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Im Schloss des spanischen Grafen

Im Schloss des spanischen Grafen

Titel: Im Schloss des spanischen Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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ein Hotel ziehen, bis die Villa für sie vorbereitet ist.“
    „Das muss ja wirklich ein heftiger Streit gewesen sein.“ Jemima sah keinen Grund, Bedauern über Doña Hortencias Auszug zu heucheln, dennoch kam diese Entwicklung der Dinge mehr als überraschend.
    „Mein Neffe wird mir fehlen“, sagte Beatriz jetzt bekümmert.
    „Aber du ziehst doch sicherlich nicht mit aus!“, rief Jemima perplex.
    „Mamá wird erwarten, dass ich sie begleite.“
    „Aber ich nicht, und Alejandro ganz bestimmt auch nicht“, widersprach Jemima fest. Sie wusste, wie sehr Alejandro an seiner Schwester hing und wie sehr ihn ihr zurückgezogenes Leben sorgte. „Dieses Schloss ist doch dein Zuhause, Beatriz.“
    Die große kurvige Brünette schaute unsicher zu ihr hin. „Es würde dich und Alejandro nicht stören, wenn ich bliebe?“
    „Natürlich nicht. Ich bin sogar froh, wenn du bleibst. Dann bin ich nicht allein, wenn Alejandro geschäftlich unterwegs ist.“
    „Meine Stiefmutter wird es mir nie verzeihen, wenn ich sie im Stich lasse …“ Beatriz wirkte regelrecht schockiert über die neuen Möglichkeiten, die sich ihr plötzlich eröffneten. „Ich weiß nicht, ob ich es überhaupt schaffe, mich ihrem Willen zu widersetzen.“
    Jemima blieb abrupt stehen und runzelte die Stirn. „Hast du Doña Hortencia gerade deine ‚Stiefmutter‘ genannt?“
    Jetzt zog auch Beatriz die Brauen zusammen und schaute ihre grazile Schwägerin verblüfft an. „Wusstest du das nicht?“ Sie wirkte zerstreut, so als wären ihre Gedanken noch immer mit der Aussicht auf ein neues Leben für sich beschäftigt. „Natürlich mussten wir sie immer Mamá nennen. Ich war erst drei und Alejandro ein Baby, als unsere Mutter starb.“
    Jemima drängte all die neugierigen Fragen zurück, die ihr auf der Zunge lagen. Das war mal wieder typisch für Alejandro, sie über eine so wichtige Tatsache nicht ins Bild zu setzen. Das könnte zumindest erklären, warum Doña Hortencia sich dem älteren Sohn gegenüber immer eher kühl und steif verhielt, während sie den jüngeren Marco schon fast übertrieben bemuttert hatte.
    Und schon bestätigte Beatriz Jemimas Vermutung. „Marco kam vier Jahre nach Vaters Hochzeit mit Doña Hortencia zur Welt. Mamá war sehr verärgert, als sie herausfand, dass Marco sein Erbteil nach Vaters Tod nicht einfordern konnte, denn das hätte ja bedeutet, wir hätten den Besitz verkaufen und aufteilen müssen.“
    Alfie kam über den Rasen gerannt und warf sich seiner Mutter in die Arme, sobald er sie erblickte. Jemima drückte ihren kleinen Jungen lachend an sich und schlug der Nanny vor, eine längere Pause zu machen. Beatriz spielte ausgelassen Ball mit ihrem Neffen, und Jemima konnte nur hoffen, dass die Schwägerin die Kraft fand, sich der erstickenden Kontrolle der Stiefmutter zu entziehen, und weiter auf dem Schloss wohnen würde.
    Eine gute Stunde später gesellte sich Alejandro zu ihnen. In kakifarbenen Chinos und einem kurzärmeligen Poloshirt bot er eine faszinierend attraktive Erscheinung. Sobald sein Blick auf Jemima traf, spürte sie, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, denn sie erinnerte sich an die in der Nacht geteilten Intimitäten. Alfie strahlte seinen Vater an und rannte mit dem Ball zu ihm hin, während Beatriz sich entschuldigte. Sie wolle sehen, ob sie Doña Hortencia zur Hand gehen könne.
    Voller Neugier, aber kontrolliert sah Jemima Vater und Sohn beim Ballspiel zu. Irgendwann hatten die beiden schließlich genug davon, und Alejandro schlug vor, zum See zu fahren.
    „Ich wusste gar nicht, dass Doña Hortencia eure Stiefmutter ist, bis Beatriz es vorhin erwähnte“, sagte Jemima, sobald sie in dem Geländewagen saßen.
    Alejandros Lippen wurden schmal. „Sie ist die einzige Mutter, an die ich mich erinnere. Meine Mutter starb nur Stunden nach meiner Geburt. Mein Vater heiratete kurz nach ihrem Tod wieder. Hortencia war seine wahre Liebe, nicht meine Mutter“, erklärte er mit tonloser Stimme. „Er betete sie an. Fast hätte er den Besitz in den Bankrott getrieben, weil er ihr jeden Wunsch erfüllt hat.“
    Jemima stellte fest, dass ihre Meinung über Alejandros scheinbar so sorglose Kindheit ins Wanken geriet. „Führten die beiden eine glückliche Ehe?“
    „Mein Vater war glücklich, aber ich glaube nicht, dass Hortencia sehr zufrieden mit dem Leben war, das sie führte. Vor seinem Tod schien er sehr besorgt um ihre Zukunft – genau wie sie. Auf dem Sterbebett nahm er mir das Versprechen ab,

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