Im Schloss des spanischen Grafen
liebsten hätte sie getobt!
Plötzlich hielt sie es nicht mehr aus. „Ich bin eine solche Närrin! Ich hatte tatsächlich geglaubt, es würde anders sein. Dass du dich bemühen würdest, damit es dieses Mal funktioniert.“
„Wovon redest du überhaupt?“ Alejandro zog das Hemd aus und entblößte somit einen faszinierend männlichen Oberkörper.
Jemima wirbelte wieder zu ihm herum. Der Puls an ihrem Hals hämmerte. Das Sprechen machte Mühe, wenn sie jede Zelle in ihrem Körper dazu zwingen musste, sich von diesem hypnotisierenden Anblick direkt vor ihr nicht beeinflussen zu lassen. „Vor zwei Stunden bin ich angekommen. Wie, glaubst du, war es für mich, deiner Mutter gegenüberzustehen, bevor ich dich überhaupt gesehen habe? Wenigstens einmal in deinem Leben hättest du für mich da sein können, aber der Gedanke ist dir wohl nicht gekommen!“
„Ich habe meiner Mutter eine Nachricht für dich hinterlassen. Willst du behaupten, sie hätte sie nicht weitergegeben?“
Sein hochmütiger Ton fachte ihren Ärger nur weiter an. „Deine Mutter hasst mich wie die Pest. Glaubst du wirklich, sie würde sich die Mühe machen, eine Nachricht an mich weiterzuleiten? So naiv kannst du nicht sein.“
„Wenn du meine Nachricht nicht bekommen hast, muss ich mich für dieses Versäumnis entschuldigen“, meinte er diplomatisch, entledigte sich seiner restlichen Kleidung und schlenderte lässig in glorreicher Nacktheit wie ein heidnischer Gott ins Bad.
Seine verbindliche Höflichkeit machte sie so wütend, dass sie meinte, Rauchwölkchen würden ihr aus den Ohren steigen. „Zieh nicht diese aristokratische Show bei mir ab. Du willst mich nur in Verlegenheit bringen, damit ich den Mund halte!“
„Wem wäre es jemals gelungen, dich verlegen zu machen?“ Und mit dieser schneidenden Bemerkung stellte er sich unter die Dusche und drehte das Wasser auf.
„Ich hasse dich, wenn du mich so behandelst!“ Jemima blieb in der Badezimmertür stehen, und all die unglücklichen Erinnerungen aus der früheren Zeit ihrer Ehe stürzten mit Wucht auf sie ein. Doch sie hatte nicht vor, das noch einmal durchzumachen. Nur … hatte sie nicht gerade um Alfies willen einer Neuauflage zugestimmt? Aber wie sollte es Alfie guttun, wenn sie den übermächtigen Drang in sich verspürte, seinem Vater an die Gurgel zu gehen?
Das Wasserrauschen setzte aus, Alejandro trat unter der Dusche hervor, strich sich das nasse Haar mit den Fingern zurück und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften. Wassertropfen rannen glitzernd über seine gebräunte Haut. Mit aufreibender Selbstsicherheit schaute er Jemima an. „Du hasst mich nicht.“
Sie schlang die Arme um sich. „Was macht dich da so sicher? Ich bin gegangen, weil ich dich nicht ertragen konnte.“
Alejandro machte ein paar Schritte vor, und sie wich zurück ins Schlafzimmer. „Wieso?“, fragte er nüchtern. „Weil ich gemerkt habe, was zwischen dir und Marco lief? Weil ich Fragen stellte, wo all das Geld geblieben war? Jeder Mann hätte Antworten darauf verlangt.“
„Ich bin gegangen, weil du mir kein Wort geglaubt hast. Das war zwar der wichtigste, aber nur einer von vielen Gründen“, warf sie ihm mit blitzenden Augen vor.
Er runzelte die Stirn. „Ich habe Hunger. Ich will mich anziehen und etwas essen, auf einen Streit habe ich jetzt wirklich keine Lust.“
„Alejandro …“ Die Wut schoss so jäh in ihr auf, dass Jemima tatsächlich meinte, größer geworden zu sein. „… bei dir hat es nie den richtigen Zeitpunkt gegeben. Ich lege dir jedoch dringend nahe, die Augen aufzumachen und dir anzusehen, welcher Beitrag zum Scheitern unserer Ehe dir zukommt, anstatt die Schuld allein mir zuzuschieben.“
„Lassen wir die Vergangenheit ruhen.“
„Das sagst ausgerechnet du, wenn du mir bei jeder Gelegenheit vorhältst, was ich falsch gemacht habe?“, zischelte sie.
Alejandro stöhnte laut auf. „Dann sag, was du zu sagen hast, mit so wenigen Worten, wie es dir möglich ist.“
„Du hast mich gezwungen, mit deiner Mutter unter einem Dach zu leben …“
„In Spanien ist das durchaus üblich, und das Schloss ist groß.“
„So simpel war das nie. Doña Hortencia verachtet mich und hat es mich jede Minute spüren lassen. Hast du je etwas unternommen, damit sie damit aufhört?“
„Du übertreibst“, tat er ab.
„Bat ich irgendjemanden vom Hauspersonal um etwas, mussten sie es erst mit Doña Hortencia besprechen, schließlich ist sie die Hausherrin. Es kam
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