Im Schloss der Traeume
erkundigte sich statt dessen: „Warum haben Sie sich vorhin so aufgeregt?"
Verwirrt blickte Carrie ihn an. Sie konnte sich nicht entsinnen, sich aufgeregt zu haben. Tatsächlich erinnerte sie sich an nichts mehr, was vorher geschehen war. Dieser leidenschaftliche Kuss hatte alles ausgelöscht.
„Habe ich mich aufgeregt?" Sie runzelt e die Stirn und versuchte, sich daran zu erinnern.
„Sehr sogar."
Leone schob die Hände in die Hosentaschen und betrachtete sie amüsiert. Er tut so, als wäre nichts passiert, ging es ihr durch den Kopf. Und sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte.
„Sie haben Ihre Serviette auf den Tisch geworfen und sind hier hergestürmt. Wenn ich mich richtig entsinne, wollten Sie mich sogar vom Balkon stoßen."
Ja, jetzt fiel es ihr ein! Sofort wurde sie wieder wütend.
„Ich hatte auch allen Grund dazu", warf sie ihm vor. „Sie haben mich an der Nase herumgeführt."
„Habe ich das?" Er zog die Augenbrauen hoch. „Das müssen Sie mir erklären."
Leone wusste ganz genau, wovon sie sprach. Er wollte bloß weiter Spielchen mit ihr spielen. Carrie trat ein wenig von der Brüstung zurück, um ihm nicht mehr so nahe zu sein. „Na gut", meinte sie schließlich. „Da Sie so unschuldig tun, werde ich es Ihnen gern erklären."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie haben mir versprochen, wegen des Tafelservice mit Ihrem Bruder zu reden, damit ich darüber in meinem Buch schreiben darf. Aber Sie haben es nicht getan, stimmt's? Es war nur ein Vorwand."
„Ein Vorwand?"
„Allerdings. Sie treiben Spielchen mit mir."
Carrie hatte ihre Worte mit Bedacht gewählt, denn sie wollte ihm nicht vorwerfen, sein Versprechen wäre lediglich Mittel zum Zweck gewesen. Wenn sie wieder auf das Thema zu sprechen kam, würde es sie nur ablenken. Es war besser, wenn sie ihr Ziel im Auge behielt.
„Geben Sie zu, dass ich recht habe", beharrte sie. „Sie haben ga r nicht mit Ihrem Bruder geredet, stimmt's? Es war bloß ein Vorwand."
Leone schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, Sie irren sich. Ich habe mit meinem Bruder geredet, wie ich es Ihnen versprochen hatte. Wie kommen Sie darauf, ich hätte es nicht getan?"
Misstrauisch erwiderte sie seinen Blick. Log er etwa schon wieder? „Ist das Ihr Ernst?"
„Natürlich ist es mein Ernst", bestätigte er lächelnd. „Ich habe vor ein paar Tagen mit ihm gesprochen."
Allmählich kam sie sich etwas albern vor. Irrte sie sich vielleicht doch? Sie rief sich noch einmal ins Gedächtnis, was er gesagt und getan hatte. Es gab im Grunde nichts, was gegen ihn sprach.
Trotzdem war sie noch nicht zufrieden. „Und was hat Ihr Bruder gesagt?"
„Er meinte, dass er Sie gern kennenlernen würde, bevor er eine Entscheidung fällt.
Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass ich ihn schon überzeugt habe. Ich habe Sie heute abend eingeladen, damit Sie sich mit ihm unterhalten und eine Regelung mit ihm treffen können. Doch leider ist nichts daraus geworden, weil er verhindert ist." Eine Weile sah Leone sie an, bevor er fortfuhr. „Sie haben also wirklich keinen Grund, mir gegenüber so misstrauisch zu sein."
Hatte sie das nicht? Carrie war noch immer nicht überzeugt, sah aber ein, dass es keinen Sinn hatte, weiter nachzubohren. Wenn er die Wahrheit sagte, würde sie ihn nur verärgern, und wenn nicht, würde sie sowieso nichts erreichen.
Daher zuckte sie die Schultern. „Okay, gehen wir davon aus, dass ich mich geirrt habe.
Was passiert nun? Werden Sie noch einmal mit ihm reden?"
„Ich werde morgen mit ihm sprechen."
„Einverstanden. Danke. Es tut mir leid, dass ich Ihnen Unrecht getan habe", fügte sie hinzu, weil sie nicht unhöflich sein wollte.
„Ist schon gut. Schließlich hat Ihr kleiner Wutanfall nicht geschadet." Leone streckte die Hand aus, um ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen. „Im Gegenteil, ich finde, er war ziemlich konstruktiv."
Was er damit meinte, konnte sie sich lebhaft vorstellen. Schließlich hatte ihr Wutanfall dazu geführt, dass sie sich geküsst hatten. Als Leone ihr Ohr streifte, wich Carrie hastig zurück, aus Furcht, er könnte weitere konstruktive Schritte im Sinn haben. Da ihr Herz plötzlich schneller klopfte, hörte sie nur mit halbem Ohr zu, als er hinzufügte:
„Während wir darauf warten, dass Damiano grünes Licht gibt, kann ich veranlassen, dass Sie einen Blick auf das Service werfen - mehr aber auch nicht."
„Das ist nicht nötig, danke."
Das hatte sie ganz spontan gesagt.
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