde Verlangen, ihn zu küssen?
Mit einem mühsam unterdrückten Seufzen riss sie ihren Blick von ihm und biss sich auf die Unterlippe, bissie Blut schmeckte. Luc war ein Betrüger und Lügner, und er hatte ihr das Herz gebrochen. Sie tat gut daran, das nie zu vergessen.
„Schau mich nicht so an“, sagte sie. „Du hast jedes Recht dazu verloren, als du die Aufgaben deiner persönlichen Assistentin ausgeweitet hast.“
„Deine lächerliche Unsicherheit macht dich immer noch blind, wie ich sehe“, murmelte er kühl, woraufhin ihr das Blut in die Wangen schoss. Was ihn anging, war sie tatsächlich immer furchtbar unsicher gewesen, und sie hasste es, dass er ihre Verletzlichkeit so gut kannte.
Da sie demonstrativ wegsah, konnte Luc nur ihr Profil betrachten. Unglaublich, wie jung sie mit dem wunderschönen kastanienfarbenen Haar, das sie zum Pferdeschwanz gebunden hatte, aussah. Frech kringelten sich ein paar Strähnen um ihr Gesicht, und er musste sich sehr zusammenreißen, um sie ihr nicht hinters Ohr zu streichen, ihr Kinn in seine Hand zu nehmen und ihr Gesicht zu sich zu drehen.
Was dachte er sich bloß, ärgerte er sich über sich selbst. Diese Frau, seine Ehefrau, hatte ihn verlassen – ohne ein einziges Mal zurückzublicken. Nicht nur das – sie verschwand so plötzlich und spurlos, dass in ganz London Gerüchte kursierten. Weil er nicht wusste, ob sie lebte oder tot war, stand er furchtbare Ängste um sie aus, und dabei verbrachte sie all die Monate durchaus komfortabel in ihrem spanischen Versteck.
Ihr Vorwurf, dass er ihr Kind nicht wollte, war absolut lächerlich. Seine Sehnsucht nach dem Baby war sogar so groß, dass es ihm förmlich die Luft nahm, doch neben der Hoffnung verspürte er auch Angst. Aus Furcht vor einer Wiederholung der Geschichte distanzierte er sich und wirkte desinteressiert, wofür er einen hohen Preis gezahlt hatte.
Luc holte tief Luft und blickte auf den Kleinen, der ruhig in seinem Kindersitz saß. Jean-Claude, sein Sohn. Noch immer begriff er kaum, dass dieses wunderschöne Baby sein eigen Fleisch und Blut war. Dabei war die Ähnlichkeit nicht zu übersehen. Sein Herz barst vor überwältigenden Gefühlen. Vom ersten Blick an liebte er seinen Sohn und schwor sich, dass nichts ihn jemals wieder von seinem Kind trennen sollte.
„Er sieht aus wie du“, sagte Emily widerwillig, als Jean-Claude seinen Vater anlächelte. Mit fast einem Jahr wusste er bereits ganz genau, wen er mochte und wen nicht, so dass Emily einen
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