Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schloss unserer Liebe

Im Schloss unserer Liebe

Titel: Im Schloss unserer Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Lennox
Vom Netzwerk:
unter diesem Gesichtspunkt sehen.“ Sie ging zur Tür. „Gute Nacht, Kinder. Ich komme allein zurecht.“
    „Warte, Mutter, wir begleiten dich.“

5. KAPITEL
    Der vom Vollmond beschienene Weg zu Lauras Haus führte an gepflegten Rasenflächen entlang, vorbei an extravaganten Brunnen, kreuzte den Rosengarten und folgte dann dem Saum des Waldes. Unheimliches Gekrächze, aber auch wunderlicher Gesang drangen aus dem Gehölz. Klang so eine Nachtigall? Kelly hatte noch nie eine singen gehört, auch damals nicht, bei ihrem ersten Aufenthalt in Alp de Ciel.
    Schweigend schritt sie an Lauras linker Seite, während Rafael rechts von seiner Mutter ging und ihren Arm stützte.
    Seine Fürsorge verwunderte Kelly, denn Laura wirkte ausgesprochen eigenständig und selbstsicher auf sie. Gab es einen Grund, warum Rafael glaubte, seine Mutter beschützen zu müssen?
    „Wer wird Matty während der Krönung beistehen?“, fragte Laura unvermittelt.
    „Krönung?“ Kellys Herz sank.
    „Oje. Das hätte ich fast vergessen.“ Rafael schüttelte sich vor Unbehagen.
    „Während du in Australien warst, hat Crater mit den Vorbereitungen für die Zeremonie begonnen“, sagte Laura. „Du wirst den Eid ablegen, den Matty leisten müsste, wenn er alt genug wäre, die Krone zu tragen.“
    „Seine Mutter wird sich um Matty kümmern“, erwiderte Rafael.
    „Nicht während der Zeremonie“, protestierte Kelly. „Ich bin keine Angehörige des Fürstenhauses.“
    „Ihr scheint euch offenbar beide nicht zuständig zu fühlen“, sagte Laura.
    „Ich habe keine offiziellen Verpflichtungen“, verteidigte sich Kelly.
    Inzwischen hatten sie den Witwensitz erreicht. Das Schlösschen lag in einem verwunschenen Garten zwischen Büschen und wilden Blumen. Hier duftete es nach Jasmin, Gardenien und Geißblatt.
    Doch Laura ließ Kelly keine Zeit, sich an dem Anblick und den Gerüchen zu erfreuen. „Dieses Land ist vernachlässigt worden“, sagte sie ernst. „Weder Kass noch dessen Vater scherten sich darum. Deinen Vater hat das fast umgebracht, Rafael.“
    „Es hat ihn umgebracht!“
    „Das stimmt nicht. Dein Vater ist an den Folgen eines Reitunfalls gestorben.“
    „Den mein Onkel zum Anlass nahm, ihn politisch kaltzustellen.“
    „Mein Mann hat sich um die Wirtschaft des Landes gekümmert“, erklärte Laura. „Das Volk von Alp de Ciel lag ihm am Herzen. Aber nach dem Unfall hat ihn der alte Fürst aller Ämter enthoben.“
    „Das hat ihm den Todesstoß versetzt“, behauptete Rafael. „Nenn mir einen guten Grund, warum ich mich für dieses Fürstenhaus engagieren sollte?“
    „Weil dein Vater es gewollt hätte.“
    „Mein Vater lebt nicht mehr. Und ich bin Spielzeugerfinder, Mutter.“
    „Ein hervorragender sogar.“ Laura stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange. „Du bist beides. Prinz von Geblüt und Spielzeugerfinder. Sieh es doch mal so.“
    „Mehr als das Allernotwendigste darf man von mir als Prinzregent nicht erwarten.“
    „Das ist ja das Problem.“ Statt die Pforte zu öffnen, setzte sich Laura auf die niedrige Mauer, die den Garten umgab, und schaute Rafael und Kelly streng an.
    „Dieses Land stellt eine Verpflichtung dar. Eine immense Verpflichtung. Matty ist zu jung, um sie zu tragen.“
    „Niemand hat sie in den vergangenen fünfzig Jahren getragen“, warf Rafael mürrisch ein.
    „Dein Vater hat es versucht. Obwohl es nicht seine Aufgabe war …“
    „Stimmt. Und meine ist es auch nicht.“
    „Doch. Es ist deine Aufgabe. Du bist Prinzregent. Das Land braucht dich.“
    „Fang nicht wieder davon an, Mutter. Kelly hat mich schon gezwungen, hierzubleiben.“
    „Ja“, sagte Laura fast zärtlich. „Kelly.“
    „Bitte machen Sie sich keine Hoffnungen“, wehrte Kelly ab. „Ich bin nicht einmal adelig.“
    „Aber Sie gehören dazu.“ Laura schaute sie streng an. „Seit Ihrer Heirat mit Kass sind Sie Mitglied der fürstlichen Familie. Und seit der Geburt Ihres Sohnes darf dieses Land etwas von Ihnen erwarten.“
    „Es ist nicht mein Land.“
    „Jemand muss Verantwortung für dieses Land übernehmen“, sagte Laura traurig. „Es ist verarmt. Die Industrie ist zurückgeblieben, die Landwirtschaft völlig veraltet. Das Fürstenhaus muss investieren, Reformen zulassen. Doch bisher ist nichts dergleichen geschehen. Noch hat das Volk nicht gemeutert, noch zeigt es Langmut. Wer weiß, wie lange noch. Denn nun …“
    „Was, nun?“, fragte Rafael.
    „… wagen seine Nachbarn

Weitere Kostenlose Bücher