IM SCHLOSS DES FRANZÖSISCHEN MILLIONÄRS
passiert ist?“, fragte Raine.
„Ein Kurzschluss oder so bei den Zündern für die Pyrotechnik. Das bringt den Zeitplan ganz schön durcheinander.“ Angewidert blickte er sich um. Der Zeitplan für den Film ist sicher seine geringste Sorge, ging es Charlotte durch den Kopf.
Er wandte sich ihr zu. „Kann ich mal unter vier Augen mit dir sprechen?“
„Sie hat keine Schuld“, warf Raine ein.
Alec sah seine Schwester an, als wäre sie verrückt geworden.
Charlotte gab sich sehr wohl die Schuld. Sie konnte es Alec auch nicht verübeln, dass er stocksauer war. Ja, sie würde dafür geradestehen müssen. Aber am meisten bekümmerte es sie, dass sie die Hudsons so enttäuscht hatte.
Alec wollte nach ihrem Arm greifen, doch im letzten Moment hielt er inne, wohl weil ihm klar wurde, wie schmutzig seine Hand war. Stattdessen wies er mit einem Kopfnicken auf eine abgeschiedene Ecke.
„Ich fühle mich entsetzlich“, begann Charlotte, als sie außer Hörweite waren. „Ich hätte mich mehr um Vorsichtsmaßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen kümmern müssen und …“
„Ich will dich was fragen“, unterbrach Alec sie. Zu ihrem Erstaunen wirkte er jetzt gar nicht mehr wütend, sondern eher nachdenklich.
„Was denn?“, erwiderte sie tapfer.
„Es betrifft das, was vorhin passiert ist – zwischen uns beiden.“
Ach so. Jetzt verstand sie. Darum ging es also. Jetzt würde die große Rede kommen. Alles war zwar sehr schön und so weiter, aber wir sind ja schließlich beide erwachsen, blablabla, und so viel hat es ja auch wieder nicht zu bedeuten …
Na gut, darauf war sie vorbereitet. Schließlich waren sie wirklich beide erwachsen, und keiner von ihnen hatte sich irgendwelchen Illusionen hingegeben, was die Länge ihrer Beziehung betraf.
„Du brauchst es gar nicht auszusprechen, Alec“, kam sie ihm zuvor. „Ich verstehe. Und ich sehe es genauso.“ Sie würden einfach weitermachen, als ob nichts vorgefallen wäre. Wenn er sie die Dreharbeiten hier zu Ende bringen ließ, war das die Hauptsache. Er sollte nur nicht glauben, dass sie sich wegen eines One-Night-Stands die Augen ausheulen würde!
Na ja, ein bisschen würde sie vielleicht schon weinen. Aber nur, weil es ein so unglaublich guter One-Night-Stand gewesen war. Wäre nicht übel gewesen, wenn es zwei oder drei Nächte geworden wären. Aber so tickte Alec nicht. Jedenfalls nicht, wenn man den Berichten in den Zeitungen Glauben schenken konnte.
„Du siehst es genauso?“, fragte er.
Sie nickte. „Und es bleibt unser Geheimnis.“
Er verschränkte die Arme. „Darüber waren wir uns ja schon einig.“
„Richtig.“ Komisch, dachte sie. Er sieht aus, als will er mich noch was fragen.
„Was ich noch wissen möchte …“ Vorsichtig sah er sich um, dann trat er näher an sie heran. „Hättest du Lust auf eine Wiederholung?“
Verblüfft blickte sie ihn an. „Ich verstehe nicht ganz.“
Er kam ihr noch näher. „Hier draußen wage ich nicht, dich zu berühren, und schon gar nicht, dich in den Arm zu nehmen und zu küssen. Aber ich möchte wissen … Willst du noch mal mit mir schlafen?“
„ Und den Film fertigstellen?“
„Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“
„Na ja … ich bin ja schließlich wegen der Filmarbeiten hier, und jetzt haben wir deinen Vorgarten verwüstet.“
Kurz sah er sich um. „Da habt ihr wirklich gründliche Arbeit geleistet.“
„Wirfst du uns jetzt raus?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
Er seufzte. „Kannst du dir vorstellen, wie schwer es mir fällt, hier zu stehen und dich nicht berühren zu dürfen?“
Das konnte sie sich lebhaft vorstellen, denn ihr erging es nicht anders. Strahlend lächelte sie ihn an.
Er runzelte die Stirn. „Beantworte mir endlich meine Frage.“
„Die Antwort ist Ja.“
„Gut.“
„Raine starrt zu uns herüber.“
„Um Raine kümmere ich mich schon.“
6. KAPITEL
Charlotte schlüpfte aus ihren Kleidern und duschte heiß. Anschließend fühlte sie sich allerdings immer noch völlig aufgedreht. Es war schon nach Mitternacht, aber im Vorgarten arbeiteten immer noch Leute, um die Reste des Chaos zu beseitigen.
Sie zog sich Jeans und ein T-Shirt an und band ihr noch feuchtes Haar zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammen. Vielleicht würde ihr ein Brandy beim Einschlafen helfen. Ob es in der Küche welchen gab …?
Auf dem Weg zur Küche kam sie an der Bibliothek vorbei, deren Tür nur angelehnt war. Drinnen brannte Licht, und sie hörte Stimmen.
Alec, Kiefer,
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